Christoph Schuch präsentiert seinen Kinofilm

„Butterfly Stories“ – Geschichten von Menschen und von Schmetterlingen

Der Hattersheimer Christoph Schuch zeigt seinen viel beachteten Film „Butterfly Stories“ am 12. Mai um 19.30 Uhr im Südringtreff.?(Foto: A. Kreusch)

 

HATTERSHEIM (ak) – Auch wenn er mittlerweile als Familienvater in Schlangenbad wohnt: Der 1965 in Hattersheim geborene Christoph Schuch (Sohn des langjährigen SPD-Politikers Hans Schuch) ist hier immer noch ein bekanntes Gesicht, er hat viele Verwandte und viele Freunde in der Stadt, ist mit seinem Heimatort immer noch verbunden. Ob allerdings allen, die ihn hier kennen, bewusst ist, dass Schuch mittlerweile ein renommierter Regisseur von Dokumentarfilmen ist und dass sie sicher schon das eine oder andere seiner Werke im Fernsehen oder im Kino gesehen haben, ist fraglich.

 

Vor 20 Jahren gründete Schuch die Firma „Avanti-Film“, er hat unter diesem Label zum Teil preisgekrönte Kinodokumentarfilme wie etwa „Der Traum ist aus“ über Rio Reiser oder auch Fernsehreihen wie „Neue Gartenwelten“ für ARTE und „Falterwelten“ für ZDF-Info geschaffen, für das ZDF hat er über das „Rätsel von Tunguska“ berichtet und einiges mehr. Auch im Weilbacher Regionalpark-Portal sind im Rahmen der Ausstellung „Landschaft auf den zweiten Blick“ Filme von ihm zu sehen. Für seine Dreharbeiten war Schuch mittlerweile in etwa zwei Dutzend Ländern auf allen Kontinenten unterwegs.
Trotzdem: Christoph Schuch ist nicht der Mensch, der viel Aufhebens um sich macht, wenn er von seiner Ausbildung und seiner Tätigkeit erzählt, klingen selbst die exotischsten Dinge irgendwie „ganz normal“. 
Die Idee für den Doku-Fiction-Kinofilm „Butterfly Stories“, der am nächsten Montag (19.30 Uhr) im Hattersheimer Südringtreff gezeigt wird, ist über mehrere Jahre in ihm gereift. „Eigentlich ist mein Interesse für Insekten schon in meiner Jugend im Okrifteler Wäldchen geweckt worden – da flog einmal ein Hirschkäfer um mich herum, das Brummen des großen Käfers und seine Haltung hatte für mich damals so etwas von „Apocalypse now“, das hat mich ziemlich beeindruckt“ erzählt er lachend. Dass er später einmal für ein eigenes Filmprojekt selbst zu Hause Schmetterlingspuppen halten würde, um sie ganz nah beim Schlüpfen zu filmen, hätte er damals sicher noch nicht gedacht. In diese Richtung „gelockt“ hatte ihn auch das wunderbare, in Seide gebundene Buch „pachanga“ der ecuadorianischen Designerin Belén Mena, in dem die Künstlerin auf eine ganz eigene Weise die faszinierenden Muster von Falter-Flügeln in Grafik umsetzt. 
Aber trotz des Interesses des Regisseurs an Schmetterlingen ist aus „Butterfly Stories“ kein typischer Tierfilm geworden. Zwar wird von der „großen Reise“ der Monarch-Falter, die sie 4.000 Kilometer von den USA nach Mexiko in wenige Täler, die sie vor ihrem massenhaften Aufbruch dorthin noch nie gesehen haben, führt, berichtet, oder auch von Seidenraupen und ihrer Haltung in Thailand, aber Christoph Schuch hat dicht um diese Geschichten über Schmetterlinge Geschichten von Menschen „gewebt“. „So ist ein bunter Mix entstanden – viel Information, aber auch immer wieder etwas zum Lachen“, erzählt Schuch. „Dabei stehen die ungewöhnlichen Menschen des Films im Vordergrund. Leute, die so ihr Ding machen und dabei nicht den üblichen Weg gehen, haben mich schon immer sehr interessiert. Es ist auch nicht alles dokumentarisch im Film, manches haben wir uns ausgedacht, um den Zuschauern Parallelen zwischen der Entwicklung von Raupen und Puppen bis hin zum Schmetterling nahezubringen – etwa wie sich manch einer in einen Kokon einspinnt, um sich zu 'entwickeln' und seinen Weg zu finden.“ Eine nachdenkliche, poetische Komponente hat „Butterfly Stories“ durchaus auch, genauso wie feinen Humor.
Für Christoph Schuch war das Schönste an diesem Filmprojekt, dass er seine künstlerische Freiheit damit einmal richtig ausleben konnte. „Es war eine ziemlich freie Arbeit – ich kann zum Beispiel gleich am Anfang zwei ganze Minuten lang zeigen, wie ein Schmetterling schlüpft. Ein Redakteur vom Fernsehen hätte das so sicher eher nicht gewollt, da hätte man Angst, die Leute schalten in der Zeit um“, schmunzelte er. So konnte aber ein Film entstehen, in dem selbst Leute, die ihn sich mehrmals anschauen, immer wieder neue interessante Details entdecken können. 
Auch dass der amerikanische Country-Sänger Cory McAbee alias „Wandering Star“ schließlich zum Hauptdarsteller des Films avancierte, der dem Weg der Monarch-Falter nach Mexiko (Schuch: „Allein das ist eine faszinierende Geschichte, die erst in den 70er-Jahren entdeckt wurde – und es ist bis heute nicht geklärt, wie die Monarch-Falter diesen Weg überhaupt finden!“) folgte, war eigentlich eine spontane Entscheidung des Regisseurs. „Wir haben Cory erst beim Filmen in den USA durch Zufall über unseren Kameramann kennengelernt. Er ist dort ein 'Hans Dampf in allen Gassen', singt und schreibt Comics, einfach ein cooler Typ. Im Moment macht er eine Tournee durch Australien. Für mich brachte er irgendwie Assoziationen zu Woody Guthrie, zu denen ich unbedingt hin wollte“, erzählt Schuch.
Eigentlich hatte Christoph Schuch schon während seines Studiums der Visuellen Kommunikation und Filmregie in Kassel und in Lissabon eingesehen, dass er seinen Traum, Spielfilme zu produzieren, wegen der hohen Kosten wohl nicht wird verwirklichen können. Aber auch bei einem Film wie „Butterfly Stories“ mit Drehs in so vielen verschiedenen Ländern entstehen schnell Kosten im sechsstelligen Bereich. „Sowas kann man nur finanzieren, wenn man jemanden im Boot hat – 'Butterfly Stories' wurde von der Hessischen Filmförderung unterstützt und wir haben den Synergie-Effekt nutzen können, dass wir etwa für ARTE bei einem Gartenbauprojekt in einem riesigen Schmetterlingshaus und für das ZDF einen wissenschaftlich-dokumentarischen Film über Forschung an Schmetterlinge gedreht haben.“ Dass sich inzwischen auch der Hessische Rundfunk für seine „Butterfly Stories“ interessiert, freut Schuch natürlich nicht nur unter finanziellen Aspekten sehr. An Dreharbeiten für die wissenschaftliche Dokumentation in Labors in Oxford und in Cambridge, die zwar nicht im Film zu sehen sind, erinnert sich Schuch noch heute fasziniert: „Dort wird über die Bionik geforscht – da werden etwa die Flugbewegungen der Falter für die Entwicklung von Hubschraubern genau analysiert und das Schillern der Farben auf den Flügeln im Hinblick auf Hologramme für fälschungssichere Kreditkarten. Das ist schon verrückt, was die da alles so machen!“
Inzwischen war „Butterfly Stories“ schon bei den größten deutschen und auch bei vielen internationalen Umweltfestivals dabei und wurde für zahlreiche Awards nominiert. Beim „Greenscreen“-Festival in Eckernförde etwa wurde die Filmmusik von Theo Krieger – er hat dafür jedes Instrument selbst gespielt – nur von den Wiener Philharmonikern auf den zweiten Platz verwiesen. Viele sehr interessante Informationen über den Film „Butterfly Stories“ und seine Entstehung findet man auf der Homepage www.butterflystories.de .
Wer von Christoph Schuch auf den Weg der künstlerischen Natur- und Landschaftsfotografie begleitet werden möchte, kann im Rahmen des „Regionalpark Sommers“ an von ihm geführten Foto-Safaris teilnehmen – etwa schon am 11. Mai von 16 bis 19 Uhr kann man mit dem Regisseur am Hofheimer Stadtrand auf Bilderjagd gehen. Näheres dazu erfährt man unter www.rhein-main-safaris.de .

 

 

 

 

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