Abitur in Zeiten von Corona Schülerinnen und Schüler erfuhren erst 16 Stunden vorher vom Stattfinden

Das Flörsheimer Graf-Stauffenberg-Gymnasium am ersten Abiturprüfungstag 2020.

Schülerinnen und Schüler erfuhren erst 16 Stunden vorher vom Stattfinden

Der Schüler Noah Reichel erlebt in diesen Tagen am Flörsheimer Graf-Stauffenberg-Gymnasium Abiturprüfungen unter sehr speziellen Umständen. Erst tags zuvor um 17 Uhr erfuhr er, dass seine erste schriftliche Prüfung im Fach Politik und Wirtschaft tatsächlich am Donnerstag, den 19. März um 9 Uhr stattfinden wird - gerade mal 16 Stunden davor.

Die Hessische Staatskanzlei begründete unter anderem über Twitter ihre Entscheidung damit, dass die Aussetzung des regulären Schulbetriebs personelle und räumliche Voraussetzungen schaffe, um Prüfungsgruppen aufteilen und dadurch das Ansteckungsrisiko minimieren zu können. Kultusminister Ralph Alexander Lorz wurde dazu zitiert: „Auch wenn das Coronavirus unsere Abiturienten vor große Herausforderungen stellt, wollen wir ihnen nicht die Chance nehmen, an den Prüfungen teilzunehmen.“

Zuvor herrschte tagelang große Verunsicherung unter den angehenden Abiturienten. Nach der Schließung von Schulen und Kindertagesstätten rechnete man angesichts der sich laufend weiter verschärfenden Coronavirus-Pandemie eher mit einer Verschiebung. Entsprechende Meinungen und Gerüchte machten in sozialen Netzwerken schnell die Runde. Und natürlich hingen auch die Oberstufenschüler des Graf-Stauffenberg-Gymnasiums in den letzten Tagen permanent am Smartphone und verfolgten die neuesten Entwicklungen in Sachen Coronavirus-Pandemie quasi in Echtzeit, aus berechtigter Neugier und Sorge. Und doch hieß es dann: Das Abitur findet statt.

In jedem Fall herrschte im Vorfeld eine gewaltige Unsicherheit. Natürlich standen die aktuellen Ereignisse und die Unberechenbarkeit des Prüfungszeitpunkts einer normalen Vorbereitung auf das Abitur ein gutes Stück weit im Weg. Und selbst mit dem Startschuss zur ersten schriftlichen Prüfung stand noch nicht fest, ob die folgenden Prüfungstermine auch planmäßig stattfinden würden: Eine tägliche Evaluation könnte auch zum Schluss kommen, dass man kurzfristig doch noch auf Verschiebungen umschwenkt.

Prüfungen mit Sicherheitsabstand

Noah Reichel beschreibt außergewöhnliche Prüfungsbedingungen, deren akute Notwendigkeit jedoch natürlich nicht angezweifelt wird. In einem Prüfungsraum durften sich maximal 14 Personen aufhalten, auf den Mindestabstand von 1,5 Metern wurde geachtet, so der Schüler. Ein Schüler mit offensichtlichen Erkältungssymptomen wurde kurzerhand nach Hause geschickt und muss nun sein Abitur voraussichtlich am unbeliebten Nachholtermin nach den Osterferien nachholen.

Zwischen seinem ersten Prüfungstermin und dem zweiten am Montag im Fach Englisch verschärften sich die Rahmenbedingungen rund um das Abitur angesichts der neuen Verordnung zur Beschränkung sozialer Kontakte zur Bekämpfung des Coronavirus noch einmal zusätzlich: Niemand durfte sich mehr in Gruppen aufhalten, die Schüler mussten einzeln das Schulgebäude wieder verlassen.

Verschiebung wurde herbeigesehnt

Mehrheitlich hätte man sich in der Schülerschaft wohl eher eine Verschiebung der Prüfungen gewünscht. Manche wollten das nervenaufreibende Abitur jedoch auch einfach nur so schnell wie möglich hinter sich bringen. Auch bei Noah schlugen diesbezüglich zwei Herzen in seiner Brust. Beide Varianten hätten Vor- und Nachteile gehabt. Und natürlich ist das Infektionsrisiko während einer Prüfung mit mehreren Leuten im Raum höher als in den eigenen vier Wänden. Den Tag vor seiner ersten Prüfung, nachdem er darüber informiert wurde, dass das Abitur tatsächlich geschrieben wird, empfand er als "ziemlich schrecklich".

Der Flörsheimer Schüler ist jedoch zumindest glücklich darüber, bis zum Montagnachmittag die ersten beiden Prüfungen hinter sich gebracht zu haben. Und zum Redaktionsschluss dieser Ausgabe deutete noch alles darauf hin, dass auch seine dritte schriftliche Abiturprüfung im Fach Mathematik am Mittwoch stattfinden wird.

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