Am Sonntagabend krönte sich die DJK Flörsheim II auf dem Sportgelände an der Opelbrücke vorzeitig zum Meister der Kreisliga D Main-Taunus: Ein 4:1 gegen die Sportfreunde Schwanheim II machte den Triumph perfekt. Kaum war der Schlusspfiff ertönt, strömten zahlreiche Zuschauer auf den Rasen, gratulierten dem Team und feierten den Aufstieg.
Wenige Minuten später überreichte Bürgermeister Bernd Blisch Kapitän Elvis Hozic den Meisterpokal des Verbandes. Diese kurze Zeremonie verknüpfte sportlichen Erfolg mit offizieller Anerkennung und leitete zugleich die Planungen für die kommende Saison ein.
Wer die DJK bloß als überraschenden Titelträger betrachtet, übersieht das eigentliche Phänomen. Herzstück des Erfolgs ist die Familie Kurtanovic. Spielertrainer und Abteilungsleiter Haris Kurtanovic holte Brüder, Cousins und Onkel zusammen, als andere Vereine während der Pandemie händeringend nach Personal suchten. Sein Credo lautet: Erst schafft man Vertrauen, dann folgen Siege.
Eine Besonderheit bleibt die personelle Zusammensetzung der Aufstiegself: 16 Spieler tragen den Nachnamen Kurtanovic. Die eng miteinander verwandten Akteure erzielten in 24 Ligaspielen 96 Tore und kassierten lediglich 18 Gegentreffer. „Die familiäre Bindung erleichtert Abstimmung und Motivation", erklärt Spielertrainer Kurtanovic. Wie sehr das Konzept fasziniert, zeigt die Medienresonanz: Hessischer Rundfunk, RTL Hessen, Bild-Zeitung und sogar das serbische Staatsfernsehen RTS berichteten bereits über das Team im vergangenen Jahr. In den sozialen Medien gingen Videos der Kurtanovic-Elf viral – von Japan bis Brasilien sammelten sie binnen Stunden enorme Klickzahlen.
Mit dem Titelgewinn gelingt zugleich ein doppelter Aufstieg: Nachdem die frühere Erste aus der Kreisliga A abgemeldet wurde, rückt die frischgebackene Meisterelf direkt in die Kreisliga B auf. Und damit nicht genug: Der enorme Zulauf ermöglicht, sowohl eine neue zweite Herrenmannschaft in der Kreisliga C, als auch eine Freizeitelf für den Hobbyspielbetrieb zu melden. Vereinsvorsitzende Michaela Richter fasst es treffend zusammen: „Vor einem Jahr haben wir Spieler gesucht, heute suchen wir Platz für alle."
Trotz des gestiegenen öffentlichen Interesses blickt der Verein nach vorn. In der Kreisliga B peilt man zunächst einen einstelligen Tabellenplatz an; langfristig soll es wieder in die Kreisliga A gehen. Zur gezielten Verstärkung führt die sportliche Leitung Gespräche mit früheren Spielern höherer Ligen, darunter ein ehemaliger kosovarischer Nationalspieler, der dem Defensivverbund Routine verleihen könnte. Parallel dient das Kreisliga-C-Team Talenten und Rückkehrern nach Verletzungen als Plattform für Spielpraxis.
Während vorne der Pokal funkelte, rückte der Verein im Hintergrund jene ins Rampenlicht, ohne deren Einsatz kein Trikot gewaschen, keine Linie gezogen oder kein Netz gespannt wäre. Dieter Groh, Hans Kött, Alois Platt, Rudolf Scheinkönig und Karl-Heinz Platt wurden für ihr jahrzehntelanges Engagement geehrt. Sie tapezierten Kabinen, reparierten das Flutlicht und brachten in eisigen Dezembernächten den Platz auf Vordermann, damit es weitergehen konnte.
Ehrungen erhielten ebenso die Jugendtrainer, die SOMA-Altherren und die sogenannten „DJK-Mamas", die sich um Bewirtung und Organisation kümmern. Gleichzeitig legte der jahrelanger Jugendleiter Karsten Richter sein Amt nieder; sein Nachfolger Ronald Wulf übernimmt eine bestens aufgestellte Abteilung, ist jedoch dringend auf neue Kräfte angewiesen.
Genau hier setzt die nächste Offensive an: Von der G- bis zur A-Jugend sucht die DJK Verstärkung – reaktionsschnelle Torhüter, schnelle Flügelspieler und ganz besonders Mädchen für das Juniorinnen-Team. Die aktuellen Sichtungs- und Trainingstermine stehen auf der Vereinswebsite. Gelebte Durchlässigkeit ist Teil des Konzepts: Wer am Nachmittag die E-Jugend anfeuert, sieht dieselben Gesichter abends im Herrentrikot über den Platz jagen.
Als die Nacht endgültig über Flörsheim hereinbricht, flackern nur noch zwei Grillfeuer vor dem Platz. Haris Kurtanovic zieht ein Fazit, das länger nachhallen dürfte als jeder Torjubel: „Ein Pokal ist die Krone eines Jahres, aber unsere Gemeinschaft ist der Motor für morgen." Mit drei Herrenmannschaften, einem ausgebauten Jugendkonzept und einer klaren Vision stellt die DJK Flörsheim die Weichen für nachhaltiges Wachstum. Der frisch gewonnene Pokal markiert dabei weniger einen Endpunkt als vielmehr ein Startsignal – für neue sportliche Ziele und eine Vereinsstruktur, die auf breiter Basis und starkem familiären Zusammenhalt aufbaut.
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