TÜV-Freigabe für den neuen Wagen 60 Jahre Carneval Club Mainperle: Senatsabend im Haus der Vereine mit Ehrungen

Siggi Walter (links) sowie Angie und Günter Tannenberger haben zusammen mit Inge Baumann den CCM in Leben gerufen.

60 Jahre Carneval Club Mainperle: Senatsabend im Haus der Vereine mit Ehrungen

Auch am diesjährigen Orden des Carneval Club Mainperle (CCM) ist es abzulesen: 2020 ist für den Verein ein besonderes Jahr. „Das blaue Band im Orden symbolisiert den Main, die gezackte Linie den Umriss von Okriftel und die beiden Gebäude, die darin zu sehen sind, sind die katholische Kirche und das Haus der Vereine“, erklärte Sitzungspräsident Axel Knauber die Bedeutung des diesjährigen Geburtstagsordens seines Vereins. Was diese beiden Bauwerke mit der Vereinsgeschichte zu tun haben, sollte im Laufe des Abends, der nach einem Auftritt von „Haste Töne“ mit einem Buffet für alle Gäste – unter ihnen auch Landrat Michael Cyriax – begann, deutlich werden.

Zunächst wurde allerdings von Andreas Orban als Sprecher des Ehrensenatspräsidiums humorig erklärt, warum ausgerechnet in diesem Jahr keine neuen Ehrensenatoren ernannt werden konnten. Nach „Untersuchung“ der Eignung verschiedener Persönlichkeiten hatten sich halt diesmal nur Akten mit der Aufschrift „AKK“ (Auch kein Kandidat) auf seinem Schreibtisch angesammelt.

Nach einem schwungvollen Auftritt der CCM-Garde „Cascadas“ in ihren neuen, schicken Tanzkostümen zählte Frank Enders, Erster Vorsitzender, mit fast schwarzem Humor auf, dass zu einigen Tiefschlägen, die der CCM in den beiden Jahren unter seinem Vorsitz zu meistern hatte – unter anderem musste das Vereinsgelände eine Zeit lang geschlossen werden – sich Ende 2019 ein neuer dazu gesellt hatte: obwohl das Wagenbau-Team und der ganze Verein im Geburtstagsjahr unbedingt einen neuen Wagen präsentieren wollten und alle viel Arbeit in ein neues Design gesteckt hatten, war bisher die TÜV-Freigabe noch nicht klar. Dennoch holte Enders die beiden Leiter der Wagenbau-Teams, Horst Korte und Stephan Zörb, nach vorne, um ihnen ein „flüssiges“ Dankesgeschenk zu machen. Korte, der seit 15 Jahren mit an den Wagen des CCM baut, konnte sich nicht nur mit Worten dafür bedanken: „Das es in diesem Jahr keinen Wagen geben sollte, hat uns alle schwer getroffen“, betonte er, und zeigte dann triumphierend ein Dokument vor, „aber ich halte jetzt hier ein Gutachten in der Hand, welches es dem CCM ermöglicht, nun doch mit 26 Mann auf dem neuen Wagen zu fahren.“ Dafür war ihm langanhaltender, stehender Beifall im ganzen Saal sicher, durchsetzt von einigen lauten Freudenrufen. Der Wagen passend zum diesjährigen Motto „Asterix und Obelix“ wird also nun doch „ein ziemlicher Knaller“ in Hattersheim und Flörsheim werden, ist sich nicht nur Enders sicher.

Ein Verein mit Geschichte

Der Erste Vorsitzende ging weiter auf „Orientierung und Entwicklung“ ein, zwei Punkte, die in der Geschichte jedes Vereins eine wichtige Rolle spielen. „Vielleicht war die Entscheidung für eine Party-Sitzung am 14. 02. und für einen rockigen Hexenball am 20.02. in diesem Jahr für einige ein Schock, man glaubt da „des wird nix, des is nix“ – aber der neue Vorstand möchte das ausprobieren und denkt, das wird gut, das ist wichtig für die Entwicklung des Vereins. Trotzdem werden auch die Wurzeln des Vereins nicht vergessen!“ Dazu erzählte er einiges, was er in den Jahrbüchern des Vereins über den Ursprung des CCM und über frühe Sponsoren gefunden hat und bat schließlich die Mitglieder der ersten Stunde – Günter und Angie Tannenberger sowie Siegfried Walter (Inge Baumann konnte leider nicht persönlich dabei sein) – zu sich nach vorne. Für sie hatte der Verein extra einen Unikats-Orden als besondere Ehrung zum Gründungsjubiläum anfertigen lassen, der feierlich überreicht wurde.

Erst nachdem auch sein Vorgänger Axel Knauber (für seine geschliffenen Vorträge als „Tanzlehrer“, „Briefträger“, „Baron von Münchhausen“ oder nun aktuell als „Schlagerexperte“ bestens bekannt) für 25jährige Mitgliedschaft und 2 mal 11jährige Sitzungspräsidentenschaft geehrt worden war, Klaus und Andreas Flettner, Schatzmeister Helmut Kolar und Inge Weiss (die seit mehr als 20 Jahren einen Großteil der Organisation der Sitzung für Menschen mit Beeinträchtigungen übernommen hat) für 35jährige Mitgliedschaft ihre Ehrenabzeichen von Enders überreicht bekommen hatten, bat Günter Tannenberger um das Mikrofon.

Emotional und gerührt bedankte er sich vor allem bei seiner Frau Angie für die Unterstützung in all diesen Jahrzehnten: „Da werden Erinnerungen wach! Vor 60 Jahren hatten wir zum ersten Fastnachts-Tanzabend ins katholische Jugendheim eingeladen, damals habe ich auch meine erste Büttenrede gehalten“, erzählte Tannenberger, der damals in der katholischen Kirche und auch schon in der Kommunalpolitik engagiert war, „in der Kirche sind unsere Wurzeln, bis 1976 sind unsere Gelder ihr zugute gekommen. Erst dann haben wir uns richtig selbständig gemacht. Das war der richtige Weg, aber er hat uns nicht von der Kirche getrennt, am 13. Februar werden wir einen Fastnachts-Dankesgottesdienst feiern.“ Tannenberger hofft, dass „dieser Geist weiter lebt“ und freut sich sehr, dass „die holde Geistlichkeit“ dabei mitmacht. Der heutige Hattersheimer Stadtverordnetenvorsteher blickte gerne zurück auf „eine wunderbare Zeit“, die ihm „unvergessen bleiben wird“, er war 47 Jahre Vorsitzender des CCM und 40 Jahre lang Sitzungspräsident. Für seine Worte erhielt er fast ebenso viel Beifall wie Klaus Flettner für seine anschließende Erklärung, dass er und sein Bruder 1.400 Liter Bier für die Jubiläumskampagne spendieren werden.

Viele Ehrungen

Traditionsgemäß obliegt es dem Sitzungspräsidenten, aktive Mitglieder zu ehren. Wie stolz auch er auf diejenigen ist, denen er für ihr 10jähriges Wirken im Verein den bronzenen Verdienstorden anheften durfte, merkte man sofort: Mit viel belachten, zehn Jahre alten Bildern der damals „Coole Chaos Meute“ genannten Nachwuchsgruppe belegte er, wie sehr sich die inzwischen ja „aus Film, Funk und Fernsehen“ bekannten Jungfassenachter „gemausert“ haben. Mittlerweile wurde nicht nur der Name der im Programm fest etablierten Gruppe in „Sinnfrei“ geändert, die jungen CCMler haben auch schon andere Aufgaben in ihrem Verein übernommen. „Wir sind froh, euch zu haben“, stellte Axel Knauber unter Beifall fest, als er die Orden an Adrian Becker, Timo Heuser, Philipp Heyden, Enrique Nied und Mike Stellwagen überreichte. Auch Lena Brock, Julia Heckenmüller, Tanja Stellwagen und Juana Talavara-Lopez wurden für zehn Jahre aktive CCM-Mitgliedschaft mit Bronze geehrt, Tamara Dalfuß erhielt den Verdienstorden in Silber.

Der CCM-Protokoller Thorsten Schweinhardt ist seit 1999 für die Okrifteler Fastnacht aktiv, dass er in diesem Jahr um eine Auszeit gebeten hat, bedauerte Knauber ausdrücklich: „Das ist die Königsdisziplin der Büttenreden – eine Sitzung ohne Thorsten ist nicht so toll, drum komm bald wieder mit deinem Protokoll!“, reimte er darum.

Klaus Gehrke ist schon 30 Jahre im CCM aktiv, ihn kennt man vom Männerballett „Die Nachteulen“ und aus der Gesangsgruppe „Haste Töne“, ebenso ist er im Bauausschuss des Vereins tätig. Dafür erhielt er den goldenen Verdienstorden des Vereins.

Insgesamt 21 Mitglieder kann der CCM in diesem Jahr für 15jährige Mitgliedschaft ehren, darunter etliche „ganze Familien“.

Im Ehrensenat feierten Harwig Kurz und Ulrich Schweiger den zehnten Jahrestag ihrer Ernennung, sie wurden mit dem Orden in Bronze ausgezeichnet. Schon seit 30 Jahren sind Horst Lutter und Dr. Joachim Sanders Mitglied im Ehrensenat des CCM, ihnen wurde der Verdienstorden in Gold verliehen.

Neue Mitglieder im Elferrat

Es ist eine humorvolle Tradition, dass Bewerber um einen Sitz im Elferrat des CCM sich erst einem Eignungstest im Rahmen eines Senatsabends stellen müssen, bevor sie den Verein an so prominenter Stelle repräsentieren dürfen. In diesem Jahr hatte Axel Knauber drei „schwere“, aber typische Aufgaben für die vier Kandidaten zu lösen: sie mussten ihre Fähigkeiten im Luftschlangen-Weitwurf sowie im Süßigkeiten-Zielwurf beweisen und vorführen, wie gut sie sich beim „Stuhlgang“ (dem schnellen Auf- und Abbau einer Saalbestuhlung) anstellen. Nach großem Gelächter und der Gewissheit, dass die Elferratsneulinge ihren Tribut in Form von mehreren großen Flaschen „braunen Goldes“ an den Verein leisten werden, wurde die Frage des Sitzungspräsidenten „Könne merr se nemme?“ einhellig mit einem lauten „Jaaa!“ aus dem Saal beantwortet und Knauber machte sie mit Elferratskappen und -orden zu „ordentlichen Menschen“.

Auch der letzte Programmpunkt des offiziellen Teiles des CCM-Ehrungsabends, der sehenswerte Auftritt der tollen „Nachteulen“ mit einem Tanz á la „Rocky Horror Picture Show“, gab noch einmal Anlass für eine Ehrung: Silke Jung trainiert die „Damen“ des CCM- Männerballetts nun seit 30 Jahren – auch das war dem ganzen Saal stehenden Applaus wert.

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