Leserbrief Wegeführung zu den Kolonnaden

Wie stand es in der Zeitung, sei der „richtige“ Weg mit dem Fahrrad aus der südlichen Wickerer Straße (Rathausplatz, Norma) Richtung Kolonnaden? Erzbergerstraße – Rossertstraße, dann über die Unterführung hinweg, dann Spitzkehre und den Rad- und Fußweg der Unterführung unter der Bahn hindurch usw. – Wer hat sich denn das nur ausgedacht und wie soll man das auffinden?

Auf der Nordseite angekommen, geht es aber erst richtig los. Man kommt bei Feuerwehr und Altenheim (Gartenseite) heraus und wenn man nicht ortskundig ist, landet man im Schütz-Park und weiß nicht mehr weiter. An den Kolonnaden ist man dann schon vorbei. Wenn Stadtplanung auch Organisation von Orientierung ist, dann ist das mit der Unterführung eher Desorientierung und städtebaulicher Murks. Und wenn dann im Ortsbeirat eine Aufstellung von Hinweisschildern gefordert wird, dann ist das bestenfalls eine Notlösung. Aber mit diesem Durcheinander habe ich nichts zu tun!

Die Grundidee war eine andere. Nachdem ein Einkaufszentrum auf dem „Axthelm-Gelände“ gescheitert war, sollte es am heutigen Standort so gut und direkt wie möglich mit dem Bereich der Innenstadt verbunden werden. Und zwar so, dass für Fußgänger und Radfahrer möglichst ein Zusammenhang entsteht. Man sollte so von einem zum anderen Einkaufsbereich eine Verbindung vorfinden, die es überflüssig macht, die Strecke mit dem Auto zurück zu legen. Wie jeder weiß, ist dieses Ziel mit dieser Unterführung gründlich verfehlt worden.

Der Plan der Bahn zur Beseitigung schienengleicher Bahnübergänge besteht schon sehr lange und so war auch die Wickerer Straße irgendwann an der Reihe. Die bis an die alte Schranke heranführende Bebauung machte es jedoch schwierig. Es mussten Gebäude weichen und dennoch war eine omegaförmige Schleife erforderlich um tief genug unter die Schienen zu kommen.

Das machte die Sache langwierig und teuer und erst die Städtebauförderung machte das Bauwerk für den städtischen Anteil finanzierbar. Um Gelder aus diesem Programm einsetzen zu können muss die städtebauliche Sinnhaftigkeit aber nachgewiesen werden. Dazu gab es erst einmal die Planung des städtischen Verkehrsplaners – das war Prof. Mensebach – sowie die Stellungnahme des städtischen Sanierungsplaners. Letzterer war ich. Die Planung sah als Führung das beschriebene Omega vor. Die Unterführung begann von Süden etwa wie heute ausgeführt. Sie führte aber nach Norden wieder zurück auf die Wickerer Straße zurück, womit die Führung zwischen Innenstadt und Kolonnaden klar war. Die Durchfahrtshöhe sollte zunächst beschränkt werden, d. h. höhere Fahrzeuge hätten auf die beiden vorhandenen Unterführungen ausweichen sollen.

Als Stadtplaner war von mir dazu Stellung zu nehmen. Meine (zustimmende) Stellungnahme hatte eine wichtige Konkretisierung: der die Fahrbahn begleitende Fußweg sollte in der Außenkurve verlaufen. Dadurch wäre es möglich gewesen, mit einer Treppe in der Mitte des Omega den mittleren Bahnsteig des Bahnhofs zu erreichen. Dies hätte den Weg von der Wickerer Straße dorthin verkürzt. Außerdem habe ich mir davon versprochen, dass die zahllosen Gleisüberschreitungen – insbesondere von Schülern – überflüssig geworden wären.

Meine Stellungnahme ging zum Rathaus und verschwand vermutlich in den Akten. Ich hatte nichts mehr gehört und nahm an, mein Vorschlag sei in die Planung eingeflossen. Offenbar war das aber nicht so. Jahre Später erhielt ich eine völlig veränderte Planung erneut zur Stellungnahme. Sie entsprach dem, was heute ausgeführt ist. Dazu erhielt ich den Hinweis, ich könnte aber nichts mehr ändern, da sämtliche Genehmigungen bereits erteilt seien. Ich habe daraufhin keine Stellungnahme mehr abgegeben.

Die geänderte Konzeption zielte jetzt in eine andere Richtung – zur B519 Richtung Weilbach und mit ihr der Fußweg, der leider nichts mehr mit einer Anbindung der Kolonnaden an die Innenstadt zu tun hat. Damit wurde die ursprüngliche Zielsetzung, eine möglichst kurze und klare Fußgängerverbindung zwischen den beiden Einkaufsbereichen herzustellen aufgegeben und der Autoverbindung – zur Bundesstraße und Richtung Autobahn – Vorrang gegeben. Das ist das Problem bei der neuen Unterführung, die damit ihre wichtigste städtebauliche Zielsetzung verfehlt hat. Wenn man zwischen den beiden städtebaulichen Schwerpunkten hin oder her will, benutzt man das Auto und das ist schade so.

Was kann man also tun? Wenn man keine zusätzliche Fußgängerunterführung an der Wickerer Straße bauen will, eigentlich nichts. Also leben mit der Unzulänglichkeit. Für den Radverkehr ist der längere Weg weniger hinderlich. Aber die Orientierung ist schlecht. Hier müsste aber doch zur Notlösung gegriffen werden: Hinweisschilder aufstellen, damit man die verquere Führung überhaupt findet. Aber für Fußgänger ist die Strecke öde und wird nicht angenommen.

Wenn ich selbst zurückdenke, bin ich stolz darauf, welche Verbesserungen wir bei der Sanierung von Altstadt und Innenstadt erreichen konnten. Ausgerechnet bei der teuersten Einzelmaßnahme klappte die Zusammenarbeit zwischen Verwaltung und Stadtplanung nicht. Und da ist jetzt so etwas herausgekommen wie diese Unterführung.

Professor Horst Thomas

Flörsheim am Main

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