Geschmacksexplosionen

Wein und Schokolade – Ein genussreicher Abend im Hochheimer Weinbau-Museum

HOCHHEIM (ak) – Am 10. Februar konnte man im schönen Ambiente des Hochheimer Weinbau-Museums nicht nur einiges über Wein lernen, sondern auch vieles über Schokolade erfahren – und beim gemeinsamen Probieren der beiden Genüsse über ganz neue Geschmackserlebnisse staunen. Eingeleitet wurde der Abend mit kleinen Vorträgen zu Wein und Kakao, begleitet von einem Glas „Hochheimer Leichtsinn“, dem Prosecco der Hochheimer Jungwinzer, damit der Einstieg in den Abend für die Gäste „nicht so trocken“ ausfiel. 

 

Man erfuhr einiges über die erstaunlichen Gemeinsamkeiten der uralten Kulturgüter Wein und Kakao: beide hatten vor tausenden von Jahren vor allem sakrale Bedeutung und waren dem Adel und Priestern vorbehalten, beide haben gesundheitsfördernde Inhaltsstoffe. Zudem hat bei beidem die Herkunft und die Sorte eine ausschlaggebende Bedeutung – nicht nur beim Wein beeinflusst die Rebsorte und das „Terroir“ das Endprodukt entscheidend, auch von Kakaopflanzen gibt es verschiedene Arten und der Boden, auf dem sie wachsen, wirkt sich auf den Geschmack der Bohnen aus. Schließlich spielt bei Wein und auch bei Schokolade nicht nur die Qualität der verarbeiteten Früchte, sondern auch die Art der Verarbeitung für den späteren Genuss eine große Rolle, ein vom Winzer fachmännisch und liebevoll ausgebauter Wein korrespondiert auch in dieser Beziehung durchaus mit einer von einem engagierten Chocolatier kreierten Schokolade. 
Die Veranstalter des Genuss-Abends hatten für die erwartungsvollen Teilnehmer nur hochklassige Produkte ausgewählt: Hochheimer Weine und hochwertige Schokoladen aus Italien, Österreich und Dänemark, aber auch vom Starnberger See und aus der Pfalz. Die Weine wurden charmant angekündigt und beschrieben von der Hochheimer Weinkönigin Sabine und ihrer Weinprinzessin Hannah, über die Schokolade gab Katrin Flietner, die in Wiesbaden das Geschäft „Xocoatl – feine Schokoladen“ führt, fachkundig Auskunft.
Bevor es aber ans Probieren ging, erklärte die Weinkönigin noch einmal allen, wie man Wein genussvoll verkostet: man schwenkt ihn im Glas, betrachtet die schöne Farbe, erfreut sich an den „Kirchenfenstern“ (das sind die Schlieren, die guter Wein an der Glasinnenseite beim Schwenken hinterlässt), riecht ausgiebig am Glas – erst dann nimmt man den ersten Schluck. Auch für Schokolade gibt es eine entsprechende Probier-Abfolge, hörten die Teilnehmer des Abends von Katrin Flietner: auch hier sollte man zunächst mit Auge und Nase die Farbe und den Duft feststellen, dann ausprobieren, wie sie sich bricht, schließlich wie „der Knack“ beim Beißen ist und ob sie sich „glatt“ und leicht schmelzend, eventuell sogar kühl im Mund anfühlt, bevor man endlich den Mund damit „auskleistert“, um den vollen Geschmack zu erfahren. 
„Probiert man Schokolade zu Wein ist es ganz wichtig, die Abfolge einzuhalten: Immer zuerst den Schluck Wein trinken, danach erst die Schokolade richtig im Mund zergehen lassen“, erklärt die Schokoladen-Fachfrau. Dann war es soweit: zum ersten Wein des Abends, einem 2010er Hochheimer Hölle Riesling Kabinett trocken vom Weingut Petry (von dem die Gäste von Weinkönigin Sabine nicht nur die Bodenzusammensetzung des Weinberges, von dem er stammt, sondern auch Genaues über die Rebsorte, die spezielle Säure, den Restzucker und den Alkoholgehalt erfuhren) gab es eine Schokolade der italienischen Firma Domori mit dem klangvollen Namen „D-Fusion lattesal“, eine relativ „einfache“, aber sortenrein ausgebaute Milch-Schokolade mit 45 Prozent Kakao-Anteil und – feinem Meersalz. Schon da waren die Gäste begeistert, Wein und Schokolade ergänzten sich sehr spritzig. „Mit der Schokolade im Mund tanzt die Säure Tango auf der Zunge“, war einer der erstaunten Kommentare aus den Reihen der verkostenden Gäste. Tatsächlich, das konnte jeder bemerken: durch die Schokolade kam die feine, fruchtige Säure des jungen Weines besonders gut zur Geltung. 
In Freinsheim in der Pfalz gibt es mittlerweile eine kleine Chocolaterie, in der Timo Meyer besondere Schokoladen kreiert, die mit bestimmten Weinsorten ausnehmend gut harmonieren. Dazu fügt er seinen zum Teil sortenreinen Schokoladen zum Beispiel Auszüge von Bananen oder von Passionsfrucht zu, damit sie mit den Fruchtaromen in Weinen wie Riesling oder Chardonnay harmonieren, oder aber er mischt Kräuterextrakte (unter anderem auch Petersilie) und Pfeffer zu einer Edelbitter-Schokolade, damit sie zu einem kräftigen roten Cabernet Merlot passt. „Aber das ist kein Dogma. Auch unsere Vorschläge für diesen Abend haben wir bei einem gemeinsamen „Verkoster-Nachmittag“ manchmal kontrovers diskutiert und dann eben darüber abgestimmt“, sagt Katrin Flietner. „Die Geschmäcker sind verschieden, entscheiden Sie selbst, welche Schokolade Ihnen zu welchem Wein am Ende am besten schmeckt.“ 
So kam es, dass die Gäste des „Wein und Schokolade-Abends“ zu einem als besonders weich und geschmeidig zu beschreibenden Merlot vom Weinberg Hochheimer Hölle und aus dem Weingut Schreiber gar einen zartschmelzenden, wunderbar aromatischen „Schokolade-Marzipan-Schmetterling“ (das Marzipan hat 75 Prozent Mandelanteil) der dänischen Schokoladen-Manufaktur Summerbird kredenzt bekamen. Die allgemeine Begeisterung war groß – von dieser Kombination hätte der eine oder andere Gast gerne noch mehr probiert. 
Der Höhepunkt des Abends und der gleichzeitige Abschluss stand jedoch noch aus: probiert werden durfte ein 2009er Alte Rebe Hochheimer Reichestal Riesling Auslese des Weingutes Sack. Ehrfurchtsvoll wurde von der Weinkönigin zum einen die Tatsache vorgetragen, dass dieser Wein von „über 50 Jahre alten Reben“ stammt, zum anderen konnte berichtet werden, dass das Lesegut 118 Grad Oechsle hatte. Die Schokolade, die dazu gereicht wurde, machte schon durch ihre leuchtend rote Verpackung auf ihre Besonderheit aufmerksam: die Milchschokolade aus der Bohnensorte „Criolat Maracaibo“ darf sich „Chocolat Grand Cru handgeschöpft“ nennen, sie stammt von der Firma Clement am Starnberger See und ist mit Cayennepfeffer und Chilli veredelt. Nach dem Schluck des vorzüglichen Weines explodierte sie förmlich mit ihm zusammen im Mund. Das war tatsächlich ein ganz besonderes Geschmackserlebnis, stellten die zufriedenen Gäste des Abends fest. 
Nicht nur die Zusammenstellung der Genüsse, auch die charmant von der Weinkönigin vorgetragenen Gedichte, etwa über das „Mäusje“, welches in den Rotwein fällt, kamen bei allen Teilnehmern sehr gut an. Renate Wagner und Katrin Koschnitzki vom Kultur-Team der Stadt Hochheim haben mit diesem Abend den Teilnehmern eine Freude gemacht, die sie sicher so schnell nicht vergessen werden, obwohl die Frage aus der Runde „Kann mer nit noch emal von vorne anfange?“ leider abschlägig beantwortet werden musste. Ein Gast fasste die Begeisterung zum Schluss mit folgenden Dankesworten an alle Beteiligten zusammen: „Es war ein Genuss, heute hier zu sein!
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