Viele Kinder stürmten unbefangen in die Kirche, um dort Freunde zu begrüßen, einige Eltern blieben eher unschlüssig zunächst an der Türe stehen, waren sie doch meist mit großen Schirmen „bewaffnet“. Pfarrerin Christine Lohrum-Zahradnik freute sich, dass sie trotz des Regens und des ungemütlichen Wetters doch so viele Kinder und Eltern begrüßen konnte. „Da ist es ja gut, dass heutzutage die Lichter in den Laternen nicht mehr vom Regen gelöscht werden können – früher mit echten Kerzen wäre solch ein Wetter problematischer gewesen“, rang sie den widrigen Wetter-Umständen noch etwas Positives ab. Und wie schön heimelig ein Martinszug in einer Kirche beginnen kann, durften die Kinder erleben, als sie das Licht in der Kirche löschte und nur im Schein der Laternen ein Martinslied gesungen wurde. Dabei leuchteten wunderschön bunte, viele liebevoll selbst gebastelte Laternen, sogar welche, die mit bunten Federn verziert waren. Auch Diakon Andreas Boßmeyer, der den Versammelten vom Heiligen St. Martin erzählte, fand zunächst: „Was ein Glück, dass wir hier im Trockenen sitzen können!“ Von ihm konnten die Kinder erfahren, dass es nun etwa 1600 Jahre her ist, dass der Heilige St. Martin in dunklen Straßen den Bettler traf, und dass er damit, dass er mit dem armen Mann seinen Mantel teilte, „Licht in die Straßen“ brachte. „Das werden wir mit unseren Laternen nun auch tun, um an den Heiligen St. Martin zu erinnern“, erklärte er den Brauch, am Martinstag mit einer Laterne durch die Stadt zu ziehen. „Martin hat damit, dass er seinen Mantel teilte, nicht nur dem Bettler, sondern auch sich selbst geholfen – dadurch, dass er den Mantel in zwei Stücke schnitt, konnten beide überleben. Hätte er seinen Mantel ganz dem Bettler geschenkt, wäre er selbst erfroren.“ Und von einem Traum, den St. Martin in der Nacht, nachdem er dem Bettler geholfen hatte, hatte, konnten die Kinder auch erfahren: Martin sah darin Jesus, der die von ihm verschenkte Hälfte seines Mantels trug. „Und so können wir auch in jedem Menschen, mit dem wir teilen, Jesus sehen!“, erklärte der Diakon.
Nach der Andacht in der Kirche machte sich der Martinszug auf dem Weg zum Katholischen Jugendheim, wo ein Feuer und Martinswecken auf alle warteten. Wegen des Regenwetters musste der Posaunenchor, der zuvor in der Kirche den Gesang begleitet hatte, darauf verzichten mitzulaufen, auch ein St. Martin auf einem Pferd wollte bei diesem Wetter nicht seine Gesundheit und die seines Tieres gefährden. Kinder und Eltern aber machten sich gut in regenschützende Kleidung eingepackt oder unter Schirmen auf den Weg. Auch so manche Laterne hatte ein „Regenmäntelchen“ aus einer durchsichtigen Plastiktüte an – sicher war es auch hier von Vorteil, dass in den Laternen keine „echten Kerzen“ brannten.
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