Mit Leidenschaft zum Traumberuf

Paddy Kensa will Tanzlehrer werden – ohne Arme und mit Prothesen

HOCHHEIM (vb) – „Eins, zwei, Cha Cha Cha...“: Ungewohnte Klänge zu ungewohnten Bewegungen erlebt Paddy Kensa, Internatsschüler im Antonius- haus, bei seinem Praktikum in der Tanzschule Bier in Wiesbaden. Die Figuren für Standard- und Latein- Tänze sind ihm noch fremd, der Einsatz seiner Arm- prothesen noch ungeübt, aber die Leidenschaft für diese Gesellschaftstänze hat ihn gepackt.

 

 

Paddy Kensa ist Schüler der Edith-Stein-Schule des Antoniushauses Hochheim, einer integrativen Schule mit angeschlossenem Internat. Wie alle anderen Schü- ler muss er im Rahmen seiner Ausbildung ein 6-mona- tiges Betriebspraktikum absolvieren. Der 22-Jährige wollte nicht in ein Büro gehen. „Am Schreibtisch und vor dem PC sitzen, das ist nicht mein Ding“, erklärt er. Stattdessen bewegt er sich gern, treibt Sport und tanzt leidenschaftlich. Bereits heute unterrichtet er Mit- schüler in dem US-amerikanischen Tanzstil Crip- Walk, auch genannt C-Walk. Nun möchte er sein Hobby zum Beruf machen.

PaddyhatimAltervonsiebenJahrenbeimVersteck- spielen auf tragische Weise beide Arme verloren. Auf der Suche nach seinem Bruder geriet er in ein nicht verschlossenes Transformatorenhäuschen. Verwirrt und verängstigt von der stillen Dunkelheit tastete er sich an den Wänden entlang und berührte die Stark- stromleitungen. Wie durch ein Wunder überlebte er dieses Unglück. Seine Arme konnten jedoch nicht mehr gerettet werden.

Seit dieser Zeit hat Paddy die Fertigkeiten seiner Bei- ne und Füße eindrucksvoll ausgebaut. Er fährt Auto, dreht und schneidet Videos und tanzt mit schwindel-

(Foto: privat)

erregenden Kombinationen C-Walk und andere mo- derne Tänze. So kam ihm auch die Idee, Tanzlehrer zu werden. „Gefühlt habe ich etwa 100 Tanzschulen an- geschrieben und ihnen meine Bewerbungsunterlagen geschickt“, verdeutlicht Paddy seine Bemühungen. „Geantwortet hat nur eine einzige!“

„Als ich die interessante Bewerbung von Paddy ge- sehen habe, wollte ich ihn unbedingt kennen lernen“, erinnert sich Angelika Nadj, Inhaberin der Tanzschule Bier in Wiesbaden. „Ich wollte unbedingt wissen, wie jemand ohne Arme darauf kommt, Tanzlehrer werden zu wollen.“ Also lud sie Paddy zum Vorstellungs- gespräch ein.

„Ich bin so locker und unkompliziert aufgenommen worden, wie in einer Familie“, erinnert sich Paddy. Und auch Angelika Nadj ist begeistert. „Er hat sich so- fortinsTeamintegriert,ergehörteinfachdazu.“Auch für die Tanzschüler gehört Paddy wie selbstverständ- lich dazu, Berührungsängste gibt es wenige.

Auch mit dem Einsatz von Paddys Armprothesen wirdimmermalwiederexperimentiert.Schließlich gehört zum Tanzen auch die Führungsarbeit des Herrn. „Ob das mit der Tanzlehrer-Ausbildung klappt, weiß ich nicht genau“, sagt Angelika Nadj, „im Stan- dard wird viel über den Körper geführt, aber im Latein viel über die Arme. Vielleicht fällt uns da noch was ein“, gibt sie sich optimistisch. Standard-Tanzlehrer Chris Drees nimmt Paddy ganz besonders unter seine Fittiche. Denn zur Ausbildung zum Tanzlehrer gehört nicht nur eine sehr gute praktische Arbeit, auch in der Theorie muss es stimmen. Und dafür will er zusam- men mit Paddy büffeln.

Durchschnitt: 5 (1 Bewertung)

Kommentare

Paddy`s Traum

Ich bin Heute durch Zufall auf diesen Artikel gestoßen und freue mich mit diesem jungen Mann das er in Wiesbaden die
Chance bekommt seinen Traum zu leben. Ich hoffe das dies noch viele lesen auch Inhaber von kleinen und GRoßen Firmen
behindert ist keine Krankheit und jedem steht eine Chance zu. Nur Mut Paddy Du schaffst das und Danke Frau Nadj für diese
wunderbare Chance.



X