Ungefilterte Lebensfreude

Sitzung des Carneval-Clubs Mainperle für Menschen mit Behinderung am vergangenen Sonntag

Im gut gefüllten Saal warteten etwa 120 Menschen auf den Beginn der Sitzung.

„Alle Elferräte wollen unbedingt bei dieser Sitzung dabei sein“, erzählte Markus Heuser, Pressesprecher des Carneval-Clubs Mainperle 1960 e.V., im Vorfeld. „Ich liebe diese Sitzung“, ergänzte Holger Dümmler, Mitglied des Elferrats, kurz vor Beginn der Sitzung, „es ist so wunderbar zu sehen, wenn ein Lächeln die Gesichter der Zuschauer erhellt.“ Diese Aussagen machten neugierig auf die Sitzung für Menschen mit Behinderung. Aber was war anders als bei den Abend-Sitzungen des CCMs?

Die Organisatoren hatten im Haus der Vereine in Okriftel wegen der zu erwartenden Rollstühle die Tische weiter auseinander gestellt. Rotes Kreuz und Feuerwehr waren ebenfalls anwesend. Tageslicht erfüllte zunächst den Saal, da die Sitzung um 14.31 Uhr begann. Das erwartungsvolle Publikum, etwa 120 Menschen, saß schon sehr viel früher an den Tischen. Man sah viele bunte Kostüme. Frösche, Prinzessinnen, Käfer, Cowboys, Clowns, aber auch Fantasiekostüme waren vertreten. Kreppel und Getränke standen für die Gäste bereit.

Schon seit mehr als 25 Jahren veranstaltet der Carneval-Club Mainperle eine Fastnachtssitzung für Menschen mit Behinderung, als einziger Carnevalsverein im Main-Taunus-Kreis. Im Vorfeld werden die Behinderteneinrichtungen im Main-Taunus-Kreis angeschrieben, um Besucher für die Sitzung einzuladen, wobei vorgesehen ist, dass die Gäste ihre Betreuer mitbringen. In den Einrichtungen wird mit einem speziellen CCM-Plakat geworben, um Vorfreude aufkommen zu lassen. Alle Einnahmen der Sitzung werden vom CCM an Behinderteneinrichtungen gespendet.

Die jetzige Sitzung hatte einige Premieren zu bieten: das erste Mal waren Petra Jarnagin und Birgit Wittich mit Inge Weiß im Organisationskomitee tätig. Tim Fischer war das erste Mal Sitzungspräsident und Jan-Lukas Schneider hatte seine Premiere beim Elferrat, nachdem er beim Senatsabend seine Aufnahmeprüfung bestanden hatte. Ansonsten traf man natürlich viele alte Bekannte. Die „Spitzebuben“ sorgten gleich zu Beginn mit ihrer Musik für ordentlich Stimmung. Dafür bekamen sie viel Anerkennung vom Elferrat, da die „Hausband“ auch bei jeder Abendsitzung vertreten ist. Ein donnerndes Helau war es wert, dass sie an dem Nachmittag ohne Gage auftrat.

„Ich sehe, dass ihr Spaß habt“

Ein hochkarätiger Auftritt fand gleich zu Beginn der Sitzung statt: Die „Clan Pipers Frankfurt“ marschierten in den Saal. Sie wurden 1974 gegründet und sind damit die älteste Pipe Band Deutschlands. Schottische Klänge brachten das Publikum in Stimmung. Thomas Wandt, der Pipe Major und 1. Vorsitzende, animierte die Zuschauer zum Mitklatschen, was hervorragend funktionierte. „Ich sehe, dass ihr Spaß habt“, rief er ins Publikum. „Du bes die Stadt“, das Liebeslied der Bläck Fööss an Köln wurde dann zum Besten gegeben. Beim Lied „Hey Pippi Langstrumpf“ sangen die begeisterten Zuschauer mit. Schon nach diesem ersten Auftritt wurde klar, was das Besondere an der CCM-Sitzung für behinderte Menschen ist: die spezielle Begeisterungsfähigkeit des Publikums. Diese wird rein und unverfälscht den Darbietenden gezeigt. Menschen wippen in ihren Rollstühlen hin und her, andere bewegen ihre Arme im Takt mit und überall sieht man lachende, fröhliche Gesichter, hört begeisterte Zurufe und Applaus. So erfahren die Künstler für ihre Auftritte eine ganz außerordentliche Wertschätzung.

Ein junger Mann fiel dadurch auf, dass er seine Faszination für die Musik deutlich zeigte. Während der gesamten Sitzung dirigierte er die Band oder die auftretenden Gruppen. Das war Lebensfreude pur! Seine Eltern erzählten, dass sie aus Eppstein kommen und das erste Mal in Okriftel bei der Sitzung dabei sind. Auch sie genossen den Nachmittag sehr.

Tanz und viel Musik

Den Tanzreigen eröffneten die Kleinsten des CCMs, die „Little Stars“. Höhepunkt ihrer Darbietung war der gemeinsame Tanz mit drei Mitgliedern des Elferrats.

Weiter ging es mit Gästen aus Flörsheim. Zwölf Mädchen, die „FNC Minis“, traten zunächst in schwarzen Oberteilen und Goldröckchen auf, zogen dann schnell gelbe oder grüne T-Shirts über, und beendeten den Tanz schwungvoll.

Die „Crazy Girls“ vom CCM traten in roten Hosen und schwarzen, funkelnden Oberteilen auf. Zu Beginn tanzten zwei große, rosa Schweinchen mit, eine großartige Choreografie.

Viel Musik gab es an dem Nachmittag. Es spielte der Spielmannszug der Freiwilligen Feuerwehr Okriftel. Außerdem durfte natürlich die Gruppe „Haste Töne“ nicht fehlen. „So wie die Hofsänger zu Mainz gehören, so gehört ihr zu Okriftel“, bemerkte Tim Fischer. Ihr Repertoire war groß an diesem Nachmittag. So besangen sie unter anderem „Heini, den schönsten Hahn im MTK“, „Anita“, „das knallrote Gummiboot“, das ganze „aber bitte mit Sahne“. Bei diesen Gassenhauern konnte das Publikum wunderbar mitsingen.

Eine Spezialität, die die Abendsitzungen nicht zu bieten haben, war der Auftritt der integrativen Tanzgruppe der Lebenshilfe MTK. Mit bunten Hüten und Schals wirbelten die Tänzer über die Bühne und brachten den Saal in Stimmung.

Vor dem Finale konnte man die Garde „Cascadas“ des CCMs bewundern, sie wurde als „Aushängeschild des Vereins“ angekündigt und konnte durch ihren mitreißenden Tanz begeistern. Die jungen Damen bedankten sich zusammen mit ihrer Trainerin Martina Cronauer für den riesigen Beifall.

Eine echte Prinzessin

Hoher Besuch war ein weiteres Highlight des Nachmittags. Mit begeistertem Applaus wurde das Prinzenpaar aus Bad Soden begrüßt, Prinzessin Marlen I. und Prinz Jan I. Sie hatten es sich nicht nehmen lassen, trotz engem Zeitplan zu der Sitzung zu erscheinen. Sie stellten sich vor und hatten Orden für Tim Fischer und Stefan Käck mitgebracht. Sie selbst wurden nicht von der Bühne gelassen, bevor sie mit CCM-Orden ausgezeichnet waren.

Es war eine herausragende Veranstaltung, dieser Inklusionsnachmittag des Carneval-Clubs Mainperle. Großer Dank und Anerkennung gebühren dem Organisationsteam und allen Beteiligten. Der schönste Lohn für alle waren sicher die großartige Stimmung und die ansteckende, unverfälschte Begeisterung der Zuschauenden.

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