EDDERSHEIM (idl) – Zu einer Protestveranstaltung gegen die mit der Inbetriebnahme der Landebahn Nordwest des Frankfurter Flughafens einhergehende Lärmbelastung der Region hatten die Bürgerinitiative für Umweltschutz Eddersheim (BfU), der Verein Lebenswertes Hattersheim und Bürgermeisterin Antje Köster am vergangenen Freitag auf den Platz vor dem Begegnungszentrum eingeladen. Weit über 300 Teilnehmer waren der Aufforderung gefolgt.
Frank Wolf von der BfU begrüßte die lärmgeplagten Bürgerinnen und Bürger im alten Eddersheimer Ortskern und fand deutliche Worte in Richtung des Flughafenbetreibers und der für die Genehmigung des Ausbaus zuständigen Politiker. „Bis zur Inbetriebnahme der Landebahn war das Grauen nur aus den vorgelegten Akten zu erkennen, am 21. Oktober wurde die Bestie losgelassen“, machte Wolf seinem Unmut Luft und traf mit seinen deutlichen Tönen die Stimmungslage der vom Fluglärm gepeinigten Anwohner des Flughafens. „Zum Lärm kommen die Schadstoffbelastungen durch den Flugverkehr“, ärgert er sich über den „menschenverachtenden Umgang“ der für den Ausbau Verantwortlichen mit der Gesundheit von „Zehntausenden von Menschen. Sie machen sich der zehntausendfachen Körperverletzung schuldig. Sie haben den Bannwald geschändet.“ Wolf kündigte weiteren, dauerhaften und nachhaltigen Protest an. „Wir werden dieser Steigerung des Wahnsinns unsere angestammte Heimat nicht kampflos überlassen und uns mit allen Mitteln gegen die Foltertiefflüge zur Wehr setzen.“ Es könne nicht angehen, dass man die „Vertreibung der Menschen bei der Entscheidung pro Flughafenausbau mit ins Kalkül gezogen“ habe und damit auch noch juristisch durchkomme. Für Wolf lautet deshalb die einzig mögliche Konsequenz: „Die sofortige Stilllegung der Mörderbahn Nordwest.“
Einen moderateren aber deswegen nicht weniger dringlichen Appell richtete Bürgermeisterin Antje Köster an die Entscheidungsträger: „Der Fluglärm darf nicht das Leben der hier lebenden Menschen bestimmen. Der etwaige Verlust von Arbeitsplätzen rechtfertigt nicht die Gefährdung der Gesundheit von Bürgerinnen und Bürgern.“ Sie habe es satt, „wie in der Vergangenheit immer wieder die berechtigten Interessen der Menschen von Fraport und Vertretern der Politik vom Tisch gewischt wurden. Wir lassen uns diese zynische Arroganz nicht länger gefallen. Wir sind keine Gegenstände, wir wollen wie Menschen behandelt werden.“
Auch Pfarrerin Elisabeth Heilmann klagte das Recht auf Ruhe ein. Ruhe sei ein gottgewolltes Recht des Menschen, eine Gabe Gottes. „Wer den Menschen die Ruhe nimmt, der nimmt ihnen auch den inneren Frieden, nimmt ihnen die Möglichkeit zur Zwiesprache mit Gott.“ Am siebten Tag der Schöpfung habe Gott geruht, und „den Menschen damit einen Anteil seiner Ruhe geschenkt.“ Es könne nicht angehen, dass dieses Gottesgeschenk schnöden wirtschaftlichen Überlegungen und Interessen geopfert werde.
Alt-Bürgermeister Hans Franssen forderte dazu auf, im Kampf um die berechtigten Interessen der Anwohner nicht aufzugeben. „Wir haben in der Vergangenheit Nadelstiche gegen einen übermächtigen Gegner setzen können, den Ausbau aber leider nicht verhindern können“, brachte Franssen in Erinnerung. Als „letzter Rettungsanker ist uns jetzt das Nachtflugverbot geblieben. Und wir müssen alles daran setzen, dass uns das nicht auch noch genommen wird.“ Sein Vertrauen in die Politik sei durch das „Verhalten von Roland Koch und Posch mit Füßen getreten worden.“
Ähnlich argumentierte sein früherer Amtskollege, Flörsheims amtierender Bürgermeister Michael Antenbrink. „Im Zuge des Mediationsverfahrens sind klare, konkrete Vorgaben formuliert worden. Klare konkrete Bedingungen an die der Ausbau des Flughafens geknüpft war. Wer davon heute nichts mehr wissen will oder die Vereinbarung zu Lasten der betroffenen Bürgerinnen und Bürger beugt, macht sich des vorsätzlichen Betrugs strafbar.“
Die Hoffnung, sie stirbt bekanntlich zuletzt. Die Stimmung bei der Protestkundgebung schwankte zwischen Aufbruchstimmung und dem Gefühl der Ohnmacht. An letzterem konnte auch der Jetzt-erst-recht-Tenor der Rednerinnen und Redner nicht wirklich etwas ändern.
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