Musical „Der kleine Horrorladen“ feierte gelungene Premiere

Aufführung des Musical Tomorrow Ensembles am vergangenen Freitag in der Hattersheimer Stadthalle

hl

Die Begeisterung war riesig. Die Darstellenden mussten nicht lange um Anerkennung bangen. Nach jedem Gesangsstück erhielten sie riesigen Applaus und sofort nach Ende des Musicals Standing Ovations. So war es den Stars gelungen, ihre eigene Begeisterung und Freude am Musical auf das Publikum zu übertragen. Dass viele der Darsteller Laien sind, konnte man bei der Aufführung am letzten Freitag kaum glauben. Auch Hattersheims Erste Stadträtin, Heike Seibert, die die Premiere mit ihrem Sohn David besuchte, war dieser Meinung. „Die Vorstellung gefällt mir sehr gut. Ich habe ganz bewusst bei keiner Probe vorbeigeschaut, um die Premiere richtig genießen zu können“, erzählte sie.

Der gesamte Abend wurde vom Verein Musical Tomorrow e.V. organisiert. Dazu gehörten nicht nur die Darstellenden auf der Bühne, sondern auch die gesamte Organisation um die Aufführung, wie Kostüme, das Bühnenbild, der Empfang der Gäste, die Garderobe und das Catering. Man hatte sogar daran gedacht, auf der Toilette unter dem Motto „Blumerando“ Zettel mit Hinweis auf den Blumenladen „Mr. Mushnik und Sohn“ anzubringen. Auch im Foyer versetzen bunte Pflanzen die Zuschauer in blumige Stimmung. Aktuell zählt der Verein Musical Tomorrow e.V. etwa 110 Mitglieder und kann dadurch auch große Musicals professionell auf die Bühne bringen. Bei einer Aufführung können die Vereinsmitglieder sich außerdem auf die Hilfe zahlreicher Unterstützer wie Partner, Freunde oder Familie verlassen. Klaas Mertens, der neben anderen Aufgaben im Verein für die Presse und Technik zuständig ist, erklärte, dass nicht nur Laien, sondern auch Professionelle und Semi-Professionelle Vereinsmitglieder seien. So beispielsweise der Erste Vorsitzende, Rainer Maaß, der die musikalische Leitung und Regie zu dem Stück „Der kleine Horrorladen“ übernommen hat. Maaß studierte Elementare Musikpädagogik und stand 2003 das erste Mal im Hessischen Staatstheater Wiesbaden auf der Musicalbühne. Es folgten viele verschiedene Rollen in unterschiedlichen Produktionen. 2009 gründete er Musical Tomorrow zunächst als eine freie Gruppe, die seit 2012 ein eingetragener Verein ist. Ziel des Vereins ist es, jährlich eine große Musical- oder Konzertproduktion auf die Bühne zu bringen. Dafür gibt es so viele begeisterte Musicalsängerinnen und -sänger, dass jede Produktion sogar zweimal besetzt werden kann. Das bedeutet, dass zwei Teams sich bei den Aufführungen abwechseln. Bei der Premiere in Hattersheim spielte das Team „Rosen“, bei der folgenden Vorstellung das Team „Veilchen“. Für die organisatorische Leitung und Dramaturgie war Benjamin Geipel verantwortlich.

Das Musical „Der kleine Horrorladen“ gilt als eines der bekanntesten Musicals und hat weltweit Kultstatus erlangt. Die großartige Musik von Disney Komponist Alan Menken mit vielen bekannten Hits und die Mischung aus Comedy- und Gruselelementen im Libretto von Howard Ashman haben zu großer Beliebtheit und Erfolg geführt. Obwohl das Musical seit Mitte der 80er Jahren viel gespielt wird und verfilmt wurde, gab es unter den Hattersheimer Zuschauern einige, die den Inhalt noch nicht kannten. Die Stadthalle war trotz schönem Frühsommerwetter fast ausgebucht.

Das Musical Tomorrow Ensemble entführte das Publikum in den Blumenladen von Mr. Mushnik (Hartmut Opfermann) in der Skid Row. Dort arbeiten neben ihm Seymour Krelborn (Niklas Schliesmeier) und Audrey (Nina Wolf). Der Laden ist heruntergekommen, Kunden bleiben aus. „Idioten im Laden und Gesocks vor der Tür“, so beschreibt Mr. Mushnik die Situation. Seymour, ein eher schüchterner Typ, der heimlich in Audrey verliebt ist, hat die rettende Idee. Er hat auf dem Blumenmarkt eine exotische Pflanze gekauft, gerade zu dem Zeitpunkt, als sich die Sonne verfinsterte. Diese nennt er Audrey II und stellt sie in den Laden. Seine Rechnung geht auf, die Kunden kommen, um die sonderbare Pflanze zu sehen, und kaufen für viel Geld Blumen. So mal eben für 100 Dollar, wenn das Wechselgeld fehlt. Der Laden floriert. Doch wie diese sonderbare Pflanze pflegen? Seymour verletzt sich und stellt dabei fest, dass die Pflanze durch Blutstropfen förmlich aufblüht.

So nimmt das Unglück seinen Lauf. Die Pflanze gedeiht prächtig, wird in jeder Szene größer und verlangt nach weiterer Nahrung. Schließlich schlägt sie (nun sprechend) vor, Audreys Freund, Dr. Orin Scrivello, zu töten. Scrivello (Christian Janisch) hat einen wunderbaren Auftritt als sadistischer Zahnarzt, der sowohl seine Patienten wie auch Audrey quält und einen Mordsspaß daran hat. Seymour bringt es nicht fertig den Fiesling zu töten, aber Dr. Scrivello bringt sich selbst durch Lachgas um, was kein Mitgefühl beim Publikum auslöst. Gierig verschlingt Audrey II die Leichenteile. In der nächsten Szene finden Audrey und Seymour als Liebespaar zueinander und singen im Duett „Jetzt hast du Seymour“. Beide Figuren haben eine erstaunliche Entwicklung gemacht. Sie haben deutlich an Selbstbewusstsein gewonnen. Niklas Schliesmeier und Nina Wolf stellen dieses überzeugend dar. Schön fürs Publikum war, dass wegen eines technischen Defektes eine kurze Pause eingelegt werden musste, so kamen alle in den Genuss, den Liebes-Song des Paares ein zweites Mal zu hören. Tosender Applaus war der Dank.

Leider währen Wohlstand und Glück im Blumenladen nicht lange. Die inzwischen riesig gewordene Audrey II verschlingt zunächst Mr. Mushnik, dann greift sie Audrey an, die zwar von Seymour gerettet wird, aber in seinen Armen stirbt. Ihr letzter Wunsch ist, dass ihr Körper der Pflanze überlassen wird. Im Kampf mit der Pflanze wird auch Seymour verschlungen. Am nächsten Tag werden Ableger von Audrey II abgeholt und weltweit verteilt. Das Stück endet mit einer Warnung ans Publikum vor bösen Pflanzen („Gib’s ihnen nicht“).

Beim großen Finale kommen alle Sängerinnen und Sänger auf die Bühne. Aber auch die Helferinnen und Helfer, die im Hintergrund gearbeitet haben und sich teilweise den zweiten Teil des Musicals angesehen haben, stürmen die Bühne. Die Freude über den Erfolg ist riesengroß und wird geteilt, man lacht und umarmt sich wie in einer großen Familie. Das begeisterte Publikum wird von der Stimmung mitgerissen. Die Leistung aller Darstellenden kann man ausnahmslos sehr loben. Rainer Maaß bedankt sich bei allen Mitwirkenden und beim Publikum. Er erklärt, dass der Verein sich immer über neue Mitglieder freue, auch für Aktivitäten hinter, neben und vor der Bühne. Gerne sind auch Spenden gesehen. Der Verein kümmert sich nicht nur um die Aufführungen, sondern engagiert sich zusätzlich sozial für behinderte Kinder und deren Familien.

In bester Laune ging ein schöner, unterhaltsamer Abend zu Ende. Wer mochte, konnte sich mit Audrey II ablichten lassen und durch Posten des Fotos auf Facebook VIP-Karten gewinnen. Die Pflanze Audrey II hatte einen weiten Weg nach Hattersheim zurückgelegt. Sie war vom Magdeburger Stadttheater ausgeliehen worden. Man kann Klaas Mertens nur recht geben und seiner Aussage „Sie ist die eindrucksvollste Pflanze Deutschlands“ voll und ganz zustimmen.

Für Hattersheim sind momentan noch drei Aufführungen für „Der kleine Horrorladen“ geplant: am 9., 10. und 11. Mai. Für alle Vorstellungen gibt es noch Restkarten beim Kulturforum Hattersheim, mit dem Musical Tomorrow eine Kooperation hat. Qualitativ hochwertige Unterhaltung ist garantiert – egal, ob das Team Rosen oder das Team Veilchen spielt. Weiter dürfen sich die Hattersheimer auf ein Sommerkonzert am 23. und 24. August, ebenfalls in der Stadthalle, freuen. Der Musicalchor, MuTo Voices, präsentiert dann aktuelle Songs aus der Welt des Musicals. Für nächstes Jahr im Mai plant Musical Tomorrow die Aufführung von „The Addams Family“ im Bürgerhaus Mörfelden.

Kommentare

Der Inhalt dieses Feldes wird nicht öffentlich zugänglich angezeigt.
Sicherheitsprüfung
Diese Frage hat den Zweck zu testen, ob Sie ein menschlicher Benutzer sind und um automatisierten Spam vorzubeugen.
Bild-CAPTCHA
Geben Sie die Zeichen ein, die im Bild gezeigt werden.


X