Auseinandersetzung mit der Kunst und dem „Shopping-Verhalten“

Heinrich-Böll-Schule präsentierte am „Tag der offenen Tür“ ein breites Spektrum an Kurs- und AG-Angeboten

HATTERSHEIM (ak) – Am letzten Samstag stellten die Lehrer und Schüler der Heinrich-Böll-Schule (HBS) in Hattersheim ihr Angebot und ihre Leistungen wieder zukünftigen Schülern und deren Eltern auf beeindruckende Weise vor.

 

Schon an der Eingangstür zum Foyer machten viele Kurse und Projektgruppen mit Plakaten auf sich aufmerksam, sie warben für ihre Präsentationen etwa von „Bildern vom Gardasee“, „Shoppen mit Stil“ oder dem Experiment „Isolierung von pflanzlicher DANN“ oder luden die Besucher zu einem Crêpe, zu Waffeln, Popcorn, Pizza, Kaffee, Kuchen oder Würstchen ein, sogar auch eine Tombola hatten die Schüler organisiert.
Im Foyer wurden die zahlreichen Gäste mit Klaviermusik empfangen, dort standen Schüler als „Lotsen“ für einen Rundgang durch die Schulgebäude zu Verfügung. Auch die Schulleitung, der Schulelternbeirat, der Förderverein, der Schulsanitätsdienst und die Streitschlichter AG waren dort als Ansprechpartner präsent. Wer sehen wollte, wie in der Heinrich-Böll-Schule unterrichtet wird, der konnte dort auch „Eintrittskarten“ für Klassen- oder sogar „Mitmach“-Unterricht in den Klassen 5 oder 6 bekommen. In fast allen Räumen der Schule wurden Unterrichtsprojekte oder besondere Aktionen präsentiert.
So konnten die Besucher etwa beim Leistungskurs Kunst der „Q“-Klasse eine ganze Wand mit Selbstporträts der Schüler bewundern. „Hier hatte ich nur das Format vorgegeben“, erklärte Kunstlehrerin Elena Harangozo den staunenden Gästen engagiert und mitreißend. „Die Schüler sollten sich mit sich selbst auseinandersetzen und zehn Arbeiten mit Porträts in einer selbst gestalteten Mappe abliefern. Dabei war die Aufgabe, sich selbst nicht nur fotorealistisch, sondern auch mit ungewöhnlichen Materialien und in ungewöhnlichen Momenten darzustellen. Dafür müssen die Schüler schon auch Freude an der praktischen Arbeit mitbringen und bereit sein, zu Hause auch mal an 'Langzeithausaufgaben' zu arbeiten.“ Dabei herausgekommen ist eine Fülle von ungewöhnlichen Bleistift-, Buntstift-, Wachsmalstift- und Kreidezeichnungen, aber auch Öl- und Acrylmalerei oder gar Blätter bemalt mit Window-Colour. Die Präsentation der vielen Blätter hatten sich die Schüler selbst ausgedacht, eine Tafel wurde dafür extra von der Wand geräumt. Nicole und Michael Keß, die sich mit ihren Kindern Jonas und Leonie in der Heinrich-Böll-Schule umschauten, waren beeindruckt und begeistert, sie könnten sich für ihre Leonie gut vorstellen, einmal in einem solchen Kunst-Leistungskurs zu lernen, Leonie malt sehr gerne und sie fände es auch gut, mal so malen zu können wie die Schüler im Kunst-LK: „Am liebsten male ich Pferde, die kann ich am besten“, erzählt sie.
Nicht nur Malerei wird im Kunst-Leistungskurs unterrichtet, die Schüler beschäftigen sich auch mit Plastiken in auftragender und abtragender Technik. So waren auf einem Tisch unter dem Thema „Menschenbild“ auch eine ganze Reihe verschiedener Torsi zu sehen, hergestellt aus Seife. „Hier konnten die Schüler schon beim Arbeiten mit der Seife erfahren: Was abgebrochen ist, kann man nicht mehr dranmachen“, erklärte Elena Harangozo dazu schmunzelnd. „Diese Erfahrung brauchen sie später bei der Arbeit etwa mit Marmor nicht mehr zu machen. Man kann hier schön sehen, dass manche Arbeiten am Ende ziemlich klein geworden sind.“
Dass „Kunst“ an der Heinrich-Böll-Schule keinen kleinen Stellenwert einnimmt, ist inzwischen auch an der im Übergang zum neuen Oberstufengebäude angelegten „Farbfeldmalerei“ zu erkennen. Hier haben zehn Schülerinnen und drei Lehrer in einem Projekt der Q1 im Schuljahr 2012/2013 nach einer Idee von Architekt Claus Rollmann 2.546 kleine Quadrate nach einem mit Ziffern festgelegten „Programm“ mit 26 Farben in der Art des renommiertesten deutschen Künstlers der Gegenwart, Gerhard Richter, gestaltet und damit ein farbenfrohes optisches Highlight geschaffen.
Im Neubau der HBS wurden von den Oberstufenschülern viele weitere Arbeitsgruppen und Projekte vorgestellt, unter anderem eine „Lesewerkstatt“, in der Schüler selbst geschriebene Texte und Gedichte vorlasen, und auch ein Projekt unter dem Titel „Shoppen mit Stil“. Hier hatten Schüler in Zusammenarbeit mit der Lehrerin Andrea Krieger die „Quellen“, Arbeits- und Verkaufsstrategien verschiedener „Marken“ wie H&M, McDonald's oder Starbucks unter die Lupe genommen und nicht immer Angenehmes in Bezug auf ihr eigenes Kaufverhalten herausgefunden. An einem der neuen Whiteboards der Schule wurde der Film „Supersize me“ gezeigt, in dem beschrieben wird, wie es sich auswirkt, wenn man sich über Wochen nur von Fastfood ernährt, auf Plakaten war festgehalten, was die Konsumenten von Hamburgern überhaupt davon wissen, wie diese großen Konzerne arbeiten und was davon wichtig für sie ist. Timo und Gökhan waren sich sicher: „Wir essen jetzt auf jeden Fall weniger Hamburger – schon allein wegen der Art, wie das Fleisch dafür produziert wird und wie die Arbeitsbedingungen dort sind!“ Auf die Möglichkeit, etwa Kaffee oder Schokolade aus „Fair-Trade“-Handel zu kaufen, machte die Projektgruppe mit einem Verkaufsstand auf dem Gang aufmerksam, zu dem die Besucher mit einem gelungenen, von Getrommel begleiteten „Kaffee-Rap“ gelockt wurden.
Ebenfalls getrommelt wurde vom „Menschheits-Orchester“ mit Schülern und Schülerinnen des sechsten Jahrgangs unter der Leitung von Peter Schmutzler, wer wollte, konnte dabei mitmachen.
Eine Besonderheit an der HBS ist die „Streitschlichter-AG“. „Wir arbeiten hier für ein gutes Schulklima und bilden Schulstreitschlichter aus, die in den Klassen 5 bis 7 lernen, Streit zu schlichten“, erklärte Jörg Strecker den Zweck der AG. „Schüler öffnen sich Mitschülern gegenüber oft leichter als Lehrern gegenüber, wir versuchen damit eine andere 'Streitkultur' und ein besseres Miteinander an der HBS zu erreichen.“ Die Streitschlichter geben am Ende nicht der einen Partei recht und der anderen die Schuld, sondern handeln mit den Kontrahenten einen „Vertrag“ aus, an den sich beide Parteien zu halten haben und der kontrolliert wird. Dazu gehen immer vier Streitschlichter in eine Klasse und führen gemeinsam mit den Streitenden Schlichtungsgespräche. „Wir machen das jetzt seit vier Jahren wieder und es wird gut angenommen, die Schüler sind zufrieden mit den Ergebnissen“, freute sich Jörg Strecker.
Mehr als zufrieden mit der Nachfrage nach Plätzen an der HBS ist auch die Schulleitung. „Wir haben im Schuljahr 2012/2013 zum ersten Mal vier gymnasiale Eingangsklassen anbieten müssen, auch in diesem Jahr rechnen wir damit, dass wir drei bis vier Förderklassen und ebenso wieder drei bis vier gymnasiale Klassen bilden müssen“, erklärte der stellvertretende Direktor der Heinrich-Böll-Schule, Dietrich Heither. „Die Nachfrage wird immer größer, besonders auch aus dem Frankfurter Raum. Und der Main-Taunus-Kreis gehört zu den zwei Kreisen in Hessen, in denen die Schülerpopulation immer noch zunimmt!“ 
Die HBS ist offenbar nicht zuletzt auch durch ihr vielfältiges Ganztagsangebot eine gute Option für alle Eltern, die ihre Kinder nach der Grundschule gut betreut wissen wollen.
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