Auch Petrus hat Spaß an Musik

Experimentierfreudige Besucher am Wasserorchester.

Tag der offenen Tür bei der Musikschule Hattersheim

HATTERSHEIM (ak) - Am Samstag, 24. September, konnte die Musikschule Hattersheim ihre Gäste zu ihrem „Tag der offenen Tür“, nicht nur mit einem abwechslungsreichen, informativen und sehr unterhaltsamen Programm, sondern auch bei spätsommerlich schönem Wetter begrüßen. Der „Tag der offenen Tür“ schloss die Reihe der Veranstaltungen ab, die zum 25-jährigen Jubiläum der Musikschule Hattersheim in diesem Jahr stattfanden.
Ursprünglich von Hans G. Baumann als private Schule gegründet, wurde sie 1986 auf Initiative des damaligen Vorstandsmitgliedes des Vereins für Volksbildung, Dr. Volker Klepp, in die neu gegründete Musikschule Hattersheim integriert. Diese wurde in den folgenden Jahren auch von Hans G. Baumann und Heinz Reichert geleitet. Baumann brachte schon damals etwa 200 Schüler mit, die von zehn bis zwölf Musiklehrern im Bereich elementare Musikerziehung unterrichtet wurden.
Seit der Gründung des KulturForum Hattersheim im Jahre 1994 gehört die Musikschule Hattersheim zu dieser Institution. Zu Anfangszeiten waren von den Schülern hauptsächlich Instrumente, wie Klavier, Gitarre, Orgel, Akkordeon und auch Blockflöte gefragt. Seit dieser Zeit hat sich das Angebot der Hattersheimer Musikschule wesentlich erweitert. Heute gibt es etwa auch den Musikgarten, in welchem schon für Babies und Kleinkinder (0 – 5 Jahre) zusammen mit ihren Eltern spielerische Beschäftigung mit der Musik angeboten werden. Als weitere Instrumente sind inzwischen Schlagzeug, Geige, Cello, Kontrabass, E-Gitarre, Keyboard und verschiedene Blechblasinstrumente dazu gekommen. Auch Gesang wird unterrichtet.
Der heutige Leiter der Musikschule Hattersheim, Fritz Gortner, lehrt selbst Gitarre. Er erzählt, dass zurzeit dort insgesamt etwa 24 Lehrer für 330 Schüler tätig sind. Unterrichtet wird nun hauptsächlich sehr individuell im Einzelunterricht oder höchstens in Kleinstgruppen mit zwei oder drei Schülern. Es gibt aber auch Gruppenangebote, wie den Musikgarten und die Musikalische Früherziehung, ein Gitarren- und ein Geigenensemble sowie eine Schülerband.
Auch wenn der Name das vielleicht vermuten lässt, die Musikschule Hattersheim unterrichtet ihre Schüler nicht nur in Hattersheim, sondern ebenfalls in den Ortsteilen Okriftel und Eddersheim. Auch wird seit neuestem über die Stadtgrenze hinaus in Zeilsheim Unterricht angeboten.
Am „Tag der offenen Tür“ wurde den Besuchern schon vormittags an den Eingängen zum Nassauer Hof nicht nur mit Plakaten und Luftballons, sondern auch mit Schlagzeug- und Cello-Klängen der Weg in die Unterrichtsräume der Musikschule Hattersheim gewiesen. Jeder war eingeladen, dem Unterricht zu folgen oder sich auch selbst daran zu beteiligen. Die Gäste konnten sich dabei selbst überzeugen, mit wie viel Freude und Elan die Schüler der Musikschule Hattersheim hier lernen und wie engagiert ihre Lehrer dabei auf sie eingehen. Angenehm tragende Cello-Klänge führten Besucher die Außentreppe hinauf in das obere Geschoss des Seitentraktes des Nassauer Hofs, zu Lena Fahrner und ihrer Lehrerin Elisabeth Scholz. Lena ist 13 Jahre alt und lernt seit einem dreiviertel Jahr dieses besonders anspruchsvolle Instrument. Die Frage, wie ein junges Mädchen heute darauf kommt, Cello zu lernen, beantwortet sie mit: „Bei meinem Opa und im Fernsehen habe ich so gerne Opern gehört. Der Cello-Klang hat mir dabei schon immer ganz besonders gefallen, da dachte ich mir, das würde ich auch gerne spielen können“. Obwohl das Cello-spielen volle Konzentration verlangt, herrscht eine heitere Stimmung. „Frau Scholz ist eine ganz tolle Lehrerin.“ sagt die begeisterte Lena.
In einem anderen Raum haben sich, wie es scheint, drei Männer zum Fachsimpeln über das E-Gitarre-Spielen getroffen. Tonfolgen werden angespielt und angeregt diskutiert. Erst wenn man dem Gespräch eine Weile folgt, erkennt man, dass es sich bei der Gruppe um den E-Gitarren-Lehrer Frank Willems, seinen Schüler Stefan Mümpfer und den Gast Gert Meissner handelt. Meissner spielt schon seit vielen Jahren E-Gitarre. Er hat die Gelegenheit des „Tags der offenen Tür“ genutzt, um sich ein paar Profi-Tipps für sein Spiel zu Hause zu holen. Er sagt augenzwinkernd: „Ich dachte mir schon, ich könnt hier vielleicht ein bisschen was für mich abkupfern“. Auch wenn sich an diesem Tag eine solche Männerrunde zum E-Gitarre spielen getroffen hatte, ist die Mehrzahl derer, die sonst bei Frank Willems Unterricht nehmen, noch Schüler. Stefan Mümpfer kam bis vor einem Jahr eigentlich nur zur Hattersheimer Musikschule, um seine Tochter zum Akustik-Gitarre-Unterricht zu bringen.
Mit den Musik-Hörgewohnheiten der Jugendlichen sind selbstverständlich auch die Lehrmethoden moderner geworden. „Viele kommen dann einfach mit einer CD zu mir und sagen, da ist das Lied drauf, was ich gerne lernen würde, und klar machen wir das dann auch“ erzählt Willems. „Eigentlich wollt ich nur mal gucken, was bei meinem Lehrer heute so los ist“ sagt Christa Fassl aus Okriftel, setzt sich aber dann doch selbst auch mal ans Klavier und spielt vergnügt ein paar Takte. Sie hat Mitte der 90ziger Jahre mit Ende vierzig erst begonnen, Klavier- und Keyboard-Unterricht zu nehmen. Zwischenzeitlich hat sie pausiert und ist nun mit 65 Jahren wieder gerne an der Musikschule Hattersheim. Dort wird sie von Georg Boeßner unterrichtet.
Im Foyer des Nassauer Hofes konnten die Besucher des „Tags der offenen Tür“ miterleben, wie viel Freude es Eltern und Kleinkindern macht, im Musikgarten ihre eigenen Möglichkeiten zum Musikmachen zu erfahren – zu singen, zu klatschen, zu stampfen und zu tanzen. Die Kinderreime, mit denen Andrea Rauch zusammen mit ihrer Puppe Lisa Eltern und Kindern zeigt, wie man selbst Musik machen und sich dazu bewegen kann, sind fast allen Müttern und Vätern aus ihrer eigenen Kindheit noch geläufig. Den Spaß, den es macht, diese Kinderlieder in der Gruppe mit Leben zu erfüllen, erfahren sie hier neu.
Im Innenhof konnte man das Wasserorchester von Michael Bradke bestaunen und sich daran ausprobieren. Nicht nur von Kindern wurde hier ausgiebig geplatscht, flötende Wasserrohre in großen, gefüllten Bottichen versenkt oder auf der mit unterschiedlich hoch gefüllten Flaschen bestückten Wasserorgel geklimpert. Manch ein Besucher konnte sich nur schwer wieder losreißen von den vielen Möglichkeiten, erstaunliche Töne mit einfachsten Mitteln zu erzeugen.
Michael Bradke bereist mit seinem Mobilen Musikmuseum die ganze Welt. So konnte er den Zuschauern auch Klatschkultur aus vielen Ländern vorstellen und sie zum mitmachen bewegen. Unversehens klatschte das Hattersheimer Publikum mit schüttelnden Händen in der Luft zu eigenen Zischlauten südafrikanisch oder drehte sich wie von Bradke angeregt beim Flamingo-Flamenco stolz aussehend im Kreise. Sogar ein ganzer Klatschtanz aus Tahiti wurde zusammen aufgeführt. Die Mitmach-Aktionen des Düsseldorfer Musikers boten über ihren Spaßfaktor hinaus aber auch interessante und erstaunliche Informationen über Klatschrituale und Musik in anderen Kulturen.
Der Nachmittag wurde von den Schülern und Schülerinnen der Musikschule Hattersheim mit eigenen Vorführungen gestaltet. So erfreute die Kindergruppe der Musikalischen Früherziehung von Beate Kunz die Gäste mit einer charmanten Reise in Paule Pumann’s Paddelboot.
Die Violinen-Gruppe hatte ein Filmmusik- Quiz für die Besucher vorbereitet. Heike Baumann und Nina zur Mühlen trugen ein Flöten-Duett vor und weitere Schüler präsentierten, was sie in der Musikschule Hattersheim an der Gitarre oder auch dem Saxofon gelernt haben.
Ausgeklungen ist der schöne „Tag der offenen Tür“ der Musikschule Hattersheim im Nassauer Hof mit einem kleinen Konzert der Schulband. Zum Ende noch ein Tipp: Wer eigentlich schon immer mal ein Instrument oder singen lernen wollte, sollte das Jubiläumsjahr der Musikschule Hattersheim noch nutzen. Bis zum Ende des Jahres werden dort Kurse für Cello, Bass, E-Bass, Kontrabass, Trompete und Gesang zu ermäßigten Jubiläumspreisen angeboten.

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