Trolle, Nixen und Wild-West-Bestatter

Kreative Narren, fröhliche Musik und begeisterte Zuschauer prägten den diesjährigen Hattersheimer Fastnachtsumzug

Die Leichtathleten der Hattersheimer SG DJK traten beim Umzug als Bauarbeiter mit einem Hochsprungplatz in Miniatur an – sie wären jetzt bereit für den Umbau ihres Sportplatzes.
(Fotos: A. Kreusch)
 

HATTERSHEIM (ak) – Trotz meist fehlendem Sonnenschein und kühlen Temperaturen um nur etwa drei Grad war der Hattersheimer Fastnachtsumzug 2018 am Samstag, 10. Februar, auch wieder eine bunte und fröhliche Veranstaltung. In den Straßen der Stadt schallte Musik aus großen Lautsprechern, Anwohner und Geschäftsleute boten Getränke aller Art (sogar Glühwein) und Verpflegung von Pommes über Grillwurst bis zum Fischbrötchen an, Brezel- und Luftballonverkäufer waren zu sehen, es wurde getanzt und gefeiert. Der Trend zu plüschigen Ganzkörper-Kostümen hielt die Kälte von den Narren fern – viele Kinder und Erwachsene waren etwa als Einhörner, Frösche, Eichhörnchen oder Bären verkleidet, ganze Tigerfamilien, Kuhherden oder Papageienpaare vergnügten sich lachend und plaudernd schon bevor der Zug passierte. Dabei machte es den ganz kleinen Fassenachtern ganz besonders viel Spaß, einmal mitten auf der Straße so richtig rennen zu dürfen, ohne dass die Eltern schimpften – Papa oder Mama rannten meist auch schön bunt gekleidet dem Nachwuchs nur lachend hinterher.
 

Angeführt wurde der Zug in Hattersheim vom Sindlinger Karnevalverein mit seinen Garden, Tanzmariechen und dem Männerballett, es folgten aus Kelsterbach Clowns und Tänzerinnen der TSG Flair. Gleich danach boten die Musiker der nun seit 50 Jahren bestehenden FZO 1967 Brass-Band Firebirds aus Okriftel zusammen mit der „Hofemer Streetband“ Straßenmusik, wie sie sein muss: kam der Zug zum Stillstand, formierte man sich zu einem Kreis und spendierte den Zuschauern und Zuhörern ein temperamentvolles Platzkonzert. Der Musik folgten die „Bauathleten“ der SG DJK Hattersheim: große und kleine Sportler der Leichtathletik-Abteilung des Vereins waren als Bauarbeiter unterwegs, sie führten ein Modell einer Hochsprunganlage mit sich. An der Stange der Miniatur waren ein Bild des Hattersheimer Bürgermeisters sowie die Erinnerung „Versprochen ist versprochen!“ zu sehen.

Cowboys und Meerjungfrauen
Die Okrifteler IG für Amerikanische und Indianische Kultur erfreute die Augen mit prächtigen authentischen Kostümen für ihre Damen und Herren, sogar ein Bestatter aus dem Wilden Westen war mit von der Partie, er schob einen Sarg vor sich her. Nach den gekonnt ihre Fahnen schwingenden „Frankfurter Herolden“ und ihrer schmissigen Musik folgte die Chorgemeinschaft Hattersheim in ihren Kannibalen-Kostümen – diesmal waren sie allerdings wohl nicht auf der Jagd, die Speere hatten sie beiseitegelegt. Als gruselige „Ghost Rider“ nahmen Mitglieder der RSG Eddersheim am Umzug teil, schon die ganz jungen Tanzmariechen des Krifteler Karneval Klub erfreuten mit lachenden Gesichtern und das Brass & Drum Corps des Vereins mit mitreißender Musik. Strahlend blaue lachende Nixen hatte der KKK ebenso mitgebracht. Die Krifteler Feuerwehr zeigte auf ihrem Wagen eine Hüttengaudi mit „Apres Ski“, die Krifteler Heimat- und Festwagengesellschaft kam gleich mit einem ganzen „Krifteler Tollhaus“ aus dem Nachbarort angereist, vor dem Fanfarenzug Kronberg brummten die „Taunuswespen“ durch die Hattersheimer Straßen.

Von „Unter dem Meer“ kamen die Mitglieder des Carneval Club Mainperle in großer Zahl als schöne, geheimnisvolle Meerjungfrauen und als „Könige des Meeres“ gleich mit zwei tollen U-Booten und einem Meerungeheuer nach Hattersheim – unter den Neptun-Kostümen versteckten sich auch Bürgermeister Klaus Schindling, Erster Stadtrat Karl Heinz Spengler und Landrat Michael Cyriax.

Mitglieder des Turnvereins Hattersheim nahmen als Märchen- und Fantasiefiguren am Umzug teil, die Privatgruppe Wollstadt grüßte in Zigeuner-Kostümen von ihrem Wagen, der von einem kleinen fleißig „tackernden“ Oldtimer-Trecker gezogen wurde. Mächtig „Lärm“ machten die „Hutzelgrüner Grawallschochdln“ mit ihren fantasievollen Masken.

Zugmarschallin Nicole Volk und ihr Stellvertreter Markus Heuser grüßten zufrieden lachend und Süßigkeiten werfend aus ihrem Cabrio, ihnen folgte eine riesengroße Schar von Einhörnern: beim TVO hatten die Kinder wieder fleißig Kostüme für die jährliche Teilnahme am Fastnachtsumzug gebastelt. Ebenfalls vom TVO kamen die Damen und Herren der „Crazy Pearls“ in ihren beeindruckenden Eiszeit-Kostümen und die bunten Paradiesvögel der Diamonds, auch die Männertanzgruppe „Dancing Disaster“ nahm in ihrer Fastnachts-Abschieds-Verkleidung am Zug teil.

Eine kleine „Spelunken-Ausrüstung“ führten die verruchten Damen von den Wilden Weibern Okriftel am letzten Samstag mit sich, um ihre Fans an die erfolgreichen Funzelsitzungen dieser Session zu erinnern. Ebenfalls aus Okriftel kamen die Mitglieder des Spielmannszuges Okriftel, mit ihren „brennenden Hüten“ und ihrer schmissigen Musik immer wieder gerne gesehen und gehört.

Süßes vom Festungswagen
Ein besonders buntes Bild boten die „Trolle“ vom Gesangverein Liederkranz-Eintracht aus Eddersheim – ihre offensichtliche Lust an der Fassenacht steckt einfach alle an.

Aus Flörsheim angereist waren Mitglieder des Flörsheimer Narren Clubs mit ihrem großen „Festungswagen“, von der beeindruckenden Burg aus wurden fleißig Süßigkeiten unter das närrische Volk gebracht. 

Obelix mit einem kleinen Asterix auf dem Arm kündigte die Privatgruppe von Hof Haas an, ein Wagen voller „Taunus-Gallier“ folgte den beiden. Ganz besonders waren die Kostüme der Tanzsportgruppe Wild Wings als „Steampunks“ – von raffiniert geschnittenen schwarzen Kragen leuchteten orangene Zahnräder. Dem Musikverein Nordenstadt in seinen zackigen Kostümen folgten die wilden, behörnten „Germanen“ der Germania-Chöre aus Sindlingen in Scharen. „Die Alm ist weg – wir feiern weiter“ war auf dem Wagen der Privatgruppe Krüger zu lesen, auf dem ein Schlitten prangte, ein lederbehoster Fassenachter tanzte und dem anscheinend sogar ein „zweiter Bürgermeister Schindling“ folgte. 

Ganz in blau präsentierten sich die „B(l)au-Herren“ der TWK auf ihrem Wagen, der einem rauchenden Fernseher mit nur schlechten Nachrichten folgte: „Nur Skandale es ist kaum zu fasse – mir bringe lieber Spaß in unsere Gasse“ war als Motto darauf zu lesen.

Von einem Minnie-Maus-Trecker gezogen wurde der Wagen mit Disney-Motiven der „Glorreichen Dauerbrenner“ aus Eddersheim. Die Privatgruppe Martin Lindner wurde von einem als buntem Clown gekleideten Hochradkünstler angeführt, sie kam „kunterbunt“ zum diesjährigen Umzug. Die Privatgruppe „Bierchenland“ hatte sich Kindheitshelden zum Vorbild ihrer Kostüme gemacht – stand der Zug mal still, dann zeigte gleich ein Sepp Maier wir man Tore (nicht) hält. „1,2,3 – die Sesamstraße saust herbei!“ hieß es beim Reit- und Fahrverein Eddersheim, dessen Mitglieder sicher nicht zu den Frierenden gehörten in ihren Ernie-, Bert- und Krümelmonsterkostümen. 
In einem viel beachteten riesigen Kochtopf versuchten die Köche der Rhein-Main-Therme ganze Besenstiele weich zu kochen – die laute Musik mit Live-Gesangseinlagen und die Video-Übertragung fand auch in diesem Jahr wieder genauso viel Anklang wie die Tüten mit Snacks, die immer wieder daraus verteilt wurden. 

Als letzte Gruppe zogen zahlreiche „Mäuse“ vom Ski- und Paddelclub aus Okriftel ein hübsches rosa Boot durch die Hattersheimer Straßen, mit dem sie auf die Aktivitäten ihres Vereins aufmerksam machten.

Offenbar verlief der diesjährige Hattersheimer Fastnachtsumzug weitgehend friedlich und ohne Zwischenfälle, die bereitstehenden Helfer des DRK Hattersheim hatten nicht viel zu tun. Auch hatte sich die Strategie der Polizei wohl ausgezahlt, den Platz vor der Kreissparkasse abzusperren und während des Zuges Präsenz zu zeigen.

Das war ein schöner Umzug – man hat die Sonne kaum vermisst bei so vielen strahlenden und gut gelaunten Menschen auf den Straßen. Die Fassenacht 2019 darf gerne wieder genauso schön werden!

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