Erfolgserlebnisse als Triebfeder

Hugo Berg erhielt für sein vielfaches ehrenamtliches Engagent das Bundesverdienstkreuz

Der Ordensträger und seine Wegbegleiter: Hugo Berg (Mitte) nahm in Gegenwart von Landrat Thomas Will, seiner Frau Gertraud (v.l.) und Bürgermeisterin Ulrike Steinbach Urkunde und Orden entgegen, die ihn als Träger des Bundesverdienstkreuzes am Bande ausweisen. Staatssekretär Thomas Metz (2.v.r.) überreichte dem 71-Jährigen die Auszeichnung.
(gus/Fotos: Steinacker)

BISCHOFSHEIM (gus) – Zu Orden, Medaillen und ähnlichem Gedöns hat Hugo Berg „ein gespaltenes Verhältnis“ wie er selbst betont. Sogar von der Einführung des Bürgerpreises in Bischofsheim war er seinerzeit nicht überzeugt, „weil es unmöglich ist, gerechte Bewertungskriterien zu schaffen“. Diese Bedenken „wurden in meiner Zeit als Vorsitzender des Bewertungsgremiums nicht ausgeräumt“, erklärt er auch weiterhin. Doch auch, wenn es nicht immer gerecht zugehen mag bei der Zuerkennung von Auszeichnungen und Preisen: An der Berechtigung der Anerkennung, die ihm selbst am Dienstag, 1. November,  bei einer Feierstunde im Palazzo zuteil wurde, kann es nun keinen Zweifel geben.

Aus der Hand von Innen-Staatssekretär Thomas Metz erhielt Berg das Bundesverdienstkreuz am Bande verliehen, bestätigt durch eine Urkunde mit der Unterschrift des Bundespräsidenten Joachim Gauck. Berg hätte es vielleicht persönlich nicht gebraucht, was ihm damit zuteil wurde. Aber es war bei der Feierstunde im Palazzo doch zu spüren, dass er die mit dem Bundesverdienstkreuz verbundene Anerkennung seines jahrzehntelang anhaltenden Engagements für die Gesellschaft und speziell sein Bischofsheim gerne annimmt.

Die Feierstunde im Sitzungssaal des Palazzo war für Berg die Rückkehr an eine alte Wirkungsstätte, denn hier leitete er zwischen 1989 und 2013 rund 25 Jahre lang die Sitzungen der Gemeindevertretung. Zwölf Jahre früher hatte der Sozialdemokrat seine Tätigkeit für die SPD in den kommunalpolitischen Gremien begonnen.

Alle drei Bürgermeister, dessen parlamentarischem Gegenpart Berg vorsaß, waren bei der Feierstunde zugegen: Berthold Döß, Reinhard Bersch und Ulrike Steinbach, zudem die beiden Nachfolger auf seinem Posten seit 2013, Hans Jürgen Kraft und Sabine Bächle-Scholz. Weiterhin waren Repräsentanten der Parteien zugegen. „Du hast es uns nicht leicht gemacht, weil Du erst nur Deine Frau mitnehmen wolltest“, verriet Steinbach. Ein paar mehr durften es dann doch sein.

Die Auszeichnung erhielt Berg bei weitem nicht nur für die Jahre in der Kommunalpolitik, aus der er sich aus Verärgerung vor dreieinhalb Jahren von einem Tag auf den anderen zurückzog. Sein großes und anhaltendes Engagement für die Städtepartnerschaften mit Dzierzoniów und Crewe & Nantwich, aber auch im Vorstand der SV 07 kamen dazu.

Der Bundesverdienstorden, wie der Oberbegriff der Auszeichnungen in den unterschiedlichen Ausführungen lautet, wurde 1951 von Bundespräsident Theodor Heuss eingeführt, den Bischofsheimern bestens bekannt durch ein zum Politikum gewordenen, nach ihm benannten ehemaligen Schulgelände. Wie Staatssekretär Thomas Metz referierte, wollte Heuss mit der Ordenseinführung auf die Erkenntnis reagieren, „dass eine Gesellschaft starke Aktivitäten aus der Gesellschaft selbst braucht“. Das Bundesverdienstkreuz am Bande ist dabei als Auszeichnung für langjährige Tätigkeiten auf ehrenamtlichem Gebiet gedacht.

In der sehr ausgeprägten kommunalen Struktur in Deutschland seien viele Tausende Ehrenamtliche aktiv, „das ist gut so, denn ohne dieses Engagement würde ein Rückgrat unserer Demokratie wegfallen“, erläuterte Metz. Daher sei ein kommunalpolitisches Engagement, wie es Berg über Jahrzehnte gezeigt habe, auszeichnungswürdig.

Das Amt des Gemeindevertretungsvorsitzenden war in Bischofsheim über lange Zeit ein Fels in der kommunalpolitischen Brandung. „Willi Nutz war für eine ganze Generation Bischofsheimer Kommunalpolitiker der Vorsitzende der Gemeindevertretung, du danach für 25 Jahre für eine andere Generation“, sagte Landrat Thomas Will, der in Bischofsheim selbst zu dieser anderen Generation zählte. Vier Jahre lang war Will Stellvertreter Bergs, „ich durfte nur zweimal eine Sitzung leiten, denn Du warst immer da“, erinnert sich der heutige Landrat.

Berg sei stets bestens vorbereitet gewesen, habe immer Lösungsvorschläge parat gehabt, „so hat er in seiner Arbeit für Vertrauen und Verlässlichkeit gesorgt“. Dabei verschafften ihm „ein ausgleichender Führungsstil und gelegentlich klare Positionen“ Respekt über die Fraktionsgrenzen hinweg. Als Lehrer habe er zudem mit Eloquenz überzeugt, „und er versteht es mit Menschen umzugehen“.
Entscheidender Akteur war der Gemeindevertretungschef auch beim Entstehen der beiden Städtepartnerschaften, die mit der Anfangsphase seiner Amtszeit zusammenfiel. Will erinnert sich besonders an die ersten Besuche in Dzierzoniów, etwa mit den unvermeidlichen Wodkaabenden „und wie wir ausgependelt worden sind“.

Es folgten die von Berg maßgeblich mitorganisierten Hilfstransporte und viele Bildungs- und Besuchsfahrten nach Polen und England. Nach dem Ausstieg aus der Kommunalpolitik übernahm Berg den Vorsitz des Partnerschaftsvereins, ist also bis heute im Austausch mit den polnischen und englischen Freunden aktiv.

Er sei über das Verdienstkreuz durchaus „erfreut und ein bisschen stolz“, bekannte Berg. Die Triebfeder für alle Aktivitäten sei allerdings immer gewesen „etwas zu tun, das Spaß macht und Erfolgserlebnisse vermittelt“. Wenn für die Gesellschaft dabei etwas Positives herausspringe, „dann ist das umso schöner“.

Eigentlich habe er sich vorgenommen gehabt, die vielen Blumensträuße, die er sicherlich erhalten würde, in einer großen Geste an seine Frau Gertraud weiterzugeben und so seinen Dank für ihre stete Unterstützung auszudrücken. Das klappte nicht, weil es nur zwei Sträuße in den Palazzo schafften, und die gaben die Bürgermeisterin und der Landrat direkt bei Gertraud Berg ab. So oder so wurde klar, dass Bergs Frau die Aktivitäten ihres Mannes stets unterstützte, „und ihm manchmal den Kopf zurechtrückte“, wie Steinbach vermutet.

Aber „man sollte auch aufhören können“, findet Hugo Berg. Und so habe er sich bei seinem Rückzug 2013 vorgenommen, sich fortan nicht mehr ins politische Geschehen in der Gemeinde einzumischen. „Nur eine Sache“ wolle er der Feierrunde auf den Weg geben: „Für öffentliches, soziales Engagement ist es nie zu früh oder zu spät“, findet Berg. „Aber man sollte sich als Entscheidungsträger gut überlegen, wenn man an Weichenstellungen beteiligt ist, die einen aus Altersgründen nicht mehr betreffen.“ 

Das, verriet Berg hinterher, war keineswegs auf eine aktuelle politische Situation in Bischofsheim gemünzt gewesen. Nur mal so zur Klärung. Seinen unvermittelten Ausstieg 2013 begründet er mit „Entwicklungen, die ich nicht mehr verstehe und bei denen ich mir auch keine Mühe mehr geben will, sie zu verstehen“, betonte Berg. Primär habe er alle Aktivitäten als Bischofsheimer angepackt, „daher bin ich auch nie über die lokale Ebene hinausgegangen“, schilderte er. Zweimal stand Berg zwar auf der Kandidatenliste der SPD für den Kreistag, aber weit genug hinten um ungefährdet zu sein, gewählt zu werden. Streng geachtet habe er auch immer darauf, eine Aufgabe nach der anderen anzugehen, „ich habe mich immer auf eine Sache konzentriert, da gab es wenig Überlappungen.“

Die Feierstunde wurde musikalisch begleitet von Cathrin Kolter (Querflöte) und Johannes Gutmann (Cello) von der Musikschule Mainspitze.

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