Corona-Warnstufe überschritten

Inzidenzwert liegt im Main-Taunus-Kreis seit Montag über 50 / "Hot Spots" in Kriftel und Hochheim

Das Kursana Domizil in Kriftel, hier ein Archivbild aus der Anfangsphase der Pandemie im Frühjahr. Seit Montag ist bekannt, dass die Senioreneinrichtung besonders stark von Corona-Neuinfektionen betroffen ist.

Inzidenzwert liegt im Main-Taunus-Kreis seit Montag über 50 / "Hot Spots" in Kriftel und Hochheim

Der Main-Taunus-Kreis ist aktuell ein Corona-Risikogebiet. Diese Entwicklung machte am Montagmittag zunächst Landrat Michael Cyriax auf seiner Facebook-Seite publik. Cyriax gab dort bekannt, dass Stand 12. Oktober um 11 Uhr im MTK 154 Personen mit dem COVID-19-Virus infiziert waren - und das ist gleichbedeutend mit einem maßgeblichen Inzidenzwert von 54. Zur Erinnerung: Die Länder hatten sich darauf verständigt, dass eine Inzidenz von 50 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner innerhalb der letzten sieben Tage als Warnwert gilt, der verschärfte Gegenmaßnahmen erforderlich macht.

Am Nachmittag war diese bedeutsame und folgenschwere Entwicklung dann auch auf der Homepage des Kreises sowie dessen Facebook-Auftritt zu lesen. Demnach stieg die Anzahl der aktuell Infizierten seit dem Vormittag im Kreis sogar auf 168 Personen. Dies entspricht einer Veränderung von 55 zusätzlichen Infektionen seit Freitag, 9. Oktober. Den traurigen größten Sprung machte in diesem Zeitraum Kriftel mit 26 Neuinfizierten. Die Sieben-Tage-Inzidenz im MTK stieg in den vorherigen etwa sechs Stunden auch ein weiteres Mal von 54 auf 59 an. Am Dienstag kamen im Kreis fünf weitere Fälle hinzu, am Mittwoch 17, davon zwei in Kriftel.

Schwerpunkte in Kriftel und Hochheim

Im MTK konnten zwei konkrete "Hot Spots" als Infektionsschwerpunkte ermittelt werden: Zum einen die Behinderteneinrichtung Antoniushaus in Hochheim, zum anderen das Pflegeheim Kursana Domizil in Kriftel. Stand Montag wurden in den vorangegangenen Tagen allein im Antoniushaus 28 Infektionen verzeichnet, im Kursana Domizil wurden 32 Bewohner und Angestellte positiv getestet. Beide Einrichtungen stehen in engem Kontakt mit dem zuständigen Gesundheitsamt. Dem Amtsblatt des Main-Taunus-Kreises Nr. 40 vom 12. Oktober zufolge ist die Ursache der dortigen Ausbrüche bekannt: "Das Infektionsgeschehen ging dort von beschäftigten Personen aus", heißt es im Mitteilungsblatt. Darüber hinaus gebe es keine weiteren erkennbaren Schwerpunkte im Kreis. Die Verbreitungswege seien „diffus“, so Gesundheitsdezernentin Madlen Overdick.

Der Krifteler Bürgermeister Christian Seitz zeigte sich in einer Pressemitteilung der Gemeinde vom 14. Oktober schockiert angesichts der Tatsache, dass das Pflegeheim nahe des Freizeitparks zuvor gut über den Sommer kam.

Landrat Cyriax berichtete auf Facebook über die Analysen seines Stabes. Demnach konnte man bereits in den letzten Wochen beobachten, dass vermehrt Angehörige von Reiserückkehrern nach dem Sommerurlaub angesteckt wurden. Doch ein gutes Stück weit tappt man leider auch im Dunkeln: Bei etwa zwei Dritteln der Infektionen konnte das Gesundheitsamt zuletzt keine kausale Ursache ermitteln. In einer Pressemitteilung des Kreises vom Montag wurde ebenfalls betont, dass sich die Infektionsverbreitung verändert habe und diese nun nicht mehr in erster Linie auf Reiserückkehrer zurückzuführen sei.

Frage der Nachverfolgung

Eine komplexe Aufgabe von größter Wichtigkeit stellt nun die effektive Kontaktnachverfolgung dar: Mit wem standen die jüngst positiv getesteten Personen zuletzt in Kontakt? Wo waren sie unterwegs; welchen öffentlichen Treffen oder kulturellen Ereignissen wohnten sie womöglich bei? Landrat Michael Cyriax bestätigte am Montag auf Facebook, dass die Maßnahmen zur Kontaktnachverfolgung eingeleitet wurden und lobte das Gesundheitsamt ausdrücklich dafür, dass man (Stand Montag) bereits mit 354 Personen in engem täglichen Kontakt steht. "Weitere Verwaltungskräfte werden das Covid-19-Team verstärken", kündigte er außerdem an. Sowohl das Antoniushaus, als auch das Kursana Domizil dürfen derzeit keine Besucher empfangen. Das Besuchsverbot im Krifteler Pflegeheim gilt bereits seit dem 8. Oktober, dem Tag des ersten positiven Coronatests eines Bewohners.

„Wir haben als Gemeinde keinen Einfluss auf Nachverfolgungen. Das übernimmt das Kreisgesundheitsamt", stellt Bürgermeister Seitz fest, "es steht aber, wie uns bestätigt wurde, in engem Kontakt mit den Einrichtungen und hat Regelungen erlassen. Wir vertrauen darauf, dass hier richtig gehandelt wird.“ Gemeinsam mit dem Ersten Beigeordneten Franz Jirasek betont er, dass man mit den Gedanken bei den Erkrankten und ihren Familien sei und hofft, dass alle die Infektion gut und schnell überstehen werden.

Verschärfte Gegenmaßnahmen

Die besorgniserregende Entwicklung der Infektionszahlen bringt den MTK nun in Zugzwang. Entsprechende Regelungen des Kreises traten am Dienstag um 8 Uhr in Kraft und gelten zunächst bis zum 31. Oktober. Im Einzelnen sehen diese wie folgt aus:

  • In Alten- und Pflegeheimen müssen Mitarbeiter und Besucher in sämtlichen Räumen Masken tragen, auch in den Räumen der Bewohner.
  • Gäste in Gaststätten, Hotels und anderen Beherbergungsbetrieben müssen beim Betreten und Verlassen in den Gängen Masken tragen, auch in Gemeinschaftseinrichtungen wie den Toiletten.
  • Gastronomie und Bars müssen um 23 Uhr schließen.
  • Der Aufenthalt im öffentlichen Raum ist nur alleine, in Gruppen von maximal fünf Personen oder mit den Angehörigen des eigenen oder eines weiteren Hausstandes erlaubt. Diese Regelungen gelten auch bei Besuchen von Restaurants, Cafés und Bars. Für Treffen im privaten Bereich wird empfohlen, sich an diesen Vorgaben zu orientieren.
  • Die Teilnahme an Veranstaltungen wie Theater- und Opernaufführungen, Konzerten, Kinovorführungen wird auf maximal 100 Personen beschränkt.
  • An privaten Treffen in öffentlichen oder gemieteten Räumen (etwa Geburtstagsfeiern, Hochzeiten, Konfirmationen) innerhalb geschlossener Räume dürfen nur maximal 25, außerhalb geschlossener Räume maximal 100 Personen teilnehmen.
  • Bei privaten Treffen und Feiern wird eine Teilnehmer-Obergrenze von zehn Personen empfohlen.
  • Verboten sind Plexiglas-Visiere, die am Kinn aufgesetzt sind, weil sie nach Expertenmeinung keinen ausreichenden Schutz bieten.

Landrat Michael Cyriax und Kreisbeigeordnete Madlen Overdick weisen in einer Pressemitteilung des Kreises zudem auf die Bedeutung der allgemeinen Hygiene- und Abstandsregeln hin. Das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes, regelmäßiges Händewaschen und Stoßlüften, die Einhaltung der Abstandsempfehlungen und der Verzicht auf größere Feiern und Treffen im privaten Bereich tragen entscheidend dazu bei, die Virusverbreitung einzudämmen: „Wir alle haben es in der Hand und sollten unsere Kontakte auf das Nötigste reduzieren", so Gesundheitsdezernentin Madlen Overdick.

Auch Bürgermeister Christian Seitz und der Erste Beigeordnete Franz Jirasek rufen die Bürgerinnen und Bürger auf, sich weiterhin verantwortungsvoll zu verhalten und die geltenden Abstands- und Hygieneregeln konsequent einzuhalten.

Verschärfte Kontrollen

Doch mit Appellen alleine ist es nicht getan. Zu schnell kann es zu einem signifikanten Anstieg der Infektionszahlen kommen - das mache die aktuelle Entwicklung Seitz und Jirasek zufolge leider deutlich. „Wir werden mit unserer Ordnungsbehörde die Einhaltung der Regeln verstärkt kontrollieren und neben der Sensibilisierung der Bürger bei Nichteinhaltung streng durchgreifen“, kündigt der Erste Beigeordnete in einer Pressemitteilung der Gemeinde an, "auch in öffentlichen Verkehrsmitteln werden unsere Hilfspolizisten künftig tätig sein, um das Personal des MTV bei Kontrollen der Abstandsregeln und der Maskenpflicht zu unterstützen.“

Mit den Krifteler Gastronomen habe man bereits Kontakt aufgenommen und auf die aktuell geltenden Personenbeschränkungen bei Feierlichkeiten hingewiesen. Auch das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes und die korrekte Sammlung der Kontaktdaten aller Gäste werde man insbesondere in Restaurants und Gaststätten stärker kontrollieren.

Seitz und Jirasek bitten die Krifteler Bevölkerung darum, Treffen mit anderen Menschen auf ein Minimalmaß zu reduzieren und die geltenden Regeln zu befolgen. Jeder Einzelne könne seinen Beitrag dazu leisten, dass alle die Pandemie möglichst unbeschadet überstehen. Zudem hoffen der Bürgermeister und der Erste Beigeordnete gleichermaßen, dass es bald landes- und bundesweit einheitliche und dadurch besser nachvollziehbare Regeln gibt.

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