Mut und Zuversicht bei der Jubiläumsveranstaltung

25. Politischer Aschermittwoch der Grünen im Hattersheimer Posthofkeller

Hedi Bender. Durch ihre Idee wurde der Politische Aschermittwoch in Hattersheim Wirklichkeit.

Eine der wichtigsten Personen des Abends im komplett gefüllten Posthofkeller war Hedi Bender. Sie ist diejenige, die die Idee zu den Aschermittwochsveranstaltungen der Grünen hatte und 1998 den ersten Abend dieser Art organisierte. Die Gedanken kamen ihr, weil sie auf vielen "langweiligen" Neujahrsveranstaltungen gewesen sei, verriet sie. „Da muss doch noch etwas anderes möglich sein“, war ihre Idee, die sie in diesem Jahr zum 25. Mal umsetzte (zwei Jahre musste wegen der Corona-Pandemie pausiert werden). Ursprünglich wollte sie den Posthofkeller von Hans-Jürgen Mock und Bernhard Westenberger „für die nächsten zehn Jahre buchen“. Daraus wurden nun schon 25, und ein Ende ist zum Glück nicht in Sicht. Viele illustre Gäste konnte Hedi Bender nach Hattersheim locken, und auch in diesem Jahr waren viele Politpromis der Grünen vertreten. Hedi Bender wurde durch einen Blumenstrauß und großen Applaus des Publikums geehrt.

Positive Botschaften

Durch das Programm führte Jörg Jurascheck. Zur Begrüßung rief er Karin Schnick auf die Bühne. Sie bedauerte, dass das Trump‘sche Gebaren in der Gesellschaft immer mehr um sich greife, freue sich aber, dass so viele Menschen friedlich klare Kante gegen Rechtsradikale zeigten. Für Hattersheim bemängelte sie, dass die Erste Stadträtin bedroht würde, aber man sie nicht unterstütze, sondern das Thema bei einer Karnevalsbüttenrede erörtere. Hier würde sie sich einen anderen Umgang miteinander wünschen. Positiv hob sie hervor, dass die Hattersheimer Mitglieder der Grünen zahlenmäßig zugenommen hätten und sehr aktiv seien.

Die Bundestagsabgeordnete Kordula Schulz-Asche hatte sich vorgenommen mit ihrer Rede den Zuhörern Mut zu machen. Ihr war bewusst, dass dieses in Zeiten von nicht funktionierenden Lieferketten, Kriegen und dem Wirken antidemokratischer Kräfte sehr schwer ist. Trotzdem müsse man sich den Veränderungen stellen. Sie sah als wichtige Punkte: den Klimaschutz voranzutreiben, dem demographischen Wandel (der Überalterung) zu begegnen und die Verunsicherung der Menschen zu mildern, um die Demokratie am Leben zu erhalten. Sie berichtete von einem Besuch in Finnland, wo durch eine neunjährige Einheitsschule für alle Kinder die Integration leichter sei als in Deutschland. Sie setzt darauf, dass sich auch bei uns Nachbarschaften besser organisieren können und Gemeinschaften geschaffen werden, in denen die „fitten Alten“ aktiv werden. Die Grünen konnten eine Menge Vernünftiges im Bundeshaushalt durchsetzen, machte sie klar. Dazu zählte sie als Beispiele das Projekt Mehrgenerationenhäuser, klimafreundlicher sozialer Wohnungsbau, die Demokratieförderung und das Pflegekompetenzgesetz auf.

An vielem sind die Grünen gerne schuld

Anna Lührmann, Staatsministerin im Auswärtigen Amt, beschäftigte sich in ihrer Rede damit, dass es auf die Frage „wer ist schuld?“ oft nur eine Antwort gibt: „Die Grünen“. Es gäbe eine ganze Menge, an dem die Grünen gerne schuld seien. Das sei die Tatsache, dass im Winter die Wohnungen warm seien, trotz Gasknappheit. Auch daran, dass schon 60 Prozent der Energie aus erneuerbaren Quellen gedeckt würden, seien die Grünen gerne schuld. Weiter sei man stolz auf die Ergebnisse bei der Klimakonferenz. Schuld sei man gerne an der Kindergrundsicherung, an dem Pflanzen von 120 Millionen Bäumen und an der eine Milliarde Euro, die für den Umbau von besseren Ställen den Landwirten zur Verfügung gestellt werden. Gegen rechtsextreme Gedanken könne man angehen, indem man versuche mit den Menschen intensiv ins Gespräch zu kommen, ist ihre Meinung.

Mathias Wagner, Abgeordneter der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen im Hessischen Landtag, griff den Gedanken „Schuld der Grünen“ ebenfalls auf und meinte das Lied der Fantastischen Vier „Gebt uns ruhig die Schuld, den Rest könnt ihr behalten“ könnte ein gutes Motto für den Abend sein. Zur Schuld der „Ampel“ meinte er, dass die vielen sanierungsbedürftigen Brücken, Schienen oder die Rückstände in der Digitalisierung unmöglich in zwei Jahren Ampel-Regierung entstehen konnten. Für Hessen zitierte er die Aussagen der CDU im Landtag, man wolle eine Renaissance der Realpolitik aus der Mitte und keine schrillen Debatten mehr. Der Klimaschutz sei von der neuen Landesregierung aus dem Koalitionsvertrag herausgestrichen worden, dafür gäbe es jetzt „Weinbau und Heimat“ und für die Schulen das „Blockflötenprojekt“. Trotzdem ermutigte er die Gäste zu Mut und Zuversicht. Wichtig für die Politik sei, notwendige Entscheidungen für die Zukunft in der Gegenwart mehrheitsfähig zu machen.

Neben der Politik kam auch das leibliche Wohl der Gäste nicht zu kurz. Das Team der Hattersheimer Grünen hatte ein wunderbares, reichhaltiges Buffet aufgebaut, das großen Zuspruch fand. Die Essenspause wurde von Chris Savage mit seiner Gitarre musikalisch unterlegt. Ein weiterer kurzweiliger Programmpunkt waren die Zaubereien der Magierin Michelle Spillner. Zur später Stunde konnte dann auch noch Omid Nouripour begrüßt werden.

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