Mit der Fähre in die Normalität

Erste Literarische Schifffahrt des KulturForums seit Pandemiebeginn mit der Autorin Simone Veenstra

Die Autorin Simone Veenstra las aus ihrem Roman "Auf nach irgendwo!" vor.

Das Wetter spielte zwar nicht so recht mit, aber davon ließ sich niemand den Spaß vermiesen: Am vergangenen Donnerstag, 8. Juli, fand nach quälend langer Durststrecke endlich wieder eine neue Auflage der beliebten "Literarischen Schifffahrt" des Hattersheimer KulturForums statt. Hierbei stellte die 1971 in Hanau geborene und heute in Berlin lebende Schriftstellerin, Journalistin und Verlegerin Simone Veenstra ihren 2019 erschienenen Roman "Auf nach irgendwo!" vor.

Leider regnete es sich im Laufe des Tages regelrecht ein, und auch die Temperaturen waren wenig sommerlich. So erschienen die meisten Gäste in wetterfester Kleidung, und die transparenten Seitenwände der Fähre mussten als Regenschutz hochgeklappt werden. Damit war die Sicht auf den Main und das Ufer natürlich nicht mehr ganz ungetrübt. Aber das Flair eine Schifffahrt kam dennoch auch - nur eben ohne typisches Juliwetter.

Natascha Ketterer von KulturForum Hattersheim e.V. hieß das literaturbegeisterte Publikum auf der Mainfähre "Walter Kolb" herzlich willkommen und lobte die fantastische Geduld derjenigen, die ihre Tickets bereits vor weit über einem Jahr gekauft hatten und an diesem Abend nun endlich ihre heiß ersehnte literarische Schifffahrt antreten konnten. "Ich finde es toll, dass Sie uns und unserer Autorin Simone Veenstra wirklich so lange treu geblieben sind", bedankte sie sich bei den Zuschauerinnen und Zuschauern, die den Beginn der kleinen Kreuzfahrt und der Lesung kaum erwarten konnten. Natürlich waren alle ausgehungert vom kaum vorhandenen kulturellen Angebot der letzten anderthalb Jahre.

Auch für Simone Veenstra endete mit dieser Veranstaltung eine lange lesungsfreie "Trockenperiode", wie sie es beschrieb. Nicht zuletzt angesichts dieser langen Pause sei diese Lesung auf dem Main auch für sie etwas sehr besonderes, und mit großer Dankbarkeit freue sie sich darüber, dass an diesem Abend so viele gekommen sind.

Es wurde nicht nur vorgelesen

Da sie es selbst als Besucherin einer Lesung sehr schätzt, wenn sie von einer solchen Veranstaltung etwas mehr mitnimmt als den reinen Text, hatte sie für diese Schifffahrt auch einen speziellen Kniff in petto: Immer wieder unterbrach sie ihr Vorlesen für eine kleine Fotoschau, um so die interessante Entstehungsgeschichte des Buches zu schildern, die sie zu Recherchezwecken auf eine 3.000 Kilometer lange Reise über acht Ländergrenzen hinweg führte. Veenstra zeigte Fotografien von ihren Aufenthalten, unter anderem in Bratislava und Prag, und ließ ihr Publikum eintauchen in die Welt der dortigen Sehenswürdigkeiten, Spezialitäten und auch Kuriositäten. So wurde der Entwicklungsprozess des Romans, aus dem die Autorin natürlich auch diverse Kapitel vorlas, für alle lebendig und nachvollziehbar. Ein wunderbarer Mehrwert, den nicht jede Lesung bietet.

Auf eine solche Reise begeben sich auch die beiden Protagonisten des Romans "Auf nach irgendwo!": Der alte Jakob und der jugendliche Miro. Der in der DDR aufgewachsene Jakob möchte in Tschechien historische Dampflokomotiven fotografieren, während der schweigsame Miro auf der Suche nach der alten Jugendliebe seiner Großmutter ist. Gemeinsam begeben sie sich auf eine abenteuerliche Fahrt gen Osten in einem alten, gelben VW-Bus namens "Bienchen".

Die Passagiere auf der "Walter Kolb" legten an diesem Donnerstagabend eine weitaus kürzere Strecke zurück: Ausgehend von der Okrifteler Uferbar fuhr die Fähre den Main entlang bis zum Industriepark Höchst - und wieder zurück. Und trotz des trüb-verregneten Wetters genoss man die frische Brise an Bord, die schöne Aussicht und natürlich auch die hochinteressanten Kapitel und persönlichen Reiseberichte, die Simone Veenstra sympathisch und mitreißend darbot. Glücklich und zufrieden gingen nach knapp zwei Stunden wieder alle von Bord, und ein jeder war beseelt von dem frischen Wissen, nach all den tristen Monaten endlich mal wieder ein kulturelles Highlight erlebt zu haben.

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