Spatenstich bei eisigem Wind

Feierliche Zeremonie bei Minusgraden zum Baubeginn des neuen Weilbacher Feuerwehrhauses

Auf dem Schild am Baugrundstück in der Weilbacher Industriestraße kann man schon einen Eindruck gewinnen, wie sich das neue Weilbacher Feuerwehrhaus einmal präsentieren wird.
(Fotos: A. Kreusch)

 

WEILBACH (ak) – Das kleine Zelt auf dem Gelände in der Industriestraße, welches anlässlich des Spatenstiches zum neuen Feuerwehrhaus aufgestellt wurde, konnte kaum die vielen Gäste fassen, die am Montag, 26. Februar, dort hineindrängten, um Schutz vor dem eiskalten Wind zu suchen. Mit den Worten „Das ist jetzt eine Herausforderung, aber ich bitte alle kurz nach draußen“, war Flörsheims Bürgermeister Michael Antenbrink bald zu vernehmen, denn für den traditionellen Spatenstich war schon alles vorbereitet. Draußen begrüßte Antenbrink dann bei leichtem Schneefall die vielen Gäste, unter ihnen den MTK-Amtsleiter für Brandschutz und Rettungswesen, Andreas Koppe, den Flörsheimer Stadtbrandinspektor Volker Draisbach, den künftigen Hausherren Peer Eric Neugebauer, Weilbachs Ortsvorsteher Thomas Schmidt sowie die Landtagsabgeordnete Nancy Faeser. 

Es war ein langer Weg: Vom Jahr 1970, als das alte Gebäude im Faulbrunnenweg vom Verwaltungsgebäude für die Gemeinde Weilbach zum Standort für die örtliche Freiwillige Feuerwehr umgebaut wurde, über seine Erweiterung in den 80er Jahren und die Jahrtausendwende, als man feststellte, dass dieses Feuerwehrhaus nicht mehr den gesetzlichen Bedingungen entsprach, bis zur Einigung mit dem Main-Taunus-Kreis im Jahr 2010 zur gemeinsamen Nutzung eines neuen Gebäudes durch die Weilbacher Freiwillige Feuerwehr und die Rettungstaucher-Staffel des Kreises. „Dabei wurde in den Verhandlungen die Notwendigkeit eines Neubaus aber nie diskutiert. Und schließlich würde das neue Fahrzeug, welches nun schon ausgesucht ist, gar nicht mehr in das alte Feuerwehrhaus passen“, so Antenbrink. Auch hätte es für die weiblichen Feuerwehrleute dort keine Umkleiden gegeben, und genügend Platz zur Ausbildung der Jugendfeuerwehr stand ebenso wenig zur Verfügung wie für Pflege und Wartung der Fahrzeuge.

In dem neuen Gebäude in der Weilbacher Industriestraße wird es auf 3300 Quadratmetern Grundstücksfläche Räumlichkeiten in der Größenordnung von 550 Quadratmetern für die Weilbacher Feuerwehr geben. Für die Rettungstaucher des MTK, die zurzeit in einem Provisorium untergebracht sind, stehen dort dann etwa 200 Quadratmeter zur Verfügung. Etwa drei Millionen Euro geben der Kreis, das Land und die Stadt Flörsheim dafür aus, 2,4 Millionen wird das Gebäude (ohne Ausstattung) kosten, für eine halbe Million konnte das Grundstück erworben werden. An den Gesamtkosten beteiligt sich der MTK mit 200.000 Euro, das Land Hessen mit 247.000 Euro. Der MTK wird später die benötigten Räume für die Rettungstaucherstaffel von der Stadt Flörsheim am Main anmieten, die genauen Konditionen werden noch vereinbart.

„Alle Gewerke sind ausgeschrieben und vergeben, der Bau kann beginnen“, freute sich Antenbrink und bedankte sich beim Architekten Manfred Lobe aus Wiesbaden für den Entwurf eines „funktionellen, zweckmäßigen und schönen“ Hauses. Sein Dank galt auch der Weilbacher Feuerwehr und ihrem Vorsitzenden Peer Eric Neugebauer dafür, dass die Wehr das Grundstück in ehrenamtlicher Arbeit für den Baubeginn vorbereitet hatte, wodurch „der Stadt mehrere Tausend Euro erspart geblieben“ sind.

Auch Andreas Koppe, der als Vertreter des MTK zum Spatenstich gekommen war, freute sich über den Baubeginn. „Auch für den Katastrophenschutz des Kreises ist das ein wichtiger Mosaikstein. Zusammen mit den anderen Organisationen wie etwa dem THW ist die aufwendige Rettungstaucher- Gruppe eine schlagfertige Truppe“, erklärte Koppe, „ihr neues Fahrzeug und auch ihr Mannschaftsfahrzeug werden hier endlich gut untergebracht sein.“ Der Katastrophenschutz-Amtsleiter richtete die besten Grüße für den Bau vom verhinderten Landrat Michael Cyriax aus.

Weilbachs Ortsvorsteher Thomas Schmidt war in Feuerwehruniform zu der kleinen Feier gekommen. „Heute darf ich mich doppelt freuen – eine neue Unterkunft winkt mir als Feuerwehrmann und als Ortsvorsteher freue ich mich natürlich ebenso über das neue Feuerwehrhaus.“ Die widrigen Wetterumstände aufgreifend stellte er fest: „Bis man so ein Großprojekt geplant hat, weht einem schon auch ein eisiger Wind entgegen, das wissen alle, die damit befasst waren. Mit dem Neubau wird den Bürgern der Stadt ihr Grundbedürfnis nach Sicherheit endlich erfüllt.“

Flörsheims Stadtbrandinspektor Volker Draisbach fragte vom kalten Rednerpult aus rhetorisch in die Runde: „Ein neues Feuerwehrhaus – brauchen wir das und können wir uns das leisten?“ Die Antwort schickte er gleich hinterher: „Ja, wir brauchen das und wir können es uns nicht leisten, kein neues zu bauen.“ Er erinnerte daran, wie sehr Aufwand und Anspruch in Bezug auf die Wehren gestiegen sind. „Der Zustand im alten Gebäude war nicht mehr tragbar, die Feuerwehrleute haben es verdient, ein neues Haus zu bekommen und alle werden davon profitieren“, stellte er fest, „die Stadt setzt mit dem Neubau ein deutliches Zeichen für Bürgersinn und Engagement.“
Peer Eric Neugebauer, der Vorsitzende des Weilbacher Feuerwehrvereines, erinnerte sich daran, dass schon 1995 mit dem damaligen Bürgermeister Wolf über das alte Feuerwehrhaus gesprochen wurde. Damals habe es noch geheißen, das Haus sei in Ordnung, erzählte er den Spatenstich-Gästen. „Erst Bürgermeister Antenbrink hat sich das Gebäude auch einmal angeschaut“, so Neugebauer. Auch er empfindet den Entwurf des 36 Meter langen und 20,50 Meter breiten, 6,30 Meter hohen, teilweise zweigeschossigen Flachdach-Neubaus als „zweckgebunden und trotzdem chic“.

Der Vorsitzende der Weilbacher Feuerwehr erinnerte sich gerne an die Zeit, als seine Wehr im Jahr 2015 das alte Gebäude auf dem Grundstück des neuen Feuerwehrhauses abgerissen und etwa 900 Tonnen Bauschutt weggefahren hatte. „Das war eine schöne gemeinsame Zeit, die wird lange in guter Erinnerung bleiben“, weiß er. Wie jeder Verein, der ein neues Vereinsheim plant, muss auch die Feuerwehr einen Teil der Kosten dafür zahlen. Die Weilbach Wehr hat dies hier durch Eigenleistungen ersetzt. „Das fand ich irgendwie charmant, das alte Gebäude hier nach dem Abfallentsorgungsgesetz abzubauen. Wir haben hier genau nach den Vorschriften alles zerlegt, getrennt und entsorgt. Eternit wurde vorher verpackt, Holz vom Bauschutt getrennt, den Keller haben wir entfernt, und natürlich haben wir alles abtransportiert. Dafür haben wir alle zusammen ganze drei Wochen gebraucht“, erzählte Neugebauer.

Für das neue Feuerwehrhaus wird mit einer Bauzeit von neun Monaten gerechnet. „Wir hoffen, dass wir unsere Jahreshauptversammlung im ersten Quartal 2019 als erste Veranstaltung hier abhalten können, das ist zumindest unser Ziel“, ist Peer Eric Neugebauer zuversichtlich.

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