„Die Harmonie ist wieder da“

Sommerfest im Hattersheimer Tierheim mit abgespecktem Programm – Neue Zwinger fertiggestellt

Bei strahlendem Sonnenschein konnten sich die Besucherinnen und Besucher des Sommerfestes einen Überblick über das Tierheim verschaffen.
(Fotos: A. Kreusch)

HATTERSHEIM (ak) – „Unsere Türen stehen ja eigentlich immer offen, wir haben ja nix zu verbergen“, erklärte Christian Reiter, Leiter des Hattersheimer Tierheims, am Sonntag, 3. Juni, sichtlich zufrieden über das bunte Treiben auf dem schönen Tierheimgelände, „also haben wir uns gedacht, wir brauchen keinen Tag der Offenen Tür, wir veranstalten lieber ein Sommerfest.“ 

Mit „verschlanktem“ Programm und ganz ohne aufwendiges Grillen (es gab natürlich Kaffee und Kuchen, heiße Würstchen, Pommes und eine Salatbar) konnten Besucher nicht nur die Tiere des Tierheims besuchen und das nette Tierheim-Team kennen lernen, es gab auch wieder viel Gelegenheit, beim Einkaufen für den Tierschutz zu spenden. Stände von „Notfall-Meerschweinchen e.V.“ und „SOS Meerschweinchen e.V.“, vom „Hunde-Therapie-Zentrum“ (unter anderem gab es hier Maulkörbe nach Maß), von „SoKa-run“ und der Initiative Berga luden dazu ein, mit einer kleinen Shopping-Tour nicht nur sich selbst und dem eigenen Tier eine Freude zu machen, sondern damit den Tierschutz zu unterstützen. Auch die Garage des Hattersheimer Tierheims war zum Fest wieder gut gefüllt mit Dingen, die zwar nicht mehr gebraucht werden, aber viel zu schade zum wegwerfen sind. „Unser Flohmarkt ist immer der Renner, wir haben alleine am Samstag schon mehr als 600 Euro an Spenden eingenommen“, freute sich der Tierheimleiter. Was mit dem Geld passieren wird, konnte jeder Gast schon auf einem Schild am Eingang sehen: „Jeder Cent der Einnahmen wird für unsere Tiere verwendet“ war da zu lesen.

Stolz konnte das Tierheim-Team auch die neuen Zwinger vorstellen, die nach einem Jahr Bauzeit nun fertig sind. „Wir haben mal einen der fünf Zwinger anstatt mit Rasen mit Sand angelegt. Das ist bei schlechtem Wetter besser, das Wasser ist schneller wieder abgelaufen und das lässt sich auch besser sauber halten“, erklärte Reiter, warum im Refugium von Tron, dem dreijährigen Berger de Pyrenée-Mix eine schon fast „Sandstrand“-Atmosphäre herrschte – sogar mit Sonnensegel und „Pool“. Dass es Tron dort gut gefällt, war ihm anzusehen. „Er findet den Sand gut, er buddelt gerne drin und spielt, ich denke er fühlt sich wohl hier“, meint Reiter. 

Im Februar erst wurde die neue Anlage im Rahmen der jährlichen Betriebsprüfung durch das Veterinäramt ganz ohne Beanstandungen abgenommen, so wie alle anderen Räume, Nachweise (etwa zur Befähigung zur Tierheimleitung) und Unterlagen des Hattersheimer Tierheims auch. Im Team freut man sich, dass alles so „rund“ läuft. „Die Harmonie ist wieder da“, bestätigt auch Michaela Biedermann, die schon seit 23 Jahren ehrenamtlich im Hattersheimer Tierheim tätig ist, zufrieden. „Wir haben selbst alle gestern Abend hier auf dem Sommerfest mal gemütlich zusammen gefeiert und es war sehr schön.“

Sieben Katzen und Kater von jung bis nicht mehr so jung sind momentan zu vermitteln, darunter Wohnungskatzen genauso wie Freigängerkatzen. Fünf Kaninchen warten auf neue Besitzer und auch ein Wellensittich-Mädchen sowie dreizehn Hunde, unter ihnen auch der Neuzugang „Franz“, ein prächtiger, blauer Staffordshire-Terrier. „Der Franz ist aus Sindlingen, er wurde dort bei einem Mann gefunden, der keine Haltererlaubnis für ihn hatte. Die Polizei hat ihn uns gebracht und er ist dem Tierheim übereignet worden“, beschreibt Reiter den Weg der Vierbeiners nach Hattersheim, „wir haben ihn mittlerweile kastrieren lassen. Er ist zwar wild und stürmisch, aber zu Menschen absolut lieb.“ Für den tollen Franz wird nun ein neuer Besitzer gesucht, der die notwendige Erlaubnis zum Halten des Hundes hat und der auch weiß, wie man mit einem temperament- und kraftvollen Hund umgeht. Trotzdem „Franz“ so ein lieber Kerl ist, würde man ihn allerdings nicht etwa in eine Familie mit kleinen Kindern vermitteln wollen. „Dazu ist er einfach zu stürmisch“, meint Christian Reiter.

Im Tierheim-Team ist man sich einig, dass ehrenamtliche Helfer immer gebraucht werden und unverzichtbar dabei sind, den Betrieb aufrecht zu erhalten. „Wir freuen uns auch immer über Leute, die handwerklich begabt sind und die uns mal dabei helfen können, wenn was repariert werden muss“, erklärt Christian Reiter, „solche Menschen werden hier auch sehr gerne gesehen.“

Während man gemütlich im Schatten unter dem großen Terrassendach zusammen saß, gab es am Sonntag plötzlich Aufregung: Eine Tierheimmitarbeiterin hatte bemerkt, dass in einem an der Landstraße geparkten PKW bei nur spaltweise geöffneten Fenstern ein Hund zurückgelassen worden war. Unter den Tierheimhelfern und Besuchern herrschte das pure Unverständnis, man fragte sich, warum der Hund nicht einfach mitgebracht wurde und wie gedankenlos jemand sein muss, bei Temperaturen um die 30 Grad seinen Hund einfach im Auto zurückzulassen – noch dazu, um ein Fest eines Tierschutzvereines zu besuchen.

Nachdem sich auf Nachfragen niemand meldete, war man sich schnell einig: Die Polizei wurde gerufen, bis zu ihrem Eintreffen würde man beobachten, wie es dem Hund geht. Offenbar hatten aber auch die Besitzer bemerkt, wie ernst es den anderen Festbesuchern damit war, den Hund nicht leiden zu lassen. Als die Tierheimmitarbeiterin mit „Verstärkung“ zurück bei dem Auto war, hatten die Eigentümer es dort schon ganz eilig, weg zu fahren. „Die haben gesagt, sie hätten mit einem unserer Hunde spazieren gehen wollen“, berichtete eine Tierheimmitarbeiterin später.

Warum dafür der eigene – angeblich auch aus dem Tierschutz stammende – Hund im heißen Auto zurückgelassen wurde, konnten sie nicht erklären. „Wir haben die Autonummer aufgeschrieben und alles festgehalten, wenn die Polizei kommt, werden wir Anzeige erstatten, auch wenn das Paar jetzt schon weggefahren ist“, kam man überein, „ob jemand, der so gedankenlos ist, einen Hund aus dem Tierschutz haben sollte, erscheint uns schon fraglich.“

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