Auch eine Lösung bei schlechtem Wetter

Runder Tisch der Hattersheimer Siedlung traf sich am Montagabend doch noch einmal "nur" online

So trist sahen die Garagentor in der Friedensstraße bis vor kurzem aus...

Eigentlich sollte am letzten Montag der Runde Tisch der Hattersheimer Siedlung endlich wieder „analog“ – wenn auch draußen vor anstatt im Stadtteilbüro in der Pregelstraße - stattfinden. Aber dann entschlossen sich Heike Bülter und Eberhard Roth, doch noch einmal auf die inzwischen ja bekannte und bewährte „Online-Variante“ zurückzugreifen. „Das Wetter war uns einfach zu heikel“, schmunzelte Heike Bülter aus ihrem Bildschirm- Fensterchen in die wie immer recht große Runde freundlicher Gesichter. „Das schwarze Fenster mit der Aufschrift 'Gast' ist von einem PC, den wir aber extra im Stadtteilbüro aufgestellt haben. Falls es jemand so kurzfristig nicht mitbekommen hat, dass wir uns nun doch im Netz treffen, kann er von hier aus doch teilnehmen.“ Und natürlich fanden es die Online-Anwesenden in diesem Fall auch angenehmer, sich vor dem eigenen Bildschirm mit allen anderen zutreffen, als bei Wind und Wetter vor dem Stadtteilbüro. Nicht alles, was man während der Corona- Zeiten gelernt hat, war nutzlos.

Vielfältige Veranstaltungen

Zunächst berichtete Heike Bülter, die Leiterin des Stadtteilbüros, von den Veranstaltungen, die inzwischen tatsächlich schon wieder stattgefunden hatten. Sie erinnerte an die tolle „Musiktour“ von Ernst Turba und Chris Savage, die an acht Plätzen in der Siedlung für Begeisterung gesorgt hatte. „Inzwischen gibt es Anregungen, so eine Tour – die ja eigentlich anstatt des Frühlingsfestes stattgefunden hat - auch beim Siedlungsfest zu wiederholen“, erzählte Heike Bülter, „und wir sind da gar nicht abgeneigt - das war ein toller Erfolg, und wir wollen es bei unseren Veranstaltungen in der nächsten Zeit immer mal so richtig krachen lassen!“

Auch der „Tag der Nachbarn“ brachte schon mal so etwas wie „lässiges Sommer-Feeling“ in die Anlage gegenüber dem Stadtteilbüro, wo man in gehörigem Abstand Stühle, Bänke und Tische aufgestellt hatte. Es gab natürlich eine Anwesenheitsliste, auf dem Gelände wurde die Maske getragen, nur am Tisch wurde sie abgesetzt. Es gab Kaffee und Kuchen, Blumentöpfe mit Samen konnten mit nach Hause genommen werden, die Kinder spielten in der Sonne. „Etwa 30 TeilnehmerInnen hatten sich an diesem Nachmittag hier in der Anlage getroffen und das schöne Wetter mal wieder gemeinsam genossen“, erzählte Heike Bülter zufrieden.

Nicht so Schönes gab es von der Ausstellung „HattersheimerInnen- sympathisch auch mit Maske“ zu berichten. Nachdem die Bilder mehrmals beschädigt und/oder abgerissen, angekokelt und zuletzt auch mit Farbe besprüht worden waren, obwohl immer wieder ein Dialog mit den Kritikern angeboten wurde, sind die „Reste“ nun erst einmal abgehängt worden. „Aber nach den Sommerferien wird es eine Abschlussveranstaltung in Kooperation mit dem Haus St. Martin geben, eventuell mit einer Lesung, die Klaus Störch organisiert“, verspricht Heike Bülter, „dann werden alle Bilder noch mal in ihrem Originalzustand zu sehen sein und die Abgebildeten werden die Möglichkeit haben, ihr eigenes Bild gegen eine Spende für einen karitativen Zweck 'auszulösen'“.

Für den Sommer, Herbst und Winter hofft das Stadtteilbüro auf weitere Lockerungen der Corona-Vorschriften. „Wir wollen und werden wieder Veranstaltungen machen“, stellt die Leiterin des Stadtteilbüros fest, „aber wir müssen eben auch alle noch vorsichtig sein.“ Für das – wieder in der Alfred-Embs-Anlage stattfindende - Konzert „über den Dächern“ mit Klezmers Techter gibt es mittlerweile schon 50 Anmeldungen. „Wir hoffen aber, dass wir wieder 70 Stühle aufstellen dürfen“, macht Bülter noch Hoffnung, dass auch die Nachzügler noch einen der begehrten Plätze ergattern können.

Ferienspiele im Sommer

Eberhard Roth erzählte dem Runden Tisch von den konkreten Plänen in Kooperation mit dem Jugendreferat der Stadt Hattersheim und dem Kulturforum in den Sommerferien wieder „Ferienspiele in der Siedlung“ anbieten zu können. Höhepunkte werden dabei in der ersten Woche ein Ytong- und ein Graffiti-Workshop sein, in der zweiten Woche werden die Kinder der Siedlung wieder an Ausflügen mit Eberhard Roth teilnehmen können. Zurzeit finden schon wöchentliche Spielnachmittage in der Friedrich-Ebert-Straße und in der Bad Sodener Straße statt.

Erfreute Resonanz rief die Ankündigung von Heike Bülter hervor, man werde demnächst während der Bistro-to-go-Ausgabe auch wieder Sitzgelegenheiten anbieten – den netten, geselligen Plausch beim mittwöchlichen Mittagessen hatten viele doch schon sehr vermisst, obwohl das Stadtteilbüro seit einiger Zeit in den Sozialen Medien sehr präsent ist. So wies Rabia Malik gerne auf die Stadtteilbüro-Accounts auf Facebook, Instagram und Youtube hin, die von ihr zwei- bis dreimal in der Woche mit neuen Inhalten „gefüttert“ werden. „Da würden wir uns natürlich sehr über 'Likes' oder auch über Kommentare freuen“, gibt sie zu. Auch die Homepage des Stadtteilbüros (www.stadtteilbuero.hawobau.de) wird immer mit neuen Informationen gespickt, als neue beliebte Rubrik dort gibt es etwa Lieblingsrezepte, in der Rezepte „von Nachbarn für Nachbarn“ vorgestellt werden oder auch den Bereich, in welchem man seine persönlichen „Wohlfühlbilder des Sommers“ einstellen lassen kann. „Schickt uns Eure Rezepte und Bilder, abonniert unseren YouTube- Kanal!“, schlug Heike Bülter allen vor.

Als die Leiterin des Stadtteilbüros davon sprach, fiel es allen wieder ein: „Da war doch im letzten Jahr die Sache mit dem Birnbaum als Preis für die Stirckmob-Aktion“ - und ja, da gab es nicht nur den Baum zu gewinnen, sondern auch einen Geldpreis, der für ein Theaterprojekt mit sozialem Charakter ausgegeben werden soll, erinnerte Bülter, „daraus könnte jetzt sogar eine Kooperation mit einer Hochschule werden.“ Nämlich dann, wenn die Dame, die früher schon beim Impro-Theater mit den Integrationslotsen gearbeitet hat, dafür gewonnen werden kann, dieses Theaterprojekt zu begleiten. „Also alle Theaterbegeisterten der Siedlung - haltet euch bereit!“, gab Heike Bülter lachend als Parole aus.

Kinderfest und Frühschoppen statt Siedlungsfest

Auch wenn es allen schwer fällt, war man sich einig, dass es auch in diesem Jahr noch kein Siedlungsfest, wie es vor Corona gefeiert wurde, geben kann. „Zum diesem Fest sind immer zwischen 500 und 600 Leute gekommen, es war eng, es gab viele Stände - das ist einfach noch zu schwierig zu kontrollieren“, konnte Heike Bülter diese Entscheidung ohne Widerspruch begründen. Aber so ganz ohne Fest geht es doch nicht: es wird stattdessen am 10. Juli ein Kinderfest mit Clown in der Siedlung geben. „Und der Frühschoppen am 11. Juli findet statt - da kommen weniger Menschen und die setzen sich dann auch hin“, weiß man in der Siedlung aus Erfahrung. „Nobby und die Bobcats“ werden an diesem Sonntagmorgen auf dem Festplatz der Siedlung für Unterhaltung sorgen.

Neben all den Plänen gibt es in der Siedlung schon jetzt etwas zu bewundern, was gute Laune macht: die Garagen zwischen der Friedenstraße und der Bahnlinie werden gerade von einem Graffiti-Künstler mit riesigen bunten Simpson-Figuren besprüht. „Das kommt gut an“, weiß Heike Bülter zu berichten, „die Leute bleiben stehen und sagen, wie gut es ihnen gefällt.“ Kein Wunder, der Vorher-Nachher-Effekt, den man momentan noch nachvollziehen kann, verrät auch warum: bunte Simpsons sind einfach schöner als graue, verkritzelte Garagentore.

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