Zwei bedeutsame Verabschiedungen aus der Stadtpolitik

Dietrich Muth verlässt nach über 50 Jahren die politische Bühne / Ende der Amtszeit von Karl Heinz Spengler als Erster Stadtrat

Bürgermeister Klaus Schindling (links) überreichte dem scheidenden Ersten Stadtrat Karl Heinz Spengler (rechts) die Entlassungsurkunde.

Zwei besondere politische Persönlichkeiten wurden am vergangenen Freitagabend, 31. März, im Werkstattgebäude des neuen Stadtmuseums verabschiedet und geehrt: Zum einen hatte der Stadtverordnete Dietrich Muth im vergangenen Dezember nach 45 sehr aktiven Jahren in der hiesigen Kommunalpolitik sein Amt niedergelegt, zum anderen verabschiedete sich der Erste Stadtrat Karl Heinz Spengler an diesem Tag in den wohlverdienten Ruhestand. Beiden galt es, an diesem Abend "Danke schön" zu sagen und ihre Verdienste um die Stadt Hattersheim am Main und deren Bürgerinnen und Bürger angemessen zu würdigen.

Zunächst stand der ehemalige FDP-Fraktionsvorsitzende Dietrich Muth im Mittelpunkt der Feierlichkeiten. Bürgermeister Klaus Schindling ergriff das Wort und bedauerte, dass ihm seit dem Jahresanfang etwas fehlt: "Seit Januar kommt der Herr Muth nicht mehr mindestens einmal die Woche ohne Termin ins Rathaus" - es gebe nun niemanden mehr, der am Vorzimmer vorbei einfach die Bürotür des Bürgermeisters aufmacht. Eine kleine Tradition, die der Rathauschef schon sehr bald zu vermissen anfing.

Natürlich erinnerte Bürgermeister Schindling auch an die Kommunalwahlen im Jahre 2016, als die Ära der Koalition aus CDU, FDP und Freien Wählern im Hattersheimer Rathaus begann, mit Dietrich Muth an der Spitze der Liberalen. Die gemeinsame politische Arbeit war Schindling zufolge stets geprägt von einem gelebten Miteinander und dem gemeinsamen Ringen (zuweilen auch mit unterschiedlichen Ansichten) um das Beste für die Stadt Hattersheim. Dabei profitierte die gesamte Koalition vom "unheimlich großen Erfahrungsschatz" des FDP-Politikers, der schon seit 1977 ununterbrochen Mitglied der Gremien des Stadtparlamentes war.

Schindling verwies auf die vielen Ehrungen, die Dietrich Muth in seiner Laufbahn bereits erhalten hat: Von der Rathausplakette in Bronze im Jahre 1987 über den Ehrenbrief des Landes Hessen zwei Jahre später, die silberne Rathausplakette 1992 bis hin zu deren goldener Variante im Jahre 1997. Von 2016 bis 2022 war Muth Vertreter der Stadt Hattersheim in der Verbandskammer des Regionalverbandes Frankfurt am Main.

Als man nun seitens der Stadt geprüft hat, was die städtische Ehrenordnung denn für einen derart verdienten Menschen wie Dietrich Muth noch hergibt, landete man beim städtischen Siegelring in Gold, im Wert von stolzen 2.000 Euro. Die Reaktion des Geehrten fiel, wie Bürgermeister Schindling findet, sehr passend für einen Menschen wie Dietrich Muth aus: Er hat diesen Ring kurzerhand abgelehnt und sich statt dessen gewünscht, dass der dafür aufzuwendene Geldbetrag dem Tierschutzverein Hattersheim gespendet wird. Den dazugehörigen Scheck nahm der 1. Vorsitzende des Vereins, Christian Reiter, an diesem Abend gerne von Dietrich Muth entgegen.

Auch Stadtverordnetenvorsteher Georg Reuter lobte das jahrzehntelange kommunalpolitische Engagement von Dietrich Muth, der 1972 auch Gründungsmitglied des hiesigen FDP-Ortsverbandes war, in den höchsten Tönen: Wer so handelt, der stellt sich gesellschaftlich weit verbreiteten resignativen Haltungen entgegen und zeigt auf, dass es auch besser geht. Und damit übernimmt derjenige eine große Vorbildfunktion.

Sodann verlieh der Stadtverordnetenvorsteher Dietrich Muth in Anerkennung seiner Verdienste, die er sich in seiner mehr als 50-jährigen kommunalpolitischen Tätigkeit sowie als Stadtverordneter der Stadt Hattersheim erworben hat, die Ehrenbezeichnung "Ehrenstadtverordneter". Gleichzeitig wurde ihm die Ehrenmedaille der Stadt verliehen.

Erster Stadtrat wechselt in den "Unruhestand"

Der zweite Teil des Ehrungsabends stand dann ganz im Zeichen des scheidenden Ersten Stadtrats Karl Heinz Spengler. Dessen Amtszeit als Erster Stadtrat endete just an diesem Abend, sein Wechsel in den Ruhestand stand also an - oder, wie Bürgermeiser Klaus Schindling es formulierte, eher in den "Unruhestand", denn wer Karl Heinz Spengler kenne, so der Rathauschef, der wisse auch, dass dieser sich mit viel Hingabe und Leidenschaft den verschiedensten Themen widmet. Vor diesem Hintergrund attestierte der Bürgermeister Spengler auch ein "großes heimatgeschichtliches Wissen", über das in ähnlichem Maße nur wenige Menschen in Okriftel und Hattersheim verfügen. Und so sei es auch nicht verwunderlich, dass unter der Führung und Beteiligung Spenglers während dessen Amtszeit als Erster Stadtrat aus "einer Rumpelkammer mit irgendwelchen alten Büchern" ein waschechtes Stadtarchiv aufgebaut wurde, das unter Leitung des Ersten Stadtrats von Anja Pinkowsky sehr gut geführt wurde und wird.

Gemeinsam habe man in den vergangenen sechs Jahren "viele, viele Dinge" auf den Weg gebracht, man hat Spuren hinterlassen. Schindling würdigte das kommunalpolitische Wirken von Karl Heinz Spengler: Über viele Jahre hinweg habe er die Freien Wähler in Hattersheim geführt, und Schindling brachte große Dankbarkeit dafür zum Ausdruck, dass er mit Spengler seit 2016 in Hinblick auf die strategischen politischen Entscheidungen bezüglich der Stadt einen Koalitionspartner, einen Kollegen und einen Freund an seiner Seite hatte. Spengler habe in dieser Zeit vieles zu den Bedingungen des bunten Stadtlebens beitragen können. Als Stadtverordneter saß er von 1989 bis 1997 und von 2001 bis 2017 im Parlament, zudem saß und sitz er seit vielen Jahren für die Freien Wähler im Kreistag.

Aber die "Zeit rennt ins Land", stellte Bürgermeister Schindling etwas schwermütig fest, und nach einem derart erfüllten Arbeitsleben dürfe man nun auch daran denken etwas kürzer zu treten. Dennoch wird der Name Karl Heinz Spengler auf den nächsten Kandidatenlisten der Freien Wähler für den hiesigen Wahlkreis noch zu lesen sein - dies zeige, so Schindling, dass Spenglers politisches Herz "immer noch stark pulsiert".

Schließlich vollzog der Bürgermeister noch die eigentliche Verabschiedung, verbunden mit dem ausdrücklichen Dank und der Anerkennung für die erbrachten treuen Dienste, und überreichte dem nun ehemaligen Ersten Stadtrat die entsprechende Entlassungsurkunde.

Stadtverordnetenvorsteher Georg Reuter hob in seinem Grußwort die Verdienste Spenglers bezüglich der "vorbildlichen Kinderbetreuung" in Hattersheim hervor, und ohne ihn hätte die Stadt "wahrscheinlich auch noch keinen Naturkindergarten". Ebenso wäre Hattersheim ohne das Engagement des Ersten Stadtrats wohl noch keine Fairtrade-Stadt. Spengler war Reuter zufolge in seinem Amt stets mit dem Herzen und dem Verstand gleichermaßen bei der Sache, insbesondere wenn es um die Anliegen der Bürgerinnen und Bürger ging. Damit habe er seinem Amtstitel als Erster Stadtrat alle Ehre gemacht und so die Sympathie, das Vertrauen und die Wertschätzung der Hattersheimerinnen und Hattersheimer erworben. Dafür, und für alles andere, was Karl Heinz Spengler für die Stadt Hattersheim getan hat, sagte Georg Reuter im Namen der Stadtverordnetenversammlung danke.

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