Kriftel hat seine ersten Fahrradstraßen

Umsetzung des MTK-Radverkehrskonzeptes in Kriftel stößt nicht überall auf ungeteilte Zustimmung

Hier haben Fahrräder vor allen anderen Verkehrsteilnehmern Vorrang und es gilt eine Höchstgeschwindigkeit von 30km/h.

Im April 2021 hat das Bundeskabinett den „Nationalen Radverkehrsplan“ beschlossen. Das Ziel: Wenn mehr Menschen auf das Fahrrad umsteigen, kann dies die Städte und Gemeinden von Stau und Parkplatzsuche entlasten. Mehr Radverkehr bedeutet auch mehr Klimaschutz. Dafür müssen jedoch mehr, bessere und sicherere Radwege geschaffen werden - ohne dem Autoverkehr den notwendigen Platz wegzunehmen. So ist immer häufiger das Schild "Fahrradstraße" in deutschen Kommunen zu sehen - seit vergangener Woche auch in Kriftel. Im Zufahrtbereich von der Kapellenstraße in die Parkstraße und in die Wiesbadener Straße macht jetzt je ein Piktogramm auf der Fahrbahn die Neuerung deutlich. Abgebildet ist ein weißes Fahrrad in einem blauen Kreis.

Mit der Ausweisung der beiden Fahrradstraßen wurde nun die Radverkehrsführung am Schwarzbach - von Hattersheim bis zum Parkbad - lückenlos ermöglicht. Wie es unter Mitarbeit der Kommunen, des Regionalen Verkehrsdienstes des Polizeipräsidiums Westhessen, des Regionalverbandes RheinMain und des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) im Zuge des MTK-Radverkehrskonzept bereits 2018 erarbeitet worden war.

Diskussionen bei Social Media

Aber nicht alle Kriftelerinnen und Krifteler waren direkt begeistert. In Social Media-Beiträgen wurde deutlich, dass vor allem auch Unwissenheit darüber besteht, was die neue Beschilderung bedeutet. Der Erste Beigeordnete Franz Jirasek erklärt die Vorteile einer „Fahrradstraße“: „Der Radverkehr hat hier Vorrang gegenüber anderen Verkehrsteilnehmern. Pkws und Motorräder, falls sie per Beschilderung zugelassen sind, dürfen den Radverkehr weder behindern noch gefährden. Die Höchstgeschwindigkeit in Fahrradstraßen beträgt 30 km/h, was zu einer sichereren Umgebung für Radfahrer führt. Und Radelnde dürfen nebeneinander fahren.“ Sein Fazit: Fahrradstraßen tragen dazu bei, den Verkehr zu beruhigen und die Lebensqualität für Anwohner zu verbessern.

Durch das Zusatzzeichen “Anlieger frei” dürfen Anlieger die Wiesbadener Straße weiterhin mit ihrem Auto oder Motorrad befahren. In der Parkstraße sind Pkws und Motorräder per Zusatzbeschilderung in der neueingerichteten Fahrradstraße zugelassen.

Einige Bürgerinnen und Bürger äußerten in ihren Social Media-Posts Bedenken, dass die Fahrradfahrenden durch zu schnelles Fahren der Autos gefährdet werden, ein Bürger mutmaßte sogar, dass der erst kürzlich ausgebaute Fahrradweg am Schwarzbach wohl „eine Fehlkonstruktion“ gewesen sei.

Der Erste Beigeordnete Franz Jirasek sagt dazu: „Der Radverkehr liegt uns sehr am Herzen. So freut es mich, dass wir endlich den Radweg im ersten Abschnitt zwischen Hattersheim und dem Parkbad Kriftel fertigstellen konnten.“ Die Ausweisung der Fahrradstraßen war Teil des Konzeptes. Jirasek: „Sie sind für den mehr ambitionierten Radfahrenden gedacht. So muss dieser hier seine Fahrt nicht durch Absteigen unterbrechen, wie es am Ende des Schwarzbachuferweges vor der Brücke notwendig ist. Auch müssen sich die Radfahrenden in diesem Abschnitt den Weg nicht mit Spaziergängern teilen.“

Verstärkte Kontrollen in der Anfangszeit

Er betont: „Natürlich werden wir gerade in der Anfangsphase verstärkt unsere Hilfspolizeibeamten an den neuen Fahrradstraßen einsetzen. Wir wissen, dass in die Wiesbadener Straße leider immer wieder Nicht-Anlieger einfahren – oft auch zu schnell. So können wir nur hoffen, dass sich die Situation entspannt und die Verkehrsteilnehmerinnen und Verkehrsteilnehmer künftig mehr Rücksicht aufeinander nehmen.“

Er freute sich auch über positive Reaktionen. So schrieb eine Familie: „Wir können es noch gar nicht fassen, die Wiesbadener Straße wurde endlich Fahrradstraße. Mit großer Freude haben wir dies zur Kenntnis genommen und bedanken uns ganz herzlich für die Umsetzung.“ Denn seit Jahren spielten sich dort immer wieder „Dramen“ bei Diskussionen um die Vorfahrt und „gefährliche Abdrängungssituationen“ ab.

2018 war das Radverkehrskonzept des Main-Taunus-Kreises durch den Kreisausschuss beschlossen worden. Die Krifteler Gemeindevertretung hatte die vier kommunalen Maßnahmen, die Kriftel betreffen, für gut befunden und mehrheitlich für die Umsetzung gestimmt. Mit der Ausweisung der beiden Fahrradstraßen wurde nun die Radverkehrsführung am Schwarzbach von Hattersheim bis zum Parkbad lückenlos ermöglicht. Mit dazu gehörte auch die Beseitigung der Treppenanlage und der Bau der Rampe am Schwarzbachuferweg sowie die ausgebaute Wegeführung von Kapellenstraße bis Schwarzbachbrücke am Freizeitpark. Zukünftig folgt noch der Neubau eines Radweges zwischen Parkbad und Oberweidstraße, um den Fahrradweg bis Hofheim weiterzuführen.

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