Eine tolle Werbung für den Schachsport

Hessische Meisterschaften in der Flörsheimer Stadthalle / Ehrennadel für den Schachclub

Da wusste er noch nichts von seinem späteren Glück: Kai Hübner vom Schachclub Flörsheim gewann bei den Hessenmeisterschaften in der Stadthalle das Turnier der Gruppe C. Das brachte ihm neben Pokal und reichlich Schulterklopfen auch einen angenehm gefüllten Briefumschlag. Doch die Einladung, einen ausgeben zu wollen, geriet zur „Hängepartie“ – nach viereinhalb Tagen Schach bei strahlendem Sonnenschein (draußen) wollten seine Flörsheimer Schachfreunde am Sonntagnachmittag „nix wie raus“. Die Runde kann freilich noch nachgeholt werden.
(Foto: Schachclub)

FLÖRSHEIM (al) – Die Hessischen Schachmeisterschaften in der Flörsheimer Stadthalle vom 5. bis 8. Mai waren eine rundum gelungene Veranstaltung. Bei aller Konzentration herrschte eine entspannte Atmosphäre im großen Turniersaal, wo 213 Akteure um gute Platzierungen und um Rating-Punkte kämpften. Spieler und die Repräsentanten des Hessischen Schachverbandes zeigten sich mit der Organisation durch den Flörsheimer Schachclub überaus zufrieden. Das Lob gipfelte in der Silbernen Ehrennadel, die Verbandspräsident Thorsten Ostermeier dem SCF-Vorsitzenden Wolfgang Ruppert ans Vereins-T-Shirt heftete.

Für Ostermeier war schlicht „vorbildlich“, wie Ruppert und seine Mitstreiter, allen voran Markus Lahr, die vier Wettbewerbe über die Bühne gebracht hatten. Dabei stellte er besonders die modern gestaltete und vor allem immer brandaktuelle Turnierseite auf der Homepage des Schachclubs heraus. Ebenso motivierend hatten die Foto-Clips gewirkt, die zwischen den einzelnen Runden via Bühnenleinwand Eindrücke vom vorausgegangenen Geschehen an den Brettern vermittelten. Das war neu bei Hessenmeisterschaften, also auch für den Präsidenten aus Frankfurt, der insgesamt von einer „tollen Werbung“ für den Schachsport sprach.

Wolfgang Ruppert wiederum fühlte nicht nur sich selbst, sondern seinen gesamten Verein geehrt. „Ohne die tatkräftige Unterstützung durch meine Vereinskameraden wäre das alles so nicht möglich gewesen“, hielt er fest. Und dankte seinerseits dem Verbandspräsidenten, der beim Organisieren in der Stadthalle kräftig mitgemischt habe und auch sonst eine unverzichtbare und sehr wertvolle Arbeit leiste.

Neuer Hessenmeister
Hessens bester Schachspieler wurde in der 16-köpfigen Meisterklasse ermittelt. Nach neun Runden war der Internationale Meister Arno Zude aus Hofheim der neue Titelträger. Mit vier Siegen und fünf Remis blieb er ungeschlagen. Die Vorentscheidung fiel in der sechsten Runde, als er den nominell stärkeren IM Hagen Poetsch (Schachfreunde Schöneck) besiegen konnte. Der Favorit, der schon in den Partien zuvor einigen Frust angehäuft hatte, sah wohl das nächste Unheil kommen und stieg grußlos aus dem Turnier aus – der Hofheimer musste am Brett warten, bis die Bedenkzeit des Schöneckers abgelaufen war. Gleichwohl war dieser Erfolg für Zude motivierend. Von den letzten drei Runden gewann er zwei, was ihm noch einen halben Punkt Vorsprung vor der starken Konkurrenz einbrachte.

Weniger spannend verlief die Hessenmeisterschaft der Frauen, die in einer separaten Wertung ausgespielt wurde. Den Titel gewann Jasmin Breitwieser von den Schachfreunden Frankfurt. Spielstärkste Frau in Flörsheim war jedoch die FIDE-Meisterin Annelen Carow, die im „Haifischbecken“ (Ruppert) Meisterklasse respektable vier Punkte geholt hatte, aber aus Heidesheim am Rhein (und daher nicht aus Hessen) kommt.

Flörsheimer Gruppensieger
In den drei Turnieren unterhalb der Meisterebene ging es um die Qualifikation für die jeweils höhere Ebene, mindestens aber um die persönliche Ratingziffer eines jeden Akteurs. Spieler des gastgebenden Schachclubs waren in allen vertreten, doch das „Highlight“ zündete Kai Hübner in der Gruppe C. In der Schlussrunde setzte er sich an die Spitze des 55 Teilnehmer zählenden Feldes, dank der besseren Feinwertung gegenüber dem punktgleichen Hofheimer Joachim Wendel. Beide hatten von den sieben Partien fünf gewonnen und zwei remis gespielt, waren also unbesiegt geblieben. Das blieb dem 8-jährigen Hessenmeister der U8, Bennet Hagner vom Frankfurter Turnverein, nicht vergönnt. Der Knirps hatte bis zur Schlussrunde geführt und dann doch noch eine Niederlage (gegen Wendel) hinnehmen müssen, was ihn den Turniersieg kostete.

Herausragend auch die Leistung der Flörsheimerin Paula Ruppert. Die Hessenmeisterin in der U12 belegte mit fünf Punkten bei nur einer Niederlage (gegen den späteren Sieger Kai Hübner) Rang 5 in der C-Gruppe. Lothar Kanert vom SCF schaffte eine ausgeglichene Bilanz (3,5 aus 7) und kam damit auf Rang 28.

Im leistungsstarken A-Turnier, in dem eine ganze Reihe „Zweitausender“ um die Quali für das Meisterturnier kämpften, spielte Flörsheims Samuel Weber fünf Runden lang ganz vorne mit. Erst zwei Niederlagen in den Schlussrunden warfen ihn auf Platz 27 (unter 60 Teilnehmern) zurück. So quittierte der Jugendspieler die eigentlich gute Bilanz von 3,5 aus 7 mit gemischten Gefühlen. Gleiches galt für seine Flörsheimer Schachfreunde Michael Budde (3 Punkte, Platz 43) und Edgar Winand (1,5 Punkte, Platz 56) – es hätte vielleicht mehr sein können.

Im B-Turnier spielte Vater Andreas Weber wie Sohn Samuel bis zur Vorschlussrunde ganz vorne mit. Vier aufeinanderfolgende Siege und dann ein Remis ließen ihn auf den Gesamtsieg hoffen, ehe eine Niederlage gegen den späteren Turniersieger Elias Polak vom Frankfurter TV diese Chance vereitelte. Immerhin hielt Weber mit einem weiteren Remis und dann insgesamt fünf Punkten Platz 5. Dominik Schwarz (4 Punkte, Platz 21) und Carsten Michel (3 Punkte, Platz 54) konnten mit ihrem Abschneiden im 82-Teilnehmer-Feld durchaus zufrieden sein.

 

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