Ein Glücksgriff von Angelika Kohl, die die Schauspielerin von Auftritten aus ihrer Zeit in Schlangenbad kannte und für diesen Abend im Weingut verpflichten konnte. Trotz übervollem Terminkalender gestaltete die grazile, langbeinige Künstlerin, die das Zeug hat Ute Lemper Konkurrenz zu machen, diesen Abend mit viel Musik und Textuntermalung, der sicher lange in Erinnerung bleiben wird.
Mit einer Stimme, die jedes Theater hätte füllen können, kompensierte die Künstlerin das Fehlen weiter Interpreten im Alleingang. Mit fliegendem Kostümwechsel wirbelte sie durch die musikalische Zeitreise der Dreißiger, Vierziger Jahre bis ins Heute mit hinreißender Dynamik. Aber das wundert nicht.
Ellen Kärcher’s Vita liest sich sehr vielversprechend. Zuerst klassische Ballettausbildung, danach Gesang- und Schauspielstudium. Heute ist das Energiebündel als Musical-Darstellerin, Sängerin, Choreografin und Dozentin tätig. Durch ihre fundamentierte Ausbildung in Gesang und Schauspiel war Ellen Kärcher nicht nur an zahlreichen deutschen Staatstheatern präsent. Ihre Gastspiele führten sie nach Paris, wo sie einige Jahre lebte und in die USA. Ob als Sally Bowles in Cabaret oder Eva Peron in Evita, um nur zwei herauszugreifen, stets war sie mit ihren Erfolgen ganz oben angesiedelt. Daneben ist die vielseitige Künstlerin mit ihrem Soloprogramm „Liebe, Affären und Morde“ oder mit der Musical-Comedy „Faux Pas De Deux“ on route.
Seit den 90ern bis heute hat sich Ellen Kärcher aber auch als Choreografin einen festen Platz erobert und nennt viele Uraufführungen und Musikprojekte ihr Eigen. So ist sie gleich nach der Veranstaltung von Hochheim nach Saarbrücken gereist, da sie am nächsten Tag Premiere mit der Musical-Revue „beGEISTert“ hat, wo sie Regie führt und für Text- und Choreographie verantwortlich zeichnet.
In Hochheim beeindruckte sie ihr Publikum durch schauspielerische Wandlungskunst, vor allem aber durch das Spiel und den Ausdruck ihrer Stimme. Verführerisches Timbre wechselte zu schrillen Tönen oder kindlich naivem Ausdruck. Ob als lurex-glitzernder Vamp, Marylin Monroe Songs in langem Schwarzen mit weißer Boa oder im Ledermantel und Revolver à la James Bond, alias „Goldfinger“. Ellen Kärcher beherrschte singend, spielend und tanzend jede Szene durch brillantes Können.
Dieser kurzweilige und unterhaltsame Abend wurde abgerundet mit dem Genuss der sorgfältig ausgesuchten Weine aus dem Weingut Mitter-Velten. Martin Mitter parlierte unterhaltsam von und über sein Weingut und offerierte als Entrée einen Hochheimer Hofmeister Dornfelder Weißherbst Sekt, um dann die Teilnehmer mit seinen 2011er Jahrgängen und Lagen zu verwöhnen. Als Abschluss kredenzte er eine Spätburgunder Auslese von 2007 mit goldener Preismünze.
Wen wundert es, dass auch der musikalische Abschluss mit einem Abba-Medley und „Dancing Queen“ die Zuschauer von den Stühlen riss. Arme schwingend und tanzend verabschiedete man sich von einer außergewöhnlich gut gelungenen Veranstaltung.