Coronavirus-Pandemie: Persönliche Einsicht und verordnete Beschränkungen sorgen für leere Straßen
Der Alltag in Deutschland, und damit auch in Kriftel, hat sich in den letzten zwei Wochen nahezu vollständig verändert. Das öffentliche Leben wurde massiv heruntergefahren. Viele Selbstverständlichkeiten und Freiheiten sind plötzlich keine mehr.
Und schon in der Woche nach den Kita- und Schulschließungen konnte man quasi hören, wie der Groschen von Tag zu Tag lauter fiel: Immer mehr schränkte sich die Bevölkerung freiwillig selbst ein und befolgte aus freien Stücken die Verhaltensempfehlungen, die der Verlangsamung der Virusverbreitung dienen sollen. Und an diesem unübersehbaren Trend hin zur Vernunft konnten auch vereinzelte Unvernünftige nichts grundlegend ändern. Täglich waren immer weniger Leute auf den Straßen zu sehen, trotz Sonnenschein und Frühlingsanfang. Und insbesondere am Wochenende glich Kriftel stellenweise einer Geisterstadt, selbst im Ortszentrum.
So kam es, dass sich Bund und Länder am Sonntag auf eine moderate Verschärfung des bisherigen Regeln zur Eindämmung von COVID-19 einigten: Anstelle einer strikten Ausgangssperre wurde ein Kontaktverbot ausgerufen. Der neuen "Verordnung zur Beschränkung sozialer Kontakte und zur Anpassung von Verordnungen zur Bekämpfung des Corona-Virus" vom 22. März zufolge ist der Kontakt zu anderen Menschen außerhalb des eigenen Haushalts auf ein absolutes Minimum zu beschränken. In der Öffentlichkeit darf man sich nur noch alleine oder mit Angehörigen des eigenen Hausstandes aufhalten, oder mit maximal einer Person, die nicht im eigenen Haushalt lebt. Bei Begegnungen mit anderen Personen ist stets ein Mindestabstand von 1,5 Metern einzuhalten. So soll das Ansteckungsrisiko minimiert werden.
Sämtliche öffentlichen Betätigungen und Verhaltensweisen, die eine Nichteinhaltung dieses Sicherheitsabstands gefährden, sind derzeit verboten. Dazu zählen gemeinsames Feiern, Grillen oder Picknicken, und das unabhängig von der Teilnehmerzahl.
Ausnahmen
Da es sich bei der neuen Verordnung nicht um eine komplette Ausgangssperre handelt und das öffentliche Leben in engen Bahnen fortgesetzt werden soll, gibt es natürlich auch Ausnahmen - jedoch meist nur für die Anzahl der Kontakte zu anderen Menschen; der Mindestabstand von 1,5 Metern ist auch hier einzuhalten. Dazu zählen Zusammenkünfte von Personen, die aus beruflichen Gründen unmittelbar zusammenarbeiten müssen. Ebenso gilt das Verbot nicht für Begleiter und Betreuer von Kindern oder Unterstützungsbedürftigen und den öffentlichen Personennahverkehr und vergleichbare Einrichtungen, bei denen ein "bestimmungsgemäßes Zusammentreffen" für kurze Zeit unvermeidbar ist.
Prüfungen dürfen weiterhin abgenommen werden, und auch Blutspendetermine dürfen stattfinden. Für Trauerfeierlichkeiten und Bestattungen können die zuständigen Behörden Ausnahmen zulassen.
Nicht betroffene Geschäfte
Für den lokalen Einzelhandel ist der Sortimentsschwerpunkt das Zünglein an der Waage. Auch hier gibt es Branchen, die nicht zur Einhaltung der Kontaktbeschränkung zu Personen außerhalb des eigenen Haushalts verpflichtet sind - jedoch sehr wohl die Einhaltung des Mindestabstands von 1,5 Metern zwischen Kollegen und Kundschaft gewährleisten müssen. Dazu zählen unter anderem der Lebensmitteleinzelhandel, Getränkemärkte, Banken und Sparkassen, Abhol- und Lieferdienste, Apotheken, Drogerien, Sanitätshäuser, Optiker, Hörgeräteakustiker, Postfilialen, Waschsalons, Tankstellen, Kioske, Blumenläden, Tierbedarfsmärkte sowie Bau- und Gartenbaumärkte.
Es gibt also - neben der Vernunft - immer weniger Gründe, die eigenen vier Wände momentan überhaupt zu verlassen. Friseurbesuche fallen vorerst ebenso flach wie Essengehen oder Spaziergänge in Gruppen. Und so präsentierten sich die Ortschaften im Main-Taunus-Kreis auch am Montag: Leere Straßen, gesperrte Spielplätze, verwaiste Parkanlagen. Und selbst vor den noch geöffneten Geschäften bildeten sich kaum Schlangen - die ja bei Einhaltung des Mindestabstands relativ schnell recht lang werden könnten. Und wenn man Menschen in der Öffentlichkeit erspäht, ist schnell zu erkennen, dass diese sich maximal in engster familiärer Gesellschaft befinden und um Fremde einen ausreichend großen Bogen machen.
Es ist kein schöner Alltag momentan im Main-Taunus-Kreis. Das gilt auch für die gesamte Republik und viele Orte in Europa und aller Welt. Aber es macht auch Mut, zu sehen, wie schnell und konsequent die Menschen doch bereit sind, ihr Alltagsverhalten an eine völlig neue Gefahrensituation anzupassen. Bleibt nur zu hoffen, dass die Einschränkungen sich auch als wirksam zur ausreichenden Verlangsamung der Ausbreitung der Coronavirus-Pandemie entpuppen. Und dass sie hierfür nicht allzu lange andauern müssen.
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