Mit Genuss essen

„Männerkochteam“ trifft sich seit vier Jahren in Ev. Matthäusgemeinde zum gemeinsamen Kochen

OKRIFTEL (ak) – Wenn sich alle vier Wochen die Männer mit den langen roten Schürzen im Gemeindehaus der evangelischen Matthäusgemeinde in Okriftel treffen, dann wird dort fleißig geputzt und gesäubert, geschnippelt und geschnitten, gerührt und gemengt, gewürzt und abgeschmeckt, gebrutzelt, gebraten, gekocht – und natürlich auch schön dekoriert, angerichtet, serviert und mit Genuss gegessen.

 

Seit etwa vier Jahren gibt es das „Männerkochteam“ in Okriftel. Die acht Herren beider Konfessionen im Alter zwischen 50 und 75 Jahren treffen sich alle vier Wochen um gemeinsam zu kochen und zu essen. „Die Idee war, dass wir Männer kochen lernen, um auch zu Hause einzuspringen, wenn unsere Frauen mal nicht können“, erklärt Paul Göpfert, der vorher aus diesem Grund auch schon mal einen VHS-Kochkurs für Männer besucht hatte, weil seine Frau krank geworden war.
Hier im Gemeindehaus sind die Männer ihre eigenen Lehrmeister, an jedem Kochabend wird besprochen, was beim nächsten Ma(h)l zusammen gekocht wird, ein Menü-Plan wird nach einem Motto wie etwa „Mediterran“ oder „Spargelzeit“ gemeinsam erstellt. Meist werden vier Gänge eingeplant, ein Gang wird in die Verantwortung von jeweils zwei Mitgliedern des Männerkochteams gegeben, man wechselt sich ab bei Vorspeise, Zwischengang, Hauptspeise und Dessert. Ein Menü für einen Kochabend wird selbstverständlich immer so abgesprochen, dass es auch allen Köchen schmeckt.
„Manches bereiten wir dann aber auch schon mal zu Hause vor – heute habe ich als Vorspeise eine „Kalte Kartoffelsuppe“ gemacht, die muss eine Weile in den Kühlschrank, bevor sie serviert wird, daher habe ich sie heute schon fertig mitgebracht,“ Paul Göpfert zeigt stolz auf die gelbe Tupper-Schüssel in seinem „Rotkäppchen-Korb“, „nur die Croutons muss ich nachher noch rösten und alles mit Petersilie schön anrichten – das Auge isst mit!“
Das gemeinsame Kochen von acht Männern in der Küche des evangelischen Gemeindehauses ist manchmal schon ein kleines „logistisches Problem“, die Küche ist in schmaler L-Form gebaut, es gibt nur eine ganz normale Spüle und nur einen Vier-Platten-Herd wie in jedem Haushalt auch, da muss genau bedacht und abgesprochen werden, wer beim nächsten Menü den Herd benutzen kann. „Und auch die Dunstabzugshaube ist gar nicht männerfreundlich“, lacht Joachim Bösenberg und zeigt auf die für die Männer eigentlich zu niedrig angebrachte Abzugshaube, „wie oft haben wir uns da schon angestoßen, was hatten wir schon für Macken am Kopf!“ Selbst wenn an diesem Abend drei der Kochteam-Mitglieder, Thorsten Ibad, Ulrich Fricke und Egon Weber, nicht da sind und nicht mit kochen können, merkt man wie eng es auch schon für fünf Männer in der Küche ist.
Trotzdem sind sie alle mit großer Freude dabei, Joachim Pahlow schneidet das Fleisch für das „Frühlingsgeschnetzelte“, Joachim Bösenberg schält Spargel und putzt Champignons, Jürgen Burski mischt Mascarpone-Creme mit Himbeeren zur feinen „Himbeer-Mousse“, Dr. Dieter Kühnert hebt behutsam Dressing unter den Salat mit dem würzigen „echten Okrifteler Rucola“ aus dem eigenen Garten. Kleine „Pannen“ werden mit Humor genommen: „Wer hat denn jetzt meine Platte ausgemacht, mein Nudelwasser kocht ja gar nicht?“ – „Welche ist jetzt aus? Ich wollte doch die andere ausmachen!“ Solche und ähnliche Dialoge werden lachend geführt. Die Männer bringen alles, was sie zum Kochen brauchen, von zu Hause mit, selbst manches spezielle „Werkzeug“ wie etwa einen Schneebesen und natürlich auch alle Zutaten – da wird auch am Morgen schon mal frisch auf dem Markt eingekauft, gespart wird an nichts. „Was die Bauern produzieren, müssen wir ja verbrauchen“, meint Paul Göpfert lachend und erzählt von der Sahne an seiner Kartoffelsuppe.
Und ganz selbstverständlich ist nach ihrem Kochabend die Küche des Gemeindehauses blitz blank gesäubert, alles wird von Hand gespült, sorgsam abgetrocknet und wieder ordentlich weggeräumt, Herd und Arbeitsplatte werden gewienert. „Wir glauben fast, die Gemeinde kann froh sein, dass hier alle vier Wochen alles mal so gründlich saubergemacht wird“, schmunzelt Paul Göpfert. Nicht nur deswegen ist man in der Evangelischen Matthäusgemeinde in Okriftel sicher tatsächlich recht froh, die Männer vom Koch-Team zu haben, sie sind innerhalb der Gemeinde auch sonst sehr gefragt. „Wir bekommen immer Besuch von den Konfirmanden, die auch dann mit uns essen, und wir kochen auch schon mal freitags für den Kindergottesdienst, beim Basar oder bei Festen – es ist bisher von unserem Essen noch kein Mensch ernsthaft krank geworden“, erzählt Dr. Dieter Kühnert augenzwinkernd, „wenn dafür etwas eingenommen wird, kommt das selbstverständlich in die Gemeindekasse – so bekommt die Gemeinde auch von uns etwas dafür zurück, dass wir hier bei ihr alle vier Wochen freitags kochen dürfen.“
Jürgen Burski erklärt verschmitzt lächelnd: „Und ganz viele Frauen lieben es, wenn Männer kochen können – das macht uns irgendwie interessant, das kann man in Gesprächen bei den Anlässen, für die wir kochen, immer wieder merken!“
Auch den eigenen Ehefrauen gefällt es, dass ihre Männer gemeinsam Kochen, einmal im Jahr werden sie von ihnen zu einem besonderen Essen eingeladen, sogar einen gemeinsamen Ausflug in die „Rheinhessische Toskana“ haben die Männer mit ihnen schon einmal unternommen. Von den Frauen stammen auch die schönen, feuerroten Schürzen mit eingesticktem Namen für jedes Mitglied des Männerkochteams.
Wie gut die Idee des „Männerkochteams“ in Okriftel ankommt, sieht man daran, dass gerade – da das „Original-Männerkochteam“ seine personelle Kapazität wegen der engen Küche ja leider nicht erweitern kann – ein zweites Team dabei ist, sich zu gründen.

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