Von der Tropeninsel an den Main

Elftägiger Austausch am Graf-Stauffenberg-Gymnasium: Gäste aus La Réunion

FLÖRSHEIM (oh) - Tropische Temperaturen, Strand, Sonne… das sind alles Dinge, die wir normalerweise mit Urlaub verbinden. Für einige Menschen ist dies allerdings Alltag, denn sie wohnen in den Regionen, in denen für gewöhnlich Urlaub gemacht wird.

Eigentlich müsste man denken, dass Menschen, die in solchen Paradiesen leben, rundum zufrieden und glücklich sind. Das kann sogar stimmen, doch besteht auch bei Personen, die in solch einer Traumheimat leben, der Drang, fremde Kulturen kennenzulernen.

Das weiß man auch im Collège in der ehemaligen französischen Kolonie La Réunion und veranstaltete vom 6. bis 17. Mai einen Schüleraustausch mit dem Graf-Stauffenberg-Gymnasium.

Grundsätzlich werden dort zweimal im Jahr Austauschprojekte mit Ländern wie Frankreich oder Amerika für die Schüler angeboten, jedoch gab es dieses Jahr einige Komplikationen, berichtet Brigitte Lorenz, Englisch- und Französischlehrerin am GSG, denn „eine Schule in der Bretagne, mit der wir normalerweise unseren Austausch planen, ist abgesprungen. Daher mussten wir uns eine andere Lösung einfallen lassen“.

Also gab die Schule beim Deutsch-Französischen Jugendwerk ein Inserat auf, woraufhin sich die Schule aus La Réunion meldete, der unglücklicherweise das gleiche widerfahren war.

Auch den Schülern dort wurde der Austausch abgesagt, allerdings hatten die Schüler aus dem Übersee-Département schon für die Reise bezahlt. Daher kam es ihnen sehr gelegen, dass auch das Flörsheimer Gymnasium „Austauschprobleme“ hatte.

Letztendlich ist doch alles gut gegangen. Die 23 Schüler verbrachten die elf Tage bei Gastfamilien in Flörsheim und der Umgebung. Doch obwohl das Projekt einwandfrei verlaufen ist, so hat die Schulleitung schon mitgeteilt, dass es wahrscheinlich keinen Gegenbesuch im Rahmen des Unterrichts geben und der Austausch mit La Réunion eine einmalige Sache sein wird. „Schließlich übersteigen die Flugkosten oft schon die tausend Euro“, erklärt Lorenz. Aber den Schülern stehe es frei, die Herbstferien für einen privaten Besuch in La Réunion zu nutzen.

Trotzdem hat sich das Experiment gelohnt, kann die Lehrerin bestätigen. Denn die Austauschschüler unternahmen Ausflüge nach Mainz ins Gutenbergmuseum und ins Museum für Kommunikation, nach Frankfurt in die Stadt und nach Wiesbaden, wo sie den Landtag besichtigten. Außerdem standen den Gastschülern zwei Wochenenden zur Verfügung, an denen sie Zeit mit ihren Gastgebern verbringen konnten. Die gleichaltrigen Schüler von 14 bis 15 Jahren verstanden sich auf Anhieb gut und unterhielten sich schon bald sehr angeregt. Ein positiver Aspekt: „Die Schüler waren schon nach einer Zeit von drei bis vier Tagen viel sicherer in der französischen Sprache, trauten sich auf beiden Seiten, miteinander zu kommunizieren und erzählten auch den deutschen Lehrern, welche Fortschritte sie schon gemacht haben“, schildert Brigitte Lorenz.

Des Weiteren wurde durch das Projekt das gegenseitige Verständnis der jeweils anderen Kultur verstärkt. Natürlich beschäftigte man sich im Unterricht schon mit anderen Ländern, dennoch ist es etwas anderes, die Landschaft, die Leute und die Kultur hautnah zu erleben.

Der hochinteressante kulturelle Austausch mit den Schülern der Tropeninsel wird zwar vermutlich in Zukunft nicht mehr angeboten werden, trotzdem sind die Acht- und Neuntklässler glücklich, diese Erfahrung gemacht haben zu dürfen und sind sicherlich enttäuscht, dass sie ihre Austauschpartner wahrscheinlich nicht besuchen werden können.

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