"Ein Club - viele Sichten"

Feierliche Ausstellungseröffnung des Foto- und Film-Clubs Kriftel am Mittwochabend

Vernissage am Mittwochabend: Bürgermeister Seitz richtete das Wort ans Publikum. An den Wänden in beiden Etagen des Rat- und Bürgerhauses zu sehen: Die ausgestellten Bilder des FFC.

Ganz im Zeichen der Fotokunst stand das Rat- und Bürgerhaus am Mittwochabend - und jene wird dessen Gänge und Flure auch noch bis zum 20. März bereichern. Der Foto- und Film-Club Kriftel e.V. (FFC) hat mit einer gut besuchten Vernissage den Startschuss gegeben zu seiner vierwöchigen Ausstellung unter dem Namen „Ein Club – viele Sichten“ zwischen Bürgermeister- und Bürgerbüro, und die ebenso kreativen wie technisch hochwertigen Aufnahmen laden zweifelsohne ein zum Betrachten, Genießen und Nachdenken. Sie sind Anreize, um einmal gedanklich dem tristen Alltag zu entfliehen und neue Perspektiven wahrzunehmen und sich mit diesen auseinanderzusetzen.

Schon vor der Begrüßung durch den Vorsitzenden des Kulturforums, Dr. Frank Fichert, war das Rat- und Bürgerhaus gut gefüllt, und die Gäste beschäftigten sich bereits intensiv mit den ausgestellten Fotografien und führten angeregte Gespräche. Zwischen den Reden zur Eröffnung bereicherten "Horst & Freunde" die Veranstaltung via Saxophon mit ihrem musikalischen Können.

Bernd Reimann, der Vorsitzende des FFC, beschrieb Umfang und Intention der Ausstellung. So habe jeder Fotograf, jede Fotografin ein Lieblingsthema. Man spezialisiert sich ganz natürlich, und jedes geschossene Foto ist ein ganz individuelles Ereignis. Im Club finden diese "Individualisten" dann zusammen, und es eint sie die gegenseitige Freude an den Motiven und an der Technik, die sie alle möglichst meistern wollen - sei es bei der Aufnahme selbst oder bei der digitalen Nachbearbeitung mit Bildbearbeitungsprogrammen wie Lightroom oder Photoshop.

Im Rahmen dieser Ausstellung möchte der FFC genau diese Vielfalt präsentieren. 21 Fotografinnen und Fotografen zeigen hier auf 57 Bildern, die der Club am Montag an den Wänden des Rat- und Bürgerhauses verteilt hat, ihre unterschiedlichen Sichten auf die Dinge und die Welt als Ganzes; was sie interessiert und bewegt, und wie sie ihre Motive fotografisch darstellen wollen. Entstanden sind die Bilder auf Reisen, bei gemeinsamen Clubausflügen und auf Fotoexkursionen. Zu sehen sind unter anderem architektonische Motive, ebenso Landschafts- und Naturaufnahmen, Reisefotos und Porträts - kurz: Die gesamte Bandbreite der Genres der Fotografie.

Der Großteil dieser Fotografien ist in den Jahren 2022 und 2023 entstanden, Reimann sieht dies als guten Querschnitt durch die Arbeit des Clubs. Die Art der Präsentation der einzelnen Bilder wurde zwar im Club gemeinsam erörtert, aber letztendlich hat jeder Fotograf individuell entschieden, ob seine Fotos nun in Schwarz-Weiß oder in Farbe, im Hoch- oder Querformat usw. ausgestellt werden. Und auch die Frage des Drucks galt es jeweils zu klären. So kommt es, dass man in der Ausstellung sowohl klassisch gerahmte Bilder mit weißem oder schwarzem Passepartout sieht, oder eben auch auf Aluminium gedruckte Fotos, teilweise mit Acrylglas versiegelt, um noch mehr Brillanz hervorzubringen.

"Die beste Kamera ist immer die, die Du dabei hast."

Reimann ging auch auf die "Gemütsverfassung" des Clubs im Vorfeld der Ausstellung ein. Fotografie gibt es schon seit etwa 180 Jahren, und in den letzten 50 bis 100 Jahren ist sie zu einem "Massenprodukt" geworden. Dabei war das Ergebnis der Arbeit stets das gedruckte Bild. Zu Zeiten der Dunkelkammer habe man sich noch "wie Bolle gefreut", sobald das erste Foto entwickelt war und man es in der Hand halten und mit eigenen Augen betrachten konnte. Dies hat die digitale Transformation in den letzten Jahren ziemlich auf den Kopf gestellt: Zwar bleibt ein Foto nach wie vor ein Foto, aber der Umgang damit hat sich drastisch geändert. Jeder hat spätestens mit seinem Smartphone stets einen Fotoapparat griffbereit - ein Umstand, den Reimann ausdrücklich begrüßt, denn eine Maßgabe des FFC lautet: "Die beste Kamera ist immer die, die Du dabei hast."

Die Gefahr dieser neuen Leichtigkeit des Fotografierens: Die Bilder werden massenhaft auf der Festplatte oder in der Cloud abgelegt - um dort zu "verstauben" und vergessen zu werden. Die Chance hingegen: Man kann immer alles, was man will, spontan im Bild festhalten und später mit Freunden teilen.

All diese Veränderungen haben sich natürlich auch beim FFC bemerkbar gemacht: "Wir fotografieren alle digital", stellte Reimann fest. Man habe zwar eine analoge Vergangenheit - aber die Realität sei heutzutage immer digital.

Corona-Zeit weckte Lust auf eigene Ausstellungen

Bernd Reimann nutzte auch die Gelegenheit, um die Arbeit des FFC zu beschreiben und zum Mitmachen aufzurufen. Der Club trifft sich zweimal im Monat im Clubraum bei der Feuerwehr. Die Treffen nutzt man, um geschossene Bilder zu besprechen: Was hat gut geklappt, was ist diesmal schief gegangen? Und wie kann man den jeweiligen Fauxpas beim nächsten Mal verhindern? Moderne Technik ist auch am Start, so verfügt der Club über eine Cloud mit elektronischen Archiven für alle Fotografinnen und Fotografen. Gerade in der Corona-Zeit war dies von großer Bedeutung, da es damals für lange Zeit die einzige Möglichkeit war, sich gegenseitig Bilder zu zeigen und diese gemeinsam zu besprechen.

Doch das allein war auf Dauer nicht befriedigend genug, und so fasste man den Entschluss zur Durchführung eigener Ausstellungen, zunächst im kleineren Umfang in "Harrys Café" am Bahnhof - und nun eben für vier Wochen lang auf "großer Bühne" im Rat- und Bürgerhaus.

Versteigerung für den guten Zweck

Auch Bürgermeister Christian Seitz, selbst Mitglied des FFC und auch ausstellender Fotokünstler im Rahmen dieser Ausstellung, ergriff das Wort und bedankte sich beim ausstellenden FFC für die Organisation und die Arbeit der Clubmitglieder. Diese leisten einen wichtigen Beitrag für Kriftel, indem sie alles im Bild einfangen und für die Nachwelt festhalten; sei es bei Sportveranstaltungen, bei Volksfesten oder sonstigen bedeutsamen Ereignissen.

Der letzte offizielle Programmpunkt der Vernissage, bevor sich die Gäste voll und ganz den Fotografien widmen konnten, gerne auch gestärkt mit kleinen Snacks und Getränken: Die traditionelle Versteigerung eines Bildes an den Meistbietenden. Bürgermeister Seitz übernahm die Leitung der Versteigerung: Zunächst durfte das Publikum aus zwei Fotografien wählen, die Abstimmung erfolgte per Applaus. Dabei setzte sich das Foto einer Violine auf weißen Passepartout gegen ein Bild der Europäischen Zentralbank und der Frankfurter Skyline auf schwarzem Hintergrund durch.

Seitz stellte sich einen Wecker (die Dauer war nur ihm selbst bekannt), und bis zum Klingeln konnte jeder Interessierte fünf Euro bieten - und die letzte Bieterin vor dem Weckruf erhielt dann den Zuschlag. So kamen immerhin 55 Euro für die Bürgerstiftung zusammen.

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