Sehr geehrter Bachschisser,
als einer der Mitorganisatoren der Flörsheimer St.-Gallus-Protestnacht vom 28. Oktober 2011 kann ich Ihre absurden Angriffe gegen Pfarrer Hanauer in Ihrem Blatt nicht unwidersprochen lassen. Auf der einen Seite titulieren Sie Ihre Ausgabe mit den Worten „Wut, Angst und Verzweiflung“ und geben damit in Ihrem Blatt der schlimmsten Apokalypse Raum, die eine deutschen Stadt in Friedenszeiten heimgesucht hat. Auf der anderen Seite empören Sie sich über einen engagierten Kirchenmann in einer Art und Weise, die oberlehrerhaft und auch beleidigend ist. Steht denn die gesamte Region nicht schon seit Jahren sinnbildlich in Flammen? Sind nicht die hiesigen Menschen durch die ständigen Tabubrüche und die ständigen Regelverstöße einer mit der Fraport auf das Engste verbandelten Landesregierung schuld an der derzeitigen Eskalation der Lage? Mittlerweile weiß jedes Kind, dass der Flughafenausbau eine auf beispiellosem Betrug und Täuschung aufgebaute Veranstaltung war. Das, was die Menschen zur Zeit erleben, haben Gutachter, Politiker und Fraportbosse zuvor systematisch verschleiert, manipuliert und bagatellisiert. Die Vorteile eines Ausbaues wurden über 11 Jahre über den grünen Klee phantasiert. Mit der Fantasie von anfangs 200.000 Arbeitsplätzen wurde das Volk gespalten. Die gewaltigen Schadensfolgen des Ausbaus wurden bagatellisiert, manipuliert oder verschwiegen. So betrieb man einseitig „Abwägung“, indem man nur die eine Seite der Waage bediente. Eine hemmungslose und schrankenlose Wachstumsmafia übt strukturelle Gewalt über weite Teile unserer Bevölkerung aus und glaubt insgeheim, dieses „ausgleichslose Sonderopfer“ des Volkes wäre der zwangsläufige Preis für das deutsche Mithalten im globalen Wettlauf des Größenwahns. Es ist eine Tatsache, dass die Schöpfung in ihrer menschlichen, tierischen und pflanzlichen Ausprägung durch einen unnötigen, ungerechten und strukturell gewaltsamen Vorstoß der Fraport ins Fleisch der Nachbarn auf das Höchste geschädigt wurde. Die Verbrennung eines verhassten Fraport-Pamphlets vor den Toren von St. Gallus hat ihr Licht bis in die Konzernzentralen des unseligen Flughafenbetreibers geschickt und dort einen unmittelbaren Aufschrei verursacht. Schulte, Koch und Bender brauchten bisher weder Gerichte noch Parlamente zu fürchten. Umso machtvoller wurden sie von dem Schlag von St. Gallus getroffen. Gegen diese überfällige moralische Verdammnis haben sie kein Schutzschild. Hier wurde nicht das Schriftgut Schwächerer vernichtet, sondern hier wurde in bester Tradition Martin Luthers und Dietrich Bonhoeffers ein höchst wirkungsvolles Fanal gegen die peinigenden Machthaber gesetzt.
Frank Wolf
Bürgerinitiative für Umweltschutz 1975 e.V.
Anton-Flettner-Str.5a, Eddersheim am Main
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