„…damit die Farbe den Weg aus dem Dunkel weist“

Vernissage zur Ausstellung „INFERNO“ von Martin Holzschuh in der Galerie im Nassauer Hof

Eröffnungsrede durch Jacqueline Jakobi (links). In der Mitte Erster Stadtrat Karl Heinz Spengler, rechts der Künstler Martin Holzschuh.

Am Freitag, 23. September, fand sich eine Gruppe Interessierter zur Eröffnung der zweiten Jahresausstellung in der Reihe "KunstStationen" ein. Der erste Eindruck beim Betreten des Raumes waren Bilder mit vorwiegend dunklen Farben, in denen aber leuchtende, hellere Farben die Dunkelheit durchbrachen.

Mit dem Künstler, Martin Holzschuh, kam man schnell ins Gespräch. Er erklärte: „Der Titel Inferno für die Ausstellung stammt von mir. Das Dunkel der Bilder ist wie eine Dämmerung, eine Konfrontation des Menschen mit der Natur, auch mit Naturkatastrophen.“ Dieses kann man sich gut vorstellen. In der Dämmerung schwindet die genaue Wahrnehmung, vielmehr treten eigene Vorstellungen der Gegenstände, wie auch Ängste vor dem nicht genau Wahrnehmbaren, hervor. Holzschuh berichtete, dass er lange in Diedenbergen gelebt hat und nun bald sein 50. Lebensjahr vollendet. Er habe schon immer gerne gemalt. Im Jahr 2002 packte er einige seiner Bilder zusammen und bewarb sich für ein Studium an der Städelschule in Frankfurt. Dort konnte er seinen eigenen Malstil verwirklichen. Er begann seine Laufbahn mit dunklen Farben, malte dann hellere Bilder und kehrte wieder zu den dunklen, erdigen Tönen zurück.

Die offizielle Eröffnung fand mit einer kurzen Begrüßung durch den Ersten Stadtrat Karl Heinz Spengler statt. Anschließend ergriff Jacqueline Jakobi das Wort. Sie ist Kunsthistorikerin und Mitglied des „Arbeitskreises Kunst“ der Stadt Hattersheim. Mit großem Fachwissen erklärte sie die Malerei: „Martin Holzschuh malt Porträtbilder…aus Facetten, aus flüchtigen Augenblicken, die sich, wie ein Puzzle, zu einem Gesamtbild zusammenfügen.“ Da Jacqueline Jakobi Martin Holzschuh schon lange kennt, traf sie mit ihrer Rede genau seine Intention hinter den Bildern, die sie folgendermaßen beschrieb: „Es geht ihm nicht darum, die Realität aufzuzeigen und diese darzustellen, aber dennoch sucht er die Beziehung zu ihr, er versucht sich der Realität anzunähern, um sie zu bewältigen.“ Sie erklärte, dass die Ausstellung den Besucherinnen und Besuchern vor Augen führen soll, wie sich das Individuum in einer unsicher werdenden Welt seinen Weg erkämpft, „damit die Farbe den Weg aus dem Dunkel weist“. Ihre Rede endete mit einigen Zeilen aus Dantes Inferno, einem Gedicht, in dem Dante seine Reise durch die Hölle, angeleitet von dem römischen Dichter Vergil, beschreibt.

Rundgang durch die Ausstellung

Heike Hildebrand vom Kulturforum Hattersheim hatte für die Gäste Getränke bereitgestellt, so dass man mit einem Glas Wein in der Hand die Bilder genau betrachten konnte. Weiter konnte man sich in Ruhe mit anderen Kunstinteressierten und dem Maler austauschen. Die Hattersheimer Künstlerin Anita Kaleja bemerkte: „Mir gefällt die Farbigkeit.“ Eine Besucherin war ganz begeistert von dem Bild „Blumen“, das aus einer dunklen Umgebung leuchtend hervortretende Blumen darstellt. Er habe das Bild in Erinnerung an eine Dame gemalt, die an ihrem achtzigsten Geburtstag verstorben sei, erläuterte Holzschuh. Der Künstler war gerne bereit, sich die Ideen der Betrachtenden zu seinen Bildern anzuhören. Auf zwei seiner Kaltradierungen konnte man lesen „Bleibt so wie ihr seid“. Er erläuterte, dass er damit meine „seid so wie ihr seid und lasst mir meine Ruhe, lasst mich so sein, wie ich bin.“

Der Besuch der Ausstellung macht klar, dass die auf der Einladung gedruckten Bilder dem wahren Eindruck nicht gerecht werden. Lösen doch die Bilder, wenn man vor ihnen steht, ganz unterschiedliche Gefühle aus, die man durch den Druck nicht übermitteln kann. Aus diesem Grund ist es wertvoll, sich die Ausstellung in der Galerie Nassauer Hof anzuschauen und sich mit den eigenen Gedanken dazu auseinanderzusetzen. Die Öffnungszeiten sind bis zum 9. Oktober Samstag und Sonntag von 15 bis 18 Uhr und Mittwoch von 16 bis 18 Uhr. Da Martin Holzschuh sich mit seinen Ausstellungen gerne auch in Richtung Main-Taunus-Kreis orientieren möchte, können Kunstinteressierte vielleicht schon bald auf weitere Ausstellungen in der Nähe hoffen.

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