Globus und das "gesichtslose Jahr"

Mit Geschäftsleiter Predrag Turkalj im Gespräch über die Auswirkungen der Corona-Pandemie

Predrag Turkalj, der Geschäftsleiter des Hattersheimer Globus-Marktes.
Predrag Turkalj, der Geschäftsleiter des Hattersheimer Globus-Marktes.

Von heute auf morgen war man offiziell "systemrelevant". Bei der Globus SB-Warenhaus Holding GmbH & Co. KG war man sich zwar schon vor der Corona-Pandemie darüber im Klaren, was für eine essenzielle Aufgabe man zur Versorgung der Gesellschaft mit wichtigen und notwendigen Gütern des täglichen Gebrauchs ausübt. "Aber so wurde es nun sichtbarer", erinnert sich der Geschäftsleiter des Hattersheimer Globus-Marktes, Predrag Turkalj, im Gespräch mit dieser Zeitung.

Natürlich hatte der Pandemieausbruch auch für das hiesige SB-Warenhaus schwerwiegende Folgen. "Aber es hat sich bezahlt gemacht, dass wir schon einen Schritt voraus waren", stellt Turkalj rückblickend fest. Das Niveau der internen Hygienemaßnahmen lag schon vor der Pandemie über den erforderlichen Standards - sowohl in Bezug auf die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, als auch die Kundschaft. So gab es an den Eingängen des Marktes schon seit einiger Zeit Desinfektionsmittelspender, dieses Angebot musste im Zuge von COVID-19 nur noch erweitert werden.

Eine gänzliche neue Herausforderung war die Umsetzung der Maskenpflicht. Plötzlich waren diese im großen Stile gefragt; ja, sogar vorgeschrieben. Als dezentrales Unternehmen hatte man hier gute Möglichkeiten zu reagieren, berichtet Turkalj. Noch vor der tatsächlichen Ankündigung einer Pflicht zum Maskentragen stattete man die eigene Belegschaft zu deren Schutz mit Stoffmasken aus, die man eigenständig im Vorfeld bei einem Hattersheimer Schneider bestellt hatte. Damit unterstützte man auch einen lokalen Gewerbetreibenden.

Vielfältige Maßnahmen

Mit dem Ausbruch der Pandemie rief die Globus SB-Warenhaus Holding GmbH & Co. KG auch bindend für alle Betriebe Krisenteams ins Leben. Diese sollten dafür sorgen, dass alle wichtigen politischen Entscheidungen in der jeweiligen Region so umgesetzt werden sollen, dass es dort auch passt, so Turkalj.

Auf Präsenzsitzungen wurde nach Möglichkeit stets verzichtet, die internen technischen Möglichkeiten wurden entsprechend angepasst. Sitzungsräume wurden mit Filtern und Klimaanlagen ausgestattet, die Belegschaft bekommt Wasser kostenlos gestellt. Generell beschreibt Predrag Turkalj einen "großen Blumenstrauß" voller Maßnahmen und Hilfeleistungen, die man als Arbeitgeber seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern präsentieren konnte. Wer zu einer Risikogruppe zählt, also beispielsweise chronisch erkrankt ist, konnte betriebsintern in ein anderes Tätigkeitsfeld wechseln, in dem der- oder diejenige noch besser geschützt ist. Und in den besonders "heißen Phasen" der Pandemie erfolgte die Personaleinsatzplanung in parallel zueinander arbeitenden Gruppen, um eine unnötig große Durchmischung zu vermeiden und die Zahl der Kontaktpersonen bei einem möglichen Infektionsfall möglichst gering zu halten. Und Dienstreisen in Risikogebiete wurden generell nicht unternommen.

Von großer Wichtigkeit war und ist es auch, die gesamte Belegschaft in Sachen Pandemie umfassend zu informieren und auf dem gleichen Wissensstand zu halten, sowohl was die berufliche Tätigkeit betrifft, als auch den Privatbereich. So begegnete und begegnet man gemeinschaftlich immer noch den Herausforderungen der Corona-Pandemie, diesem "gesichtslosen Jahr", wie es Predrag Turkalj nennt, das natürlich auch für alle eine enorme psychische Belastung bedeutet.

Als schwierige Herausforderung erwies sich wiederholt die Geschwindigkeit, mit der Dinge seitens der Politik entschieden worden sind. Neue Verordnungen, die bereits in wenigen Tagen in Kraft treten sollen, stellen eine besondere Schwierigkeit für Unternehmen mit vielen Kunden dar, so Turkalj. Hier sei ein besonders hohes Maß an Flexibilität erforderlich. Letztendlich hat man zwar alles hinbekommen - mit etwas mehr Vorlauf hätte so manches aber aber einfacher sein können.

Ein ausdrückliches Lob hat Predrag Turkalj für die die sehr gute Zusammenarbeit mit dem Ordnungs- und dem Gesundheitsamt übrig: "Das hat uns geholfen", so der Geschäftsleiter dankbar.

"Oase der Normalität"

Natürlich hat die Pandemie auch spürbare Auswirkungen für die Globus-Kundschaft. Derzeit finden im Markt keine Verkostungen statt, und auch beliebte Kundenbindungsmaßnahmen wie der "Gläserne Globus" pausieren momentan.

Zu Pandemiebeginn im Frühjahr 2020 zeitweise rare Güter wie Mehl und Toilettenpapier waren im Globus stets verfügbar, leere Regale wurden schnell wieder aufgefüllt. Die Versorgung war immer gesichert, erinnert sich Turkalj, und dies hätten die Kunden auch wahrgenommen.

Im Zuge des Social Distancings und der vorübergehenden Maßgabe, wann immer es geht in den eigenen vier Wänden zu bleiben, schwenkten Restaurants und Gaststätten auf Lieferdienste und Angebote zur Essensabholung um. Auch bei Globus wurde die Gastronomie komplett umgekrempelt und man zollte diesem Trend zur Mitnahme von Mahlzeiten "To-Go" Tribut.

Auf dem Globus-Parkplatz steht ein Corona-Testzentrum, und im Markt bemüht sich der Sicherheitsdienst, Abstände zwischen den Menschen so gut es geht zu kanalisieren.

Zuweilen wirkte der gut organisierte Globus-Markt sogar wie eine "Oase der Normalität" auf die Kundinnen und Kunden, berichtet Turkalj. Manch einer habe im Globus sogar quasi seinen Urlaub verbracht. "Es gab ja nichts", stellt der Geschäftsleiter verständnisvoll fest. "Man konnte nur den großen Markt besuchen."

Kein "wie vorher"

Wie gut ist man bei Globus nun bislang durch die Krise gekommen? Predrag Turkalj zieht hierzu ein positives Zwischenfazit: Seitens der Kundschaft habe man viel gutes Feedback erhalten. Die internen Abläufe haben gut funktioniert, bei erkrankten Mitarbeitern war eine zuverlässige Kontaktnachverfolgung stets gewährleistet.

Bezüglich der Zukunft geht Predrag Turkalj davon aus, dass einiges, was im Laufe der Pandemie eingeführt worden ist, dauerhaft beibehalten wird. "Ein 'wie vorher' wird es nicht geben", lautet seine Prognose. Arbeit im Homeoffice wird seiner Ansicht nach dauerhaft eine größere Rolle spielen. Die Menschen werden die wiedergewonnenen Freiheiten nutzen, um mehr Freizeit untewegs zu verbringen - solche Entwicklungen machen dann auch Sortimentanpassungen notwendig. Bei Globus arbeitet man perspektivisch an vielen derartigen Konzepten und blickt optimistisch in die Zukunft. Denn bereits die aktuelle Entwicklung erachtet man schon als positiv, gerade in Hinblick auf die vergangenen anderthalb Jahre.

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