Nach ganz unterschiedlicher, bewegter Kindheit und Jugend trat jeder in Hattersheim in den Dienst des gleichen Arbeitgebers, der Schokoladenfabrik „Sarotti“. Hier trafen sie sich schließlich in der Kantine und freuten sich immer mehr über die gemeinsamen Pausen. Bald waren sie ein Paar und traten am 5. Mai 1951 vor den Standesbeamten in Massenheim, um den Bund fürs Leben zu schließen. Ein Jahr später bezogen sie auch am Standort des Arbeitgebers ihre gemeinsame Wohnung in der Friedensstraße 10. Bald durften die beiden sich über die Geburt des Sohnes Gerhard freuen. Sie fühlten sich schnell wohl in Hattersheim und erwarben hier auch einen Kleingarten. Dieser grüne Garten mit viel Nutzfläche wurde schnell zu einem sehr geschätzten Ort der ganzen Familie. „Hier zogen wir die wichtigen Nahrungsprodukte für die ganze Familie“, erzählte Rudolf Hausotter. 1965 erfolgte der Umzug in die größere Wohnung in der Hans-Riggenbach-Straße 12. Hier wohnen Lydia und Rudolf bis heute und dürfen sich nun über ihre Diamantene Hochzeit freuen. Dieses seltene Familienfest wollen sie gebührend an ihrem Ehrentag im Restaurant der Hattersheimer Stadthalle feiern.
Lydia Hausotter, geborene Essig, verbrachte die ersten Jahre ihres Lebens in Massenheim. Nach Absolvierung der Volksschule musste sie in Leipzig ihr Pflichtjahr ableisten. Während des Krieges arbeitete sie zunächst in Wiesbaden bei einer Spezial-Firma, um hier Hebammenkoffer auszustatten. „Mit dem Fahrrad fuhr ich jeden Tag in die Fabrik“, sagte sie. Danach arbeitete sie zeitweise als „Mädchen für alles“ in privaten Haushalten und in einer Firma in Flörsheim-Keramag. Schließlich fand sie eine Anstellung in der Schokoladenfabrik in Hattersheim.
Rudolf Hausotter wuchs in Heidenpilsch (Sudetenland) auf und besuchte hier die Volks- und die Bürgerschule. Danach wechselte er noch zur Hauptschule und erwarb hier einen Abschluss, der der „Matura“ in Österreich entsprach. Jetzt trat er in den Staatsdienst als Inspektoranwärter, um eine Beamtenlaufbahn einzuschlagen. Doch schnell erfolgte die Einberufung zum Deutschen Militär. Nach der Ausbildung in einer Panzer-Kompanie folgten die Kriegseinsätze, hauptsächlich in der Slowakei und in Ungarn. Im April 1945 versuchte er die Flucht nach Westen, geriet aber trotzdem in russische Gefangenschaft. Über Polen wurde er in die Ukraine deportiert, schließlich kam er in ein Arbeitslager, östlich des Urals. Hier musste er Schwerstarbeit verrichten in einem Eisenwerk und im Hausbau. Erst im Mai 1948 erfolgte die Entlassung. Er kam nach Kelkheim, da seine Eltern hierhin ausgesiedelt worden waren.
Schnell fand er eine Arbeitsstelle im Sarotti-Werk in Hattersheim. Hier begann das private Glück und der berufliche Aufstieg. Rudolf Hausotter wurde Vorarbeiter und schließlich Betriebsmeister. In seinem Verantwortungsbereich lag die Produktion der flüssigen Schokolade. 1989 entließ ihn die Firma Sarotti in den verdienten Ruhestand.
Als der Sohn älter war, nahm Lydia Hausotter auch wieder eine Beschäftigung auf. Sie arbeitete einige Jahre in den Lebensmittelmärkten von „Latscha“ und im damaligen „Massamarkt“. Gerne engagierte sie sich auch in der evangelischen Kirchengemeinde von Hattersheim. Mehr als 20 Jahre gehörte sie dem „Frauenkreis“ und später dem Seniorenkreis an. Im Bastelkreis der Frauengruppe fertigte sie regelmäßig für wohltätige Veranstaltungen schöne, brauchbare Haushaltsartikel an. Viel Zeit, vor allem im Sommer, verbrachten die Jubilare im Kleingarten. Beide galten als begeisterte Wanderer und fuhren regelmäßig in die Hochalpen. „Anstrengende Bergtouren, sogar Gletschertouren standen damals auf unserem Programm“, erzählte er. Jetzt hat Rudolf Hausotter sich ein ruhigeres Hobby ausgewählt. Seit einigen Jahren malt er Bilder, zumeist in Öl. Viele Wände der Wohnung zieren seine schöne Arbeiten. Ebensogerne fotografiert er.
Beide freuen sich darüber, bei recht guter Gesundheit nun das diamantene Ehejubiläum begehen zu dürfen. Besonders herzliche Glückwünsche werden ihnen sicherlich Sohn Gerhard, Schwiegertochter Ursula sowie die beiden Enkelkinder Sebastian und Thomas übermitteln.
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