Leserbrief

Zu „Nachgereichte Antworten auf Fragen aus der Bürgerversammlung“, HS Nr. 15 vom 11. April

Das Thema „Gewerbegebiet Nord“ wurde nachträglich als dritter Punkt auf die Tagesordnung gesetzt, was offensichtlich auf Grund von Leserbriefen und zahlreichen Einwendungen im Rahmen der Offenlage erfolgte. Eine Informationsveranstaltung war längst überfällig, was auch durch eine voll besetzte Stadthalle sehr deutlich wurde.

Nicht nur ich frage mich, ob der Bürgermeister und die Verantwortlichen davon ausgegangen sind, ihr immenses Vorhaben ohne Informationen an die Öffentlichkeit „durchzuziehen“? Soll eine Transformation von einer Wohnstadt Hattersheim mit Gewerbegebieten in eine Industriestadt Hattersheim mit mehr als 15 Rechenzentren ohne nähere Informationen und ohne jede Beteiligung der Bürger erfolgen?

Bürgermeister Schindling nimmt für sich in Anspruch, dass er bei der Ansiedlung von Rechenzentren mit den Bürgern im Dialog steht. Seine Tätigkeit im Vorstand des Lobbyverbandes versteht er „als Weitergabe von Informationen an kommunale Anbieter von Flächen und wie man mit Bürgern die Vorhaben kommuniziert“. Ich frage mich, mit wem er gesprochen hat. Mit seinen Parteimitgliedern? Den Damen und Herren vom Regionalverband FrankfurtRheinMain? Den Rechenzentren-Betreibern?

Zwei Wochen nach der Bürgerversammlung hatten die Rechenzentrums-Betreiber zu einer professionellen Infoveranstaltung mit Häppchen, Kugelschreibern, Blöcken und Werbefilmen in die Stadthalle eingeladen. Der Sprecher von NTT versuchte nachzuholen, was der Lobbyist der German Datacenter Association und gleichzeitige Bürgermeister von Hattersheim versäumt hat: Einen Bürgerdialog.

Nach wie vor ist zu dem immensen Energieverbrauch, der fast komplett in Wärme umgewandelt wird, nichts Konkretes zu hören. Die Befürworter freuen sich über eine zukünftige Nutzung der Abwärme. Wenig bekannt ist, dass über das Jahr nur 20% der Abwärme genutzt werden könnte. 80% werden in die Luft geblasen – und dies besonders in den warmen Monaten, da die Abwärme nur im Winter und in den Übergangszeiten genutzt werden kann. Ein eventuelles Beheizen des Freibads wird die Bilanz kaum verbessern. Und wer glaubt, die Wärme für Wohnung oder Haus ist umsonst, hat sich geirrt. Kostenfrei sind nur die 80% ungenutzte Abwärme, die im Sommer über Hattersheim wehen. Bei den hier bereits gebauten Rechenzentren sind es 100%!

Es gibt zahlreiche Bürger, die der Meinung sind, dass bereits genug Rechenzentren in Hattersheim stehen. In Frankfurt kommt auf etwa vier Quadratkilometer ein Rechenzentrum, in Hattersheim ist es je Quadratkilometer ein Rechenzentrum. Damit hat Hattersheim bereits jetzt eine viermal höhere Rechenzentrumsdichte als Frankfurt. Gibt es bundesweit eine Gemeinde, die mehr zu bieten hat?

Aus diesen und anderen Gründen positionieren sich zunehmend Bürger, die der Auffassung sind, dass es insgesamt reicht und dass die Rechenzentren in der Frischluftschneise vor dem Hattersheimer Friedhof dort nicht hingehören.

Thomas Guttandin, Hattersheim

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