Es war der Versuch, in der anstehenden Entscheidung um die Zukunft der Gärten im Hochwasserschutzgebiet die Situation im Mainvorland aus Sicht der Kleingärtner zu beleuchten.
Dass deren kleine Paradiese, die nicht nur im Überschwemmungsgebiet liegen, sondern im Laufe der Jahrzehnte auch manches nicht vorgesehenes Bauwerk erhielten, im Rahmen der angestrebten Legalisierung durch die Erstellung eines Bebauungsplans in der jetzigen Form unangetastet bleiben, scheint unwahrscheinlich.
Manfred Jakob, Urgestein der Kolonie sowie Gründer und Sprecher der neuen Vereins „Hobbygärtner Mainvorland“ führte die Gruppe durch die Reihen und schilderte einerseits die aktuelle Situation in der Kolonie, als auch die Entwicklung, die in den vergangenen Jahrzehnten zur jetzigen Lage geführt hatte. Sein Tenor: Dass im Mainvorland manches aus den Fugen geraten ist, haben nicht zuletzt die Kommunalpolitiker und das Rathaus zu verantworten, die die (Fehl-)Entwicklungen im abgelegenen Teil der Gemeinde geflissentlich ignorierten.
In der Kleingartenkolonie muss etwas geschehen, dass weiß auch Jakob. Denn dass frei werdende Parzellen von der Gemeinde seit 1998 nicht mehr neu vergeben werden – als späte Reaktion auf die Erklärung des Gebiets zum Landschaftsschutzgebiet im Jahr 1987 – lässt aufgegebene Kleingärten zu Wucherzonen verkommen, die auf Dauer auch die weiter belegten Nachbarparzellen beeinträchtigen. Wer seine Parzelle aufgibt und sie ordnungsgemäß abräumen lässt, hat enorme Kosten an der Backe, weiß Jakob anhand eines Beispiels aus der jüngsten Zeit. „Einer hat über 4000 Euro dafür bezahlen müssen, dass eine Firma ihm die Fläche zurückbaut“, schilderte er den Fraktionen.
Jakob und seine Mitstreiter erwarten von den Fraktionen natürlich, dass sie eine Lösung finden, die den Kleingärten eine Zukunft gibt, wenn auch mit Veränderungen. Eine gewisse Dringlichkeit zur Entscheidungsfindung sieht er durch anstehende Investitionen in die Elektrik. Aus dem Kreis der „Strombetreuer“ der Anlage, der Jakob angehört, hatte sich der Verein gebildet. Sie betonen, dass zum Beispiel die Stromzähler ausgetauscht werden müssten. „Das sind aber Investitionen von mindestens 10.000 Euro – das können wir natürlich erst angehen, wenn wir wissen, dass es hier weiter geht“, verdeutlicht Jakob.
Die Grünzone am Mainufer ist unter der Erde nicht ganz so grün, wie sie aussieht, schilderte der den Faktionen. „In den Gärten befinden sich erdverlegte Hochspannungsleitungen, die den Main kreuzen, Gas-, Öl- und die Nato-Leitung“, zählte Jakob auf.
Eine gewisse Schwierigkeit bei der Betrachtung der Problematik ist eine Besonderheit der Bischofsheimer Kleingärten. Die entsprechen nämlich schon seit Beginn nicht der Schrebergartenverordnung, die seit 1931 recht klare Vorgaben für die Größe von Parzellen in einer solchen Kolonie machte und in Bischofsheim nie Grundlage der Vergabe war. So schreibt auch das heutige Bundeskleingartengesetz vor, dass einzelne Parzellen in den Kolonien nicht größer als 400 Quadratmeter sein sollen. Die Bischofsheimer Gärten haben zwischen 480 und 900 Quadratmeter zu bieten. Einmalig ist auch die von der Gemeinde in den Siebzigerjahren vorgegebene Bebauung der Gärten mit vier mal sechs Meter großen Hütten. Hier fällt beim Durchwandern der Anlage schnell ins Auge, dass von dieser Vorgabe in vielen Parzellen nicht mehr viel zu sehen ist. Anbauten an diese Hütten sind fast Standard, mancher hat aber auch ungeniert feste Backsteingebilde erbaut, die fast schon Wohnhausflair verbreiten.
Das alles geschah unter den wegschauenden Augen der Gemeinde und ihrer Gremien, hebt Jakob immer wieder hervor. „Da hat sich keine Partei mit Ruhm bekleckert“, sagt er. Das alles geschah aber ebenso unter der stillschweigenden Akzeptanz durch die Kleingärtnergemeinschaft. Dass die Selbstkontrolle der Gemeinschaft über so lange Zeit nicht funktionierte, lässt die Bereitschaft, die Rolle als Retter der Kolonie zu übernehmen, bei den Fraktionen doch merklich schwinden, war bei der Begehung deutlich zu spüren.
Mit Pokermienen lauschten die Ortspolitiker den Ausführungen des Interessenvertreters. Zurück im Sitzungssaal des Palazzo kam der Bebauungsplan dann erwartungsgemäß nicht zur Abstimmung durch den Ausschuss, weil schließlich immer noch jede Menge offene Fragen zu beantworten sind.
So zeigen die Fraktionen zwar den grundsätzlichen Willen durch legalisierende Regelungen die Kleingärten zu retten. Dass alle so bleibt wie immer schon, außer dass die brach liegenden Parzellen wieder vergeben werden können, ist aber eher unwahrscheinlich.
Jakob, nicht gerade verlegen darum, die Versäumnisse der Politiker hervorzuheben, ist auch bewusst, dass seine Gruppe ohne den guten Draht zu ihnen schlechte Karten haben dürfte. „Ich bitte Sie darum, die Gärten wohlwollend zu betrachten“, betonte er daher. Alle Verantwortlichen mögen mithelfen „die Gärten zu retten“.
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