„Pop up“- Gottesdienst 250 Teilnehmer feierten einen ökumenischen Gottesdienst der ganz besonderen Art auf den Mainwiesen

Gemeindereferentin Juliane Schaad und Pfarrerin Marlene Hering erklärten, was für sie das Anlegen der Albe bzw. des Talares bedeutet und wie sie sich dabei "verwandeln".

250 Teilnehmer feierten einen ökumenischen Gottesdienst der ganz besonderen Art auf den Mainwiesen

Einen solch unkonventionellen Gottesdienst hat es in Hattersheim wohl noch nie gegeben: unter freiem, blauen Himmel, direkt am Main mit Blick auf die Kirche, bei schönstem Wetter und mit zwei Frauen der Kirchen, der evangelischen Pfarrerin Marlene Hering und der katholischen Pastoralreferentin Juliane Schaad, in bester Stimmung fühlten sich trotz der Corona- Bestimmungen alle 250 Teilnehmer sichtlich wohl. Ebenfalls zahlreiche „Zaungäste“ – unter ihnen auch Pfarrer Johannes Kraus- blieben gerne stehen, sogar die Okrifteler Fähre fuhr ab und an einen kleinen Bogen, um ihren Fahrgästen einen Blick auf den ökumenischen „Pop up- Gottesdienst“ unter dem Motto „Oh main Gott!“ zu ermöglichen.

Zu welcher Konfession die beiden „Damen der Kirche“ gehören, war noch nicht zu erkennen, als sie die Mitglieder aller Hattersheimer Kirchengemeinden gut gelaunt begrüßten: anders als in einem „normalen“ Gottesdienst trugen sie noch ihre Alltagskleidung – erst nach einem „Striptease andersrum“ vor den Augen der Zuschauer war zu erkennen, welcher Konfession sie angehören: Marlene Hering zog ihren schwarzen Talar über, Juliane Schaad ihre weiße Albe. Ganz nach dem Thema des Sonntagvormittages „Jeder hat etwas zu erzählen“ verrieten die beiden ihre Gedanken dabei: „Das Schließen der vielen Köpfe an meinem Talar genieße ich immer – es ist wie ein Gebet für mich!“ erklärte Marlene Hering, warum es sie jedes Mal froh und zufrieden macht, wenn sie damit die letzten Vorbereitungen für einen Gottesdienst abschließt. Für Juliane Schaad ist ihre weiße Albe wie ein Taufkleid sie ist jedes Mal wieder dankbar dafür, sie tragen zu dürfen.

„Ich habe bisher noch keine bessere Beschäftigung für mich gefunden, als diese in der Gemeinde. Es ist nicht gut, dass der Mensch allein ist, so fängt die Bibel an, wir brauchen uns alle“ ist sie überzeugt, „es ist einfach wunderschön mit anderen Menschen zusammen zu sein, das haben wir seit März auf jeden Fall gelernt, deshalb feiern wir heute hier so gerne zusammen!“ erzählte Marlene Hering zufrieden. Obwohl an diesem Morgen „hier unter Gottes weitem Himmel manches anders ist, als in der Kirche“, wolle man an den „alten heiligen Dingen“ festhalten. „Beim Beten darf heute alles sein, wie das im Moment ist, lasst das geschehen, was geschehen will und vertraut darauf, dass es gut ist“ ermunterte die Pfarrerin, „seid mutig!“ Es gelang ihr gut, die Gedanken der Gebete auf Gartenstühlen, Picknickdecken oder einfach auf der Wiese noch einmal zusammenzufassen.

Juliane Schaad führte vor Augen, dass so „starke, kostbare und heilige Sätze“ in der Bibel stehen, das man davon Gottesdienste halten und danach leben kann. „Ich bin der Herr dein Gott, ich bin bei dir. Der Herr ist dein Gott, dein Geist- wir werden von einer Heiligkeit zur anderen verwandelt“ erklärte sie, „das wollten wir euch hier sagen!“

Dass „jeder etwas zu erzählen“ hat, machten dann die „Lebensexperten“ Karen und Jens Breitenbach, Marc Seelmann sowie Inge Foerster mit ihren „Oh main Gott!“- Geschichten deutlich.

Das Ehepaar Breitenbach erzählte davon, dass es heute gut möglich ist, mit verschiedenen Konfessionen glücklich zusammen zu leben, dass es möglich ist, in einem Chor der anderen Konfession zusammen zu singen und sich wohlzufühlen- katholisch und evangelisch.

Marc Seelmann, dessen „kirchliche Karriere“ schon mit sechs Jahren im Krippenspiel begann und der inzwischen nach Ansicht von Pfarrerin Hering auch in der „normalen Welt“ bestens zuhause ist, berichtete eindrucksvoll von seine „OMG“- Erlebnissen in verschiedenen Lebenssituationen, etwa in seinem freiwilligen sozialen Jahr auf einer Kinderkrebsstation. „Damals erkannte ich, dass viele der Kinder dort niemals solche „Oh my God“- Momente haben werden“ erzählte er.

„Oh my god!“ ruft ihre Enkelin ganz besonders gerne, wenn sie sehr erstaunt ist erzählt Inge Förster, die lange in den USA gelebt hat und dort viel Bibelstudium betrieben hat, den Gottesdienstteilnehmern. „Schon in der Bibel steht: hört genau hin, was eure Kinder sagen“ hat sie erfahren, „ich werde meine beiden Enkel mit der Bibel begleiten.“ Was Inge Förster von ihrem Weg, ihrem Leben in den USA und ihrem Rückweg nach Frankfurt preis gab, war für alle Zuhörer spannend- und hörte sich so an, als ob er von Gott vorbestimmt war und als ob dieser sie dabei begleitet habe.

Die evangelische Pfarrerin dankte den etwa 75 an der Organisation und Durchführung des „Pop up- Gottesdienstes“ am Mainufer beteiligten Helfern ganz besonders herzlich, sie verteilte Tütchen mit Samen an alle. „Denn Samen tragen Früchte!“ betonte sie dabei. Auch an Juliane Schaad richtete sie Dankesworte: „Deine Kirche kann sich glücklich fühlen, solche Frauen wie Dich zu haben!“ Die Gemeindereferentin erklärte, dass es beiden eine Herzensangelegenheit gewesen sei, „das hier zu machen.“

Zu einem abschließenden gemeinsamen Gebet erhoben sich viele der Teilnehmer unaufgefordert – auch viele Zaungäste standen von ihren Sitzplätzen auf den Parkbänken außerhalb der Corona- Absperrung auf, als das Vater unser gemeinsam gesprochen wurde.

Juliane Schaad gab allen den Segen Gottes mit auf den Nachhauseweg. „Segen heißt, jemandem etwas Gutes zu sagen: seid mutig und stark, Gott hält immer zu euch und läßt euch nicht im Stich- einen gesegneten Sonntag beim Bleiben und beim Weiterziehen!“

„Oh main Gott!“ wurde mit der Band Purling Brooks eröffnet, auch nach der Veranstaltung konnte man noch zum Picknick zusammen bleiben und Country Musik hören. Begleitet wurde der „Pop up“- Gottesdienst von der Band Songs Rising.

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