Sitzung wieder bunt und lustig

Kümmeldrescher feiern Fastnacht im Taunussaal – vielleicht zum letzten Mal

Eine tolle „Tanz-Show“ lieferten „Rheuma und Ischias“ von den Eddersheimer Kümmeldreschern pünktlich zur Fastnachtszeit wieder ab!
(Fotos: A. Kreusch)

EDDERSHEIM (ak) – Auch in diesem Jahr schaffte der Gesangverein Liederkranz-Eintracht Eddersheim es wieder, fast ausschließlich mit Beiträgen aus den eigenen Reihen eine wunderbare Fastnachtssitzung zu gestalten, die ihrem zahlreichen Publikum im Taunussaal sehr viel Vergnügen bereitete und allen Grund zum Lachen gab.

Auch wenn die Protokoller Wolfgang Drescher und Stefan Häb etwas wehmütig ihren Jahresbericht begannen: „Vielleicht zum letzten Mal begrüßen wir euch hier in diesem Saal“, herrschte trotzdem eine zuversichtliche Stimmung, die vermuten lässt, dass der Verein auch dann, wenn der Vereinsring-Saal vielleicht nicht mehr zur Verfügung steht, an seiner Fastnachtstradition festhalten wird. Die Protokoller unterhielten sich lässig gereimt über Fußball, Handball, das Klima und die Politik, national und international wurde da einiges auf die Schippe genommen. Da lautete der Kommentar der beiden zum Brexit etwa: „So ein Mist, wenn man merkt, das ohne Europa England nur eine Nordseeinsel ist.“ Und auch die deutsche Ministerin von der Leyen bekam ihr Fett ab: „Deutschland ist das einzige Land, in dem die Verteidigungsministerin mehr Kinder hat als funktionstüchtige U-Boote.“

„Ei wo simmer dann hier? In Heinz Hildebrands Wohnzimmer?“ – zwei offenbar ortsunkundige Straßenkehrer schoben auf einmal unter großer Beachtung ihre schwarzen Mülltonnen in den Saal und beantworteten sich ihre Frage gleich selbst: „Nein, mir sinn im Taunussaal, aber irgend so ein Ganova oder so will den doch abreiße lasse? Abber da hat er die Rechnung ohne unsern Dicke gemacht!“ – „Was issen hier los? Heinz Hildebrand feiert sein 100. Geburtstag?“ – „Na, des sinn die Freidhof’sche Festspiele!“, spann sich der Dialog weiter, während die Herren mit ihren Tonnen schließlich auf der Bühne ankamen. Stefan Käck und Klaus Schindling unterhielten auch die Eddersheimer mit ihrem selbstironischen Zwiegespräch als „Karl und Erwin“ auf das Allerbeste. Bei den Späßen etwa zum Zeitpunkt der Wiedereröffnung der Stadthalle und bei den urkomischen Parodien – Erwin als Erster Stadtrat Spengler und Karl als Peter Maffay, Udo Lindenberg und als Grönemeyer – blieb kein Auge trocken.

Mitreißende Tanzauftritte
Auch bei der anschließenden Tanznummer wurden die Zwerchfelle der Eddersheimer stark strapaziert: „Rheuma und Ischias“ hatte sich eine urkomische Choreographie ausgedacht und „am Stock“ auf die Bühne gebracht. „Der Bernd und der Lothar sollten öfter Kleider tragen“, wurden Stimmen unter den Zuschauern laut. Ihre Nonchalance mit Hütchen und Perlenkette war auch einfach urkomisch.

Bunt und temperamentvoll ging es weiter, als die „Honey Ladies“ in Hängekleidchen mit Brezeln, Donuts und Torte bedruckt über die Bühne wirbelten. Die vier Damen hatten sich die Melodie „Dicke Mädchen“ ausgesucht und zeigten eindrucksvoll und gut gelaunt, dass man auch vollschlank mit einer Kondition ausgestattet sein kann, die sogar für richtige Schuhplattler ausreicht.

Passend zu einem Gesangverein hatten Melanie Wallenwein und Peter Kozubowski das Thema ihres Vortrages gewählt: Sie beleuchteten „Die Singstund“ im Dialog eines Ehepaares. Gab es dazu zunächst unterschiedliche Ansichten, führte der Entschluss der Gattin, nicht mehr mit dem Welljerholz hinter der Tür zu Hause zu warten, sondern einfach auch zum Singen zu gehen, zum Happy End.

Zu einer „Girls Night Out“ luden die wandlungsfähigen und topfitten „Sugar Babies“ danach den Saal ein, im Anschluss daran wurde gleich in einer würdigen Zeremonie eine neue „Ehrenkümmeldrescherin“ – natürlich mit Maawasser – getauft.

Witzige Vorträge am laufenden Band
Nach der Pause erstaunten die „Reifen Früchtchen“ des Liederkranz-Chores „Gospel4fun“ mit einem musikalischen Ausflug in die Welt der Schönheitsideale: Zur Melodie „Felicità“ besangen sie urkomisch die „Cellulite“: „De Bobbes ist voll Beule, es ist zum heule – warum war Gott so gemein und schuf uns Delle an Bobbes und Bein? Cellulite! Ich hab vom Bobbes bis zur Wade so was wie en Hagelschade!“ Aber auch hier gab es eine ausgleichende Gerechtigkeit, die besungen werden musste: „Welk ich ach langsam vor mich hin – schee zum Gucke is des junge Gemieß – aber mir reife Früchtchen sind zuckersüß! Des Lebe geht weiter, ich weiß aach wofür – die Pflicht is vorbei, jetzt kommt die Kür!“

Mit der „Pflicht“ erst anfangen wollte im nächsten Vortrag allerdings Fräulein Boller (Waltraud Pöschl), sie sprach beim Heiratsvermittler „Der letzte Versuch“ auf der Suche nach einem Mann vor. „Sinn die Männer wo do sitze zum gleich mit haam nemme?“, freute sie sich beim Einmarsch, wurde aber von Fridolin Kuppler (Peter Kozubowski) enttäuscht.

„Mir paartrinke jetzt – alle elf Minute en Schnaps“, verkündeten die „Schnitzelmuddis“ Katja Prenzer und Jessica Lucks zu Beginn ihres „Junggesellinnen-Abschieds“, bei dem die Schönheits- und Partnerschaftsprobleme von „Uschi Bumbes“ und „Frieda Ferzje“ nicht nur musikalisch beleuchtet wurden.

Nach einer Schunkelrunde mit dem Hausmusiker Reiner Nies aus Trebur-Astheim stieg Erika Stapf als schlagfertige Putzfrau in die Bütt und machte mit humorigen Rundumschlägen mal so richtig sauber.

Die „Candy Girls“ luden in dieser Session alle Fassenachter zu „Sommer, Sonne, Salsa“ ein: Bei ihrer Choreografie wandelten sich die jungen Damen von Strandgirls mit T-Shirts, Socken und Badeschlappen zu exotischen Tänzerinnen auf High Heels.

Mit „Käthchen und Lisbeth“ (Andreas Marks und Hans Dilsky) standen beziehungsweise saßen auch in diesem Jahr wieder zwei Eddersheimer Originale am gedeckten Kaffeetisch, die sich (so lange bis der Kuchen all ist) über die Geschehnisse in Eddersheim so ihre ganz eigenen Gedanken machen, sehr zum ausgiebigen Vergnügen aller derer, denen Eddersheim am Herzen liegt.

Die „Crazy Dancer“, das Männerballett des Liederkranz Eddersheim, erfreute in diesem Jahr alle Zuschauer mit einem zünftigen „Wikinger-Tanz“, bevor das große Finale noch einmal alle Mitwirkende gemeinsam auf die Bühne holte und das Eddersheimer Lied gemeinsam gesungen wurde.

Alle Freunde der Kümmeldrescher hoffen nun, dass es tatsächlich in der nächsten Session auch wieder einen Platz gibt, an dem die Eddersheimer Fassenachter sich austoben und ihre Späße machen können. Es wäre zu schade, wenn sie 2020 „heimatlos“ wären.
 

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