Endlich war wieder Kerb

Erstmals seit Pandemiebeginn konnte wieder mit Festzelt und Umzug gefeiert werden

Es wurde wirklich höchste Zeit: Von Samstag bis Dienstag konnte endlich mal wieder eine waschechte Krifteler Kerb in bewährter Tradition veranstaltet werden. Drei lange Jahre lag die letzte vollwertige Auflage des Festes nun schon zurück, in der Zwischenzeit erlaubte die Corona-Pandemie nur stark abgespeckte Varianten des bunten Treibens zur Kirchweih. Dass das Wetter in diesem Jahr eher in die Kategorie "Durchwachsen" fiel, störte dabei niemanden wirklich. Es regnete nicht in Strömen, auch kein Sturmtief vom Kaliber "Fabienne" wie 2018 zeigte sich - und mit dem Mangel an Sonnenschein konnte man sich arrangieren, zumal man davon im Festzelt eh nicht viel mitbekam.

Dass die angekündigte Zeltkerb der Kerbegesellschaft Kriftel (KGK) in diesem Jahr wirklich wörtlich zu verstehen war, zeigte ein Blick auf den üblichen Festplatz im Freizeitpark. Dieser blieb in diesem Jahr leider leer; von Losbude, Autoscooter und allem, was sonst noch dazu gehört, war weit und breit nichts zu sehen - natürlich zur großen Enttäuschung vieler Kinder und Familien, denn nicht für jeden ist die Kerb synonym mit den tatsächlichen Traditionen rund um die Kirchweih oder feucht-fröhlicher Partystimmung im Zelt, sondern einfach nur ein viertägiger Rummelplatz im Freizeitpark. Noch am Samstag sah sich die KGK deshalb veranlasst, auf Facebook für Aufklärung zu sorgen: Dass lediglich ein Kinderkarussell vor dem Kerbezelt steht und der Festplatz in diesem Jahr leer geblieben ist, sei keineswegs vorsätzlich von der KGK oder der Gemeinde so herbeigeführt worden. Man sei selbst äußerst unglücklich über diese Entwicklung. Vielmehr sei es so, dass der Festplatz an einen Generalpächter verpachtet ist, und es fällt in dessen Aufgabenbereich, Fahrgeschäfte anzulocken und das Treiben auf eben jenem Platz zu organisieren. "In diesem Jahr ist es dem Generalpächter einfach nicht gelungen Fahrgeschäfte nach Kriftel zu holen, so dass er lediglich ein kleines Kinderkarussell aufbauen konnte. Offenbar ist es in dieser Branche nach Corona und jetzt der neuen Krise schwieriger geworden als früher", führte die KGK weiter aus.

Für das nächste Jahr stellt man in Aussicht, dass sich Pächter, Veranstalter und Gemeinde gemeinsam darum kümmern werden, um Groß und Klein wieder "einen bunten und fröhlichen Kerbeplatz" präsentieren zu können. Dies würde die Rückkehr der liebgewonnenen Kerb in all ihren Facetten nach den schwersten Pandemiejahren zweifellos komplettieren - bleibt zu hoffen, dass diese Bemühungen von Erfolg gekrönt sein werden.

Kerbebaum, Festgottesdienst und Promi-Kick

Schon am (sehr) frühen Samstagmorgen machten sich die Kerbeborsch auf nach Wildsachsen, um eigenhändig einen würdigen Kerbebaum zu schlagen. Die Mühen waren von Erfolg gekrönt, am Nachmittag wurde der diesjährige Kerbebaum im Freizeitpark aufgestellt - an ungewohnter Stelle nahe des Festzelts, und nicht wie sonst am Festplatz in der Nähe zum Rummel, der diesmal ja nicht stattfand.

Der Samstagabend war geprägt vom Auftritt der Partyband "Franken X-Press" im Festzelt. Die Einladung zum Abfeiern bis in die Nacht zu handgemachter Livemusik wurde gerne und zahlreich angenommen, das zum Anlass passende Repertoire von Wiesen- über Mallorca-Hits, Schlager und Oldies fand mühelos die Zustimmung des feierwilligen Publikums.

Kerb bedeutet auch Kirchweih, und deshalb stand am Sonntagmorgen die Katholische Kirche St. Vitus im Fokus. Der dortige Festgottesdienst ist ein nicht wegzudenkender Bestandteil einer jeden Krifteler Kerb, und natürlich waren die Kerbeborsch auch pünktlich nach einer viel zu kurzen Nachtruhe (wenn überhaupt) pünktlich am Start, um zum Gottesdienstes feierlich in die Kirche einzumarschieren.

Um 11 Uhr pfiff dann Schiedsrichter Lutz Wagner das traditionelle Promi-Fußballspiel auf dem Sportplatz an. Die kickende Prominenz mit Bürgermeister Seitz in der Startelf triumphierte nach dem Elfmeterschießen über das gemischte Team der Krifteler Kerbeborsch '22.

Festumzug durch die Krifteler Straßen

Ab 14 Uhr war schließlich ganz Kriftel in die diesjährige Kerb involviert. Der große Festumzug bahnte sich seinen Weg durch die Straßen der Gemeinde. Viele Zuschauerinnen und Zuschauer säumten den Weg und jubelten den Zugnummern vom Straßenrand aus zu - und mit etwas Glück bekam man ein Glas Äppler kredenzt, entweder von einem Kerbeborsch an der Spitze des Zuges, oder im weiteren Verlauf von Bürgermeister Christian Seitz, der ebenfalls mit Bembel und Plastikbechern unterwegs war und fleißig ausschenkte. Mit dabei waren die Freiwillige Feuerwehr Kriftel mit Jugendfeuerwehr und altem VW Käfer aus der eigenen Fahrzeugflotte, der Radfahrerverein Germania 1913 Kriftel e.V. und dessen Nachwuchs auf blau-weiß geschmückten Rädern, die 1. Hofemer Street Band, der SV 07 Kriftel, die Krifteler Heimat- und Festwagengesellschaft e.V. in schmucken Trachten und die TuS Kriftel mit verschiedenen Abteilungen.

Der Krifteler-Karneval-Klub (KKK) war besonders zahlreich erschienen. Angeführt von Sitzungspräsidentin Heike Wölfel und den beiden Vorsitzenden Daniel Weiß und Pasquale Fiore brachte man auch diverse Tanzformationen vom JOY-Danceteam über die Kindergarde bis hin zur Tanzgarde des KKK mit, und viele verkleidete Vereinsmitglieder wiesen bereits anschaulich auf das neue Kampagnenmotto hin: "Mit Flower-Power, Love & Peace hinein ins Fassnachtsparadies".

Auch das Brass & Drum Corps Kriftel durfte natürlich nicht fehlen, gefolgt von der DLRG und schließlich der KGK, die wieder einen besonders verzierten Motivwagen vom Traktor ziehen ließ. "Mit Windkraft un Solar fährt man in die Zukunft, is doch klar" war dort zu lesen - eine progressive, zeitgemäße Botschaft aus den Reihen eines Vereins, der sich selbst beim (nicht nur) für ihn wichtigsten Fest des Jahres durch mehr als "nur" Brauchtumspflege hervortut. Das Modell eines Windrads war auf dem Anhänger zu sehen, ebenso wie Solarzellen am Wagenrand. Die Energiewende kann (und soll) endlich kommen!

Die Rückseite des KGK-Wagens wies den Weg zur Fortsetzung des Kerbesonntags: "Bis gleich im Zelt" war dort zu lesen, und so zogen die Zugteilnehmer ebenso wie die Zuschauerschar gen Freizeitpark. Dort stärkte man sich noch mit Äppler, Herzhaftem vom Grill oder auch Kaffee und Kuchen, bevor dann ab 17 Uhr die Partyband "Deja Vu" mit Livemusik dem Zeltpublikum einheizte.

Frühschoppen und Beerdigung

Am Montagmorgen ging es dann ab 10 Uhr weiter mit dem traditionellen Frühschoppen im Festzelt. Den ganzen Tag lang wurde dort noch musiziert, sich amüsiert und gemeinsam gefeiert.

Und so sehr es auch schmerzt: Jede Kerb muss einmal zu Ende gehen. Der "Johann" wurde am Dienstagabend vom Fackelzug in den Freizeitpark getragen und dort verbrannt. Aber seine Auferstehung ist natürlich längst beschlossene Sache: Zur Kerb 2023 wird er wieder vom Baum aus über die lustigen Tage in der Gemeinde wachen.

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