„Freiheit beginnt vor Ort“

50 Jahre FDP Ortsverband Hattersheim: Jubiläumsfeier am vergangenen Sonntag im Hessensaal des Alten Posthofs

Die FDP Hattersheim feierte ihr 50-jähriges Jubiläum zwei Tage vor dem genauen Jubiläumsdatum. „Am 6. Dezember 1972 fand in der Stadthalle in Hattersheim die Gründungsveranstaltung mit zehn Mitgliedern statt“, erläuterte Dietrich Muth, der Fraktionsvorsitzende der FDP in Hattersheim. Er selbst und auch sein Vater, August Muth, waren Gründungsmitglieder. In Hattersheim wohnten damals rund 20.000 Menschen. Am Gründungstag selbst konnten noch zwei neue Mitglieder gewonnen werden. „Es war eine andere Zeit damals, die war noch politisch“, blickte Dietrich Muth zurück. „In Hattersheim gab es eine dominante SPD, die im Glauben handelte, alles richtig zu machen, und eine ruhige, stille CDU, die als Opposition damals etwa ein Drittel der Sitze innehatte. Liberale konnte man mit der Lupe suchen.“ Über die Reaktion der anderen Parteien nach der Gründung des Ortsverbands berichtete Muth, dass oft zu hören war „ihr habt sowieso keine Chance, ihr löst euch bald wieder auf.“ 1977 trat die FDP das erste Mal bei der Kommunalwahl in Hattersheim an und ist heute immer noch im Stadtparlament und frohen Mutes, „dass das in 50 Jahren auch noch so sein wird, zum 100-jährigen Jubiläum.“

Norbert Reichert, der Vorsitzende des Ortsverbands der FDP, ging auf das Motto „Freiheit beginnt vor Ort“ der Jubiläumsveranstaltung ein. Die FDP in Hattersheim hat sich für Krippenplätze, Kindergärten und die Jugendarbeit eingesetzt und damit die Bildung vor Ort gefördert. Auch weiterhin soll dies ein Schwerpunkt der politischen Arbeit sein. Eine gute Bildung der Kinder führe zu selbstständigem Denken und politischer Teilhabe, erklärte er. In der eigenen Kommune könne sich so die persönliche Freiheit entwickeln. „Aber Freiheit hört da auf, wo man andere behindert. Hier fängt die Toleranz an. Ich kann Freiheit nur dann erleben, wenn ich tolerant bin.“ Und auch hierfür gelte, dass man Toleranz nur vor Ort, in Schule, Beruf und im Umgang mit anderen Menschen, erleben und erlernen könne.

Nach den Worten der beiden Mitglieder der Stadtverordnetenversammlung, Muth und Reichert, bekamen die rund 40 Gäste die Gelegenheit, sich bei einem kalten Buffet mit liebevoll arrangiertem Fingerfood und diversen Getränken untereinander auszutauschen. Für eine angenehme Atmosphäre sorgte das Jazz- und Pop-Duo „One Smooth Evening“ mit Songs aus den 70er Jahren. Man konnte die Pause auch dazu nutzen, sich die an den Seiten des Hessensaals aufgestellten Plakate anzusehen, die 50 Jahre FDP-Arbeit in Hattersheim dokumentierten. Neben den politischen Grundsätzen der Partei wie Bürgerbeteiligung bei allen wichtigen Entscheidungen, Wirtschaftsförderung und solide Finanzen wurden politische Initiativen in Hattersheim aufgezeigt. Für das Jahr 2021 waren dieses die Schaffung einer Buslinie zum MTZ und zum Krankenhaus Bad Soden sowie die Einrichtung eines Corona-Arbeitskreises, konnte man dort lesen. Weiter gab es Fotos, die den Rückblick im Bild darstellten.

Glückwünsche und Grußworte

Das erste Grußwort wurde von Stefan Naas gesprochen, dem am 3. Dezember gewählten Spitzenkandidaten der FDP für die Landtagswahl 2023. Er meinte: „Die Kommunalpolitik ist eine Königsdisziplin. Eine bundespolitische Entscheidung in Berlin hat praktisch keine Auswirkungen direkt am nächsten Tag. Hängt ein Briefkasten im Ort falsch, so bekommt man sofort am nächsten Tag eine Reaktion.“ Hier sprach er aus seiner Erfahrung als ehemaliger Bürgermeister von Steinbach. Die vielen Förderprogramme vom Land bezeichnete er als „goldene Zügel“. Er würde sich mehr kommunale Freiheit wünschen und dass die Kommunen finanziell besser ausgestattet würden. „Der Mut von damals bei allen Widerständen“ ist sein Wunsch für die Zukunft der Hattersheimer FDP.

Der FDP-Kreisgeschäftsführer, Elias Shieh, im gelben FDP-Sweater mit Aufdruck „Roaring Hessen“ und der Vorsitzende der Kreistagsfraktion der FDP und Bürgermeister von Hochheim, Dirk Westedt, hatten sich auf ein gemeinsames Grußwort von der Kreis-FDP geeinigt. Shieh ging auf den Landesparteitag in Wetzlar ein und bemerkte, dass man im Wahlkampf „den Löwen erwecken will“. Die FDP in Hattersheim, der er herzlich gratulierte, habe mit ihrer Politik 50 Jahre prägende Spuren in der Kommune hinterlassen. Dietrich Muth bezeichnete er als die Ikone des Ortsverbandes. Westedt ergänzte, dass es für eine Partei wichtig sei, auch kommunal verwurzelt zu sein. In Hattersheim läge eine „grundsolide Arbeit“ vor. Über die FDP sagte er: „Wir sind das Kollektiv, wenn es darum geht, Unvernunft zu vermeiden.“

Die Hofheimer FDP-Vorsitzende Michaela Schwarz überbrachte Grüße aus der Kreisstadt. Sie ging auf die Situation im Jahr 1972 ein und erwähnte die Entführung der Lufthansamaschine, das Geiseldrama bei den Olympischen Spielen, die RAF. Weiter wurde in dem Jahr das Wahlalter auf 18 Jahre herabgesetzt und es fand die erste Umweltkonferenz in Stockholm statt. Als Motto kündigte sie an: „Wir wollen für die Freiheit kämpfen und den anderen Parteien kräftig die Suppe versalzen für den Landtag in Hessen.“

Als Abschlussredner ging Bürgermeister Klaus Schindling nach vorne. Er bezeichnete die FDP Hattersheim als „unverzichtbaren Baustein in der Kommunalpolitik“. „Die Mitstreiter von der FDP wollen den Ort entwickeln“, ist seine Meinung. „Sie haben Mut, nicht nur Dietrich Muth. Sie zaudern und zögern nicht, sondern sie packen an, auch wenn etwas nicht so klappt, wie zunächst gedacht.“ Er betonte, dass nach der Bildung der Koalition von CDU, Freien Wählern und FDP in Hattersheim im Jahr 2016 sechs fruchtbare Jahre für Hattersheim die Folge waren. Sie seien durch eine vertrauensvolle Zusammenarbeit auf Augenhöhe geprägt worden. Als 2021 die CDU die absolute Mehrheit erhielt, war seine Reaktion: „Wir stehen zu unserer Koalition.“ Gemeinsam sei man ein Beispiel dafür, dass Kommunalpolitik gut gelingen kann. Der FDP Hattersheim wünschte er „alles Gute, stabile Verhältnisse und genügend Stimmen.“

Ein süßer Höhepunkt stand noch auf dem Programm. Eine Torte mit dem Jubiläumsmotto, natürlich in den typischen Farben der FDP, wurde von Dietrich Muth angeschnitten und an die gut gelaunten Gäste verteilt.

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