Trotz eisiger Kälte: Unsere Störche kommen zurück!

Der Weißstorch 8X705 wurde im Mai 2013 in Riedstadt (bei Groß Gerau) geboren. Er brütet seit 2016 im Gewerbegebiet „Gerbermühle“ in Wallau. Dort wurde auch das Foto am 20. Februar 2018 gemacht.
(Foto: H. Usinger)

FLÖRSHEIM (eb) –„Die armen Störche! Wie überleben die denn diese schlimme Kälte?“ So oder ähnlich melden sich fast täglich besorgte Bürgerinnen und Bürger bei mir. Ich versuche dann, solche einfühlsamen Menschen zu beruhigen. Wegen der anhaltenden Frostperiode sind die Lebensbedingungen für Freund Adebar zur Zeit tatsächlich nicht gerade optimal. Aber frieren muss er, dank seiner eng schließenden Befiederung, nicht.

Schwieriger gestaltet sich die Futtersuche. Frösche, Regenwürmer und Insekten: Fehlanzeige! Da bleiben ihm fast nur noch die Mäuse übrig. Weil er jetzt keine Jungen ernähren muss, kommt er mit wenigen Nagetieren pro Tag aus.

Die ersten geflügelten "Heimkehrer" sind schon vor ein paar Wochen aus ihren südlichen Winterquartieren zurück gekommen. In der Regel sind das die Männchen. Sie suchen ein Nest. Meistens das aus dem Vorjahr. Das bauen sie um oder aus und warten auf ein Weibchen. Sehr oft ist das seine letztjährige Partnerin. Das muss aber nicht sein. Störche sind zwar sehr ortstreu, entgegen vieler romantischer Vorstellungen aber nicht unbedingt partnertreu. Nach dem Motto: „Wer (als Weibchen) zuerst kommt, mahlt auch zuerst“ kann es jedes Jahr zu einer neuen Beziehung für jeweils eine Brutsaison kommen.

Wesentlich ernster als die Kälte ist – nicht nur für den Storch – der Mensch. Wir nehmen ihm seinen Lebensraum. Gewerbegebiete, Häuser, Straßen, Flughafenausbau, Supermärkte auf der grünen Wiese: Die Zerstörung der natürlichen Lebensgrundlagen für Tiere, Pflanzen und letztlich uns Menschen selbst schreitet in einer erschreckenden Weise voran. Klimawandel und Artensterben sind nicht mehr zu übersehen, werden aber von uns einfach ausgeblendet. Das Aufhängen von Meisenknödeln oder das Aufstellen von Storchenmasten sind da nur Feigenblätter.

Bernd Zürn, Weilbach

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