Ohne „Tutti Frutti“ farbloser und ärmer

Wer am Wochenende (16./17. September) den Weg in die Stadthalle Flörsheim gefunden hatte, konnte wieder hautnah die Spielfreude der jungen Schauspieler des Kindermusiktheaters „Tutti Frutti“ und die mitreißende Singfreude des Canta-Chors des Graf-Stauffenberg-Gymnasiums miterleben sowie die Begeisterung in den Augen der kleinen und großen Besucher sehen.

Die Projekte des Kindermusiktheaters Tutti Frutti, welches Kinder und Jugendliche gemeinsam mit vielen freiwilligen Helfern in fleißiger Zusammenarbeit stemmen, bereichern seit 17 Jahren das Kulturleben der Stadt Flörsheim. Es gab und gibt derzeit kaum vergleichbare Projekte in Flörsheim, die alle Generationen Flörsheims auf der Bühne und im Zuschauerraum verbindet und die einen solch positiven Ruf mittlerweile auch über die Stadtgrenze Flörsheims hinaus haben.

Dass nun dieses, man kann schon sagen traditionsreiche, Kindertheaterprojekt in Gefahr ist, dem Rotstrich der Stadt Flörsheim zum Opfer zu fallen, macht traurig und wütend zugleich. An der Begeisterung und dem Engagement von Kindern, Eltern, Freunden und Sponsoren des Musiktheaters kann es nicht liegen, hier sind viele sowohl finanzielle als auch (frei)zeitliche und ideenreiche Unterstützung geleistet worden. Dass nach jahrelanger vertrauensvoller Kooperation mit der Stadt Flörsheim diese mitten im laufenden Projekt zu großen Teilen seitens der Stadt aufgekündigt wurde, war ein Schock. Mit großen Anstrengungen konnten jedoch Sponsoren gefunden werden, die hier helfend einsprangen und das in Flörsheim einzigartige Projekt unterstützen. 

Dass jedoch etwa drei Wochen vor der geplanten Aufführung die Stadt Flörsheim eine Rechnung stellte, die doppelt so hoch wie angekündigt war, macht fassungslos. Zu diesem Zeitpunkt war eine Umplanung der Aufführungen nicht mehr möglich, einzige Alternative wäre eine Absage gewesen. Dies ließ die Theaterleiterin Petra Spies jedoch nicht zu und führte die Theatervorstellungen mit großem Erfolg durch, im Vertrauen auf eine nachträgliche Einigung mit der Stadt Flörsheim.

Das Gebaren der Stadt Flörsheim in den letzten Wochen ist enttäuschend und in keinster Weise nachvollziehbar: Nach Erinnerung an bestehende Zusagen und Vereinbarungen verweist ein Amt an das nächste, unter Berufung auf einen gekürzten Haushaltsplan, beschlossen durch die Stadtverordnetenversammlung. Argumente wie „das Theater sei kein Verein und fiele somit nicht unter die Vereinsförderung“ lassen einen doch erheblich wundern. Das Kindertheater war noch nie ein Verein – und das merkt man erst jetzt? Es stellt sich die Frage, ob Projekte außerhalb einer Vereinsstruktur nicht förderungswürdig sind? Das erlebte Vorgehen der Stadt zeigt, wie wenig Fingerspitzengefühl unsere Stadtvertretung und der Bürgermeister scheinbar haben. 

Leider ist auch für die Planung weiterer Projekte des Kindermusiktheaters Tutti Frutti bisher kein Entgegenkommen der Stadt Flörsheim erkennbar. Kürzlich erhielt das Theater die Hiobsbotschaft, dass die bisherigen wöchentlichen Mietpreise für die Proberäume nur noch für dieses Jahr ihre Gültigkeit behalten. Für das kommende Jahr könnten leider keine festen Zusagen gemacht werden über die dann anfallenden Mietpreise. Wie kann das Kindertheater eine Planung für ein eventuelles kommendes Projekt machen, wenn hier Andeutungen über Preissteigerungen gemacht werden, ohne auch nur eine Zahl zu nennen? Das Prozedere, mit dem die Stadt daherkommt, ist schlichtweg unprofessionell und unzumutbar. Ist dieses Vorgehen tatsächlich als zugunsten und im Sinne der Bürger der Stadt Flörsheim einzustufen?

Es darf einfach nicht sein, dass ein solch tolles Projekt, hinter dem so viele mit Herz engagierte Menschen stehen, solch kurzsichtigen und unsensiblen bürokratischen Entscheidungen zum Opfer fällt. Bei fehlender verlässlicher Unterstützung der Stadt Flörsheim für dieses Flörsheimer Kulturprojekt besteht die Gefahr, dass es in Zukunft das Kindermusiktheater Tutti Frutti in seiner bisherigen erfolgreichen und bewährten Form nicht mehr geben wird. Geschieht das tatsächlich, würde die Kulturlandschaft der Stadt Flörsheim farbloser und ärmer sein.

Peggy Schwalbe und weitere Eltern der Theaterkinder des Musiktheaters Tutti Frutti

 

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