Anzahl der Verfahren verdoppelt

Hilfspolizist Hans Wüst mit Tatkraft und neuem Tatbestandskatalog

BISCHOFSHEIM. Seit dem 1. April müssen nicht nur Falschparker tiefer in die Tasche greifen. Der überarbeitete „Tatbestandskatalog für Straßenverkehrsordnungswidrigkeiten“ ist seit Anfang des Monats bundesweit gültig. Hilfspolizist Hans Wüst, der seit September 2011 auf Bischofsheims Straßen für Ordnung sorgt, strahlt Gelassenheit aus – nicht nur wenn es um höhere Verwarngelder geht.

 

Wüst setzt weniger auf Strenge und Strafgelder, sondern sucht gerne das Gespräch. „Er hat eine wunderbare Art mit Menschen umzugehen“, stellt Ordnungsamtsleiter Hans Jantschek immer wieder fest. Laute Auseinandersetzungen oder gar körperliche Übergriffe auf den Hilfspolizisten, das gibt es in Bischofsheim nicht. „Man braucht Fingerspitzengefühl“, weiß Wüst, der nur mit seinem Erfassungsgerät, und bei Regen mit Schirm bewehrt, unterwegs ist. Regengüsse, Schnee und andere Wetterwidrigkeiten halten ihn nicht davon ab jeden Tag rund acht Kilometer zu Fuß zurückzulegen.
Seine Streifzüge durch die Gemeinde haben Folgen: Im Januar 2013 erteilte er zum Beispiel 530 schriftliche Verwarnungen. Mündlich verwarnt wurden 90 Personen. Wer zu seinem nicht ordnungsgemäß geparkten Auto kommt, während Wüst es inspiziert, erhält nur einen mündlichen Verweis, der keine finanziellen Folgen hat. „Ich könnte auch anders“, sagt der 54-Jährige. Er setzt darauf, dass seine Nachsicht sich positiv auf das Verhalten des Verkehrsteilnehmers auswirkt.
„Die eingeleiteten Verfahren haben sich allein von 2011 auf 2012 verdoppelt“, stellte Ordnungsamtsleiter Jantschek fest. Geschwindigkeitsübertretungen wurden 2012 rund 10.500 geahndet. Beim ruhenden Verkehr waren es im selben Jahr rund 6100 Fälle. Die Zahlen stehen nur auf den ersten Blick im Widerspruch zu dem moderaten Handeln des Hilfspolizisten: Weil mit Ilka Kümpel eine Mitarbeiterin im Rathaus tätig ist, die seit 2011 die Bearbeitung der Fälle übernimmt, ist Wüst 90 Prozent seiner Arbeitszeit im Außendienst unterwegs. Dazu kommt, dass er zusammen mit einer beauftragten Firma einmal pro Woche Geschwindigkeitsmessungen auf Gemeindegebiet durchführt.
Ein Schwerpunkt bei der Überwachung des ruhenden Verkehrs ist das Umfeld des Bischofsheimer Bahnhofs. Jeden Tag kontrolliert Wüst die dazugehörige Park-and-Ride-Anlage mit 183 Stellplätzen. Hier kann ein Auto mit Parkscheibe 24 Stunden stehen. Ohne Parkscheibe sind zehn Euro Verwarngeld fällig. Nach dem alten Tatbestandskatalog waren es noch fünf Euro. Fast immer überfüllt, wird hier nicht nur auf der Grünfläche das Auto abgestellt. Auch in der nahen Dr.-Hans-Böckler-Siedlung, im Zonenhaltverbot am Bahnhof und auf anderen Straßen von Bischofsheim finden sich falsch geparkte Fahrzeuge aus der Region und Rheinhessen.
Die Einführung von Anwohnerparkausweisen soll helfen. Nicht nur Pendler, die hier mit Parkscheibe mehr als zwei Stunden parken, werden mit bis zu 20 Euro (vorher 15 Euro) zur Kasse gebeten. Auch bei den markierten Parkbuchten auf der Darmstädter Straße und der Schulstraße schaut Wüst genau hin.
Besonders turbulent wird es, wenn die Eissaison startet. Direkt vor den Rathäusern wird wild geparkt, um schnell an die süße Leckerei im Eissalon zu kommen. Künftig will Wüst auch besonders auf Fahrzeuge achten, die entgegen der Fahrtrichtung abgestellt sind. Immer im Blick: das Parken auf Geh- und Radwegen. Ebenfalls kontrolliert wird Straßenreinigung und Winterdienst, Bewuchs an Verkehrszeichen und im Lichtraumprofil öffentlicher Verkehrsflächen, Verunreinigungen durch Hundekot, wilde Müllablagerungen und nicht zugelassene Fahrzeuge auf öffentlichen Straßen.
Zweimal im Jahr reicht in Bischofsheim ein fleißiger Hilfspolizist nicht aus: Beim Fastnachtsumzug und der Kerb unterstützen die Rathausmitarbeiter Ilka Kümpel und der Leiter des Fachdienstes Bürgerservice und Verkehr, Ernst Rein, ihren Kollegen im Außendienst bei der Arbeit.
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