Schöner feiern mit den „Fässerleggern“

Bilderbuchwetter, lebendige Traditionen und eine fabelhafte Kerbe-Truppe machten die 25. Wickerer Zeltkerb zu einem vollen Erfolg

Hoch die Gläser! Mit lautem Gesang und Ortsvorsteher Christopher Willmy (rechts) wurden am Samstagabend, 9. September, die Gäste zum Kerbetanz willkommen geheißen. Die 16 Kerbeborsch um Kerbevadder Leon Trinkner (3. von rechts) erfüllten alle Erwartungen: Sie feierten, was das Zeug hielt.
(Fotos: A. Noé)
 

WICKER (noe) – Was für ein Fest! Die 25. – genannt auch die „silberne“ – Wickerer Zeltkerb vom 7. bis 9. September erfüllte nicht nur die in sie gesetzten hohen Erwartungen, sie übertraf sie sogar. Gründe dafür gibt es einige: die Sonne strahlte an allen Tagen mit den gut gelaunten Festbesuchern um die Wette, alle Veranstaltungen, vom Rock- und Oldieabend am Freitag bis zum Eieressen am Montag waren vortrefflich organisiert, es gab reichlich Speis und Trank, die Bands sorgten für Stimmung und Bewegung im Festzelt, kein Störenfried trübte dort die Feierlaune. Doch all das wäre nur halb so viel wert, wenn es bei der 25. Auflage nicht die vielen fleißigen, unermüdlichen Helfer und vor allem nicht diese Kerbeborsch und „ihre“ Mädels gegeben hätte. Vom ersten bis zum letzten Tag gaben die durch die Bank weg sympathischen Aktiven der Jahrgänge 1999/2000 alles. Sie feierten, was das Zeug hielt, sie bewiesen Durchhaltevermögen und, wenn es darauf ankam, die nötige Disziplin. Kurzum: Wicker hatte eine fabelhafte Kerbe-Truppe!

Kein Wunder, dass der die Kerbeborsch unterstützende Club Fidelio, dessen Einsatz und langjährige Erfahrung die Ausrichtung der Wickerer Zeltkerb zum nunmehr 25. Mal möglich gemacht hat, mit diesem Jahrgang hochzufrieden ist. Der Fidelio-Vorsitzende Marcel Anthes lobt die „super Zusammenarbeit“ mit den diesjährigen Kerbeborsch – namentlich sind dies Kerbevadder Leon Trinkner, Fabian Seifert (Hammelführer), Florian Heringer, Jannis Hinkelmann, Kevin Rüdiger, Leon Burkhart, Lukas Scharpf, Marc Wagner, Pascal Seibert, Philipp Allendorff, Sebastian Gröber, Tobias Schilling (Kassierer), Timo Cords, Timo Wilke (Fähnrich), Yannik Möbius, Giuliano Torrisi und Benjamin Schmidt. Aber auch die Kerbemädels, so Anthes, hätten sich vorbildlich eingebracht und „gut auf die Jungs aufgepasst“.

„Hut ab“
Der Vorsitzende des Clubs Fidelio rechnet den Aktiven vor allem die Teilnahme am Festhochamt und an der Gelöbnisprozession hoch an. Damit sei nach den ersten beiden schönen, aber eben auch sehr an die Substanz gehenden Kerbe-Tagen nicht unbedingt zu rechnen gewesen. Er habe sogar den jungen Leuten angesichts der ziemlich intensiven Samstagnacht – es wurde, so sagt man, das ein oder andere alkoholische Getränk zu sich genommen – von dem Besuch der kirchlichen Veranstaltungen am Sonntag abgeraten. Umso beeindruckter sei er gewesen, als die Kerbeborsch und -mädels am Sonntagmorgen überpünktlich zum Festhochamt in der Kirche St. Katharina erschienen. „Hut ab“, meinte Anthes am Montagmittag im Gespräch mit dieser Zeitung, „das Protokoll wurde zu 200 Prozent erfüllt!“ Der Fidelio-Vorsitzende lobte ausdrücklich auch die Durchführung des Kerbeumzugs, der „wie am Schnürchen“ verlaufen sei.

Einziger Wermutstropfen sei das Verhalten von einigen Ex-Kerbeborsch in der Samstagnacht gewesen. Jene hatten offensichtlich die Verwüstung des in den Weinbergen aufgeschlagenen Kerbelagers für eine gute Idee gehalten. Sogar die Zeltstangen seien zerbrochen worden. „Das hat Konsequenzen“, kündigte Anthes an. „Der Club Fidelio wird die Verantwortlichen ins Gebet nehmen. So ein Verhalten bringt die Kerb in Verruf!“

Am Anfang war der Club
Die Kritik des Fidelio-Vorsitzenden ist auch und gerade aufgrund der engen Verbindung zwischen Club und Zeltkerb nachvollziehbar. Der Club Fidelio wurde im Jahr 1991 gegründet, sechs junge Männer – einer davon war Marcel Anthes – standen an der Wiege des Vereins, der sich um die Pflege Wickerer Traditionen und Brauchtümer kümmert und zweifelsohne verdient gemacht hat. Zu den nicht bloß konservierten, sondern mit Leben gefüllten Traditionen gehört seit 25 Jahren auch die Wickerer Kerb. Am Anfang war der Club – ihm ist es zu verdanken, dass die Kerb erstens überhaupt noch existiert und zweitens nicht mehr auf dem Platz vor der Halle des TV Wicker am Ortsrand, sondern auf dem Schulhof der alten Goldbornschule gefeiert wird. 1994 hatte sich der Club Fidelio auf Nachfrage des Wickerer Vereinsrings in einer außerordentlichen Mitgliederversammlung dazu bereit erklärt, die Wickerer Kerb auszutragen. Die Entscheidung war trotz der seinerzeit geringen Zahl an Mitgliedern – 1994 waren es erst 28 – und ohne über nennenswertes Startkapital zu verfügen, gefallen. In Zusammenarbeit mit den damaligen Kerbeborsch wurde bereits die erste „neue“ Kerb zu einem rundum gelungenen Fest.

Nach 20 Jahren wiederbelebt
Die Wickerer Zeltkerb 2018 braucht einen Vergleich mit den 24 älteren Ausgaben wahrlich nicht zu scheuen. Bereits der Rock- und Oldieabend am Freitag sei, wie Fidelio-Vorstandsmitglied Detlev Wiehle berichtete, ein voller Erfolg gewesen. Die sehr gut besuchte Veranstaltung, die zur Feier des 25. Jubiläums nach nunmehr zwei Jahrzehnten wiederbelebt wurde, gab gewissermaßen einen Vorgeschmack auf die darauffolgenden Kerbe-Tage. Das Festzelt zu Füßen des 18 Meter hohen Kerbebaums war am späten Freitagabend rippel-rappel voll, die Band „Just Dexter“ – Sängerin Sabrina und Bassist Udo hatten als Wickerer ein „Heimspiel“ – heizte der Partygemeinde mächtig ein. Um 1 Uhr nachts fiel, aus Rücksicht auf die Nachbarschaft, der „Vorhang“.

Die offizielle Eröffnung der Zeltkerb und des Festplatzes fand am Samstagnachmittag statt. Es war, gemessen am Vorabend, eine eher ruhige Veranstaltung. Im Laufe des Tages füllte sich der Festplatz, der mit einem Süßwarenwagen, einer Pfeilwurfbude und einem Stand, an dem (Los-)Enten geangelt werden konnten, bestückt war. Außerdem gab es ein Kinderkarussell und eine besondere Attraktion, nämlich ein Bungee-Trampolin. Simone Bauer betreibt den Süßwarenstand „Confiserie“ – sie äußerte sich am Montag im Gespräch mit der Flörsheimer Zeitung zufrieden über den Umsatz. Seit mehr als 20 Jahren ist die Kastelerin bei der Wickerer Kerb mit von der Partie. Simone Bauer fühlt sich in Wicker sehr wohl; die Kerb sei zwar klein, doch dafür sehr familiär und es herrsche immer eine tolle Atmosphäre. Diesmal sei zudem das „Kerbewetter“ ideal gewesen, merkte Simone Bauer an, deren Familie in den Jahren zuvor den Festplatz der Wickerer Kerb komplett bestückt hatte. Alle weiteren Stände auf dem Festplatz wurden von Toni Feuersteins Familie, die zum zweiten Mal mit dabei ist, gestellt. Toni Feuerstein sprach von normalen Umsätzen. Er würde das Angebot gerne ausbauen, etwa mit einem Schießstand. Darüber denkt übrigens auch Simone Bauer nach. Da es im September jedoch eine besonders hohe Nachfrage nach Jahrmarktbuden und Fahrgeschäften gebe, sei es recht schwierig, beispielsweise einen Schießstand nach Wicker zu holen, gaben beide Schausteller zu bedenken.

In Feierlaune
Am Samstagabend fand mit dem Kerbetanz ein Höhepunkt der Wickerer Kerb statt. Im Festzelt waren bereits nach kurzer Zeit nur noch wenige Plätze frei, sämtliche Gäste waren sichtlich in Feierlaune. Um 20 Uhr ging es los: mit der Fahne voran, zogen die Kerbeborsch unter rhythmischem Klatschen und lautem Gesang in das Zelt. Unterstützt wurden die Kerbeborsch von der Band „The Candies“. Die auf den Namen „Fässerlegger“ getauften diesjährigen Kerbeborsch nahmen vor den „Candies“ Aufstellung – grün-weiße Schärpen und Mützen bestimmten das Bild. Nachdem Kerbevadder Leon Trinkner die Festgemeinde begrüßt, sämtlichen Helfern gedankt und, mit zuweilen recht deftigen Worten, seine 16 Mitstreiter vorgestellt hatte, schwang Ortsvorsteher Christopher Willmy den Hammer. Und zwar zum Fassanstich. Der von der Stadt spendierte Apfelwein – leider gab es wie immer nur ein Fässchen gratis – wurde unter den Kerbeborsch ausgeschenkt; sie waren, ihren anstrengenden Gesangseinlagen geschuldet, dafür sehr dankbar. Außerdem mussten sie sich für den Eröffnungstanz stärken. Mit den Klängen des Schneewalzers begann ein langer und schöner Abend, bei dem viel, aber nicht nur, getanzt wurde.

Am Sonntagnachmittag zogen die Fässerlegger gemeinsam mit zahlreichen ehemaligen Aktiven und Freunden der Kerb durch die Straßen Wickers. Dabei machten sie auf ihrer Route in einigen Höfen Rast, um ein Gläschen Wickerer Wein zu trinken und, musikalisch begleitet vom Hochheimer Blasorchester, eine Runde Walzer zu tanzen. Auch der Wickerer Kreisel lag auf dem Zugweg – er wurde, sehr zur Freude der Autofahrer, von der laut singenden Festgemeinde mehrmals umrundet. Währenddessen gab es im Festzelt Partymusik von „DJ tHoMMy“ auf die Ohren, dabei konnte man sich Kaffee und Kuchen schmecken lassen.

Bevor am Montagabend die Kerb am alten Berg beerdigt wurde, sorgte die Gaudi-Band „Partyräuber“ beim Kerbefrühschoppen und beim traditionellen Eieressen für beste Stimmungsmusik. 600 Eier hatten die Fässerlegger gesammelt, die trotz der hinter ihnen liegenden Festtage bereits am frühen Morgen aus den Federn gekommen und von Haustür zu Haustür gezogen waren. Auch beim Eieressen war nahezu jeder Platz im Festzelt besetzt; auf einem saß übrigens Bürgermeister Michael Antenbrink, der, wie er betonte, als Privatperson anwesend war. Politiker außerhalb des Wickerer Ortsbeirates wurden ansonsten nicht gesichtet.

Es ist gar nicht so leicht, ein Fazit zu finden, das dem rundum gelungenen 25. Jubiläum der Wickerer Zeltkerb gerecht wird. Wie wäre es damit: Schöner feiern mit den Fässerleggern!

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