Immer noch ist zu viel unklar

Gemeindevertretung kann sich nicht zur Fenstererneuerung am Rathaus I entscheiden

BISCHOFSHEIM (gus) – Mehr als drei Jahre nach dem Rathaus II soll auch das Rathaus I neue Fenster erhalten und somit wieder ein einheitliches Bild der denkmalgeschützten Gebäude entstehen.

Die Gemeindevertretung konnte sich in ihrer jüngsten Sitzung allerdings mehrheitlich nicht dafür erwärmen, den entsprechenden Antrag der Verwaltung bereits als beschlussreif anzusehen und verwies ihn erneut in die Ausschüsse zurück.

In den Jahren 2007 und 2008 wurden am Rathaus II entsprechend der Denkmalrichtlinien die Fenster des Gebäudes komplett ausgetauscht: marode und luftig, war dies schon aus energetischen Gründen eine angebrachte Entscheidung. Statt eines hellen Weiß zeigen die Fenster im zweiten Rathaus seither ein dezenteres Grau, vor allem aber sind sie erheblich weniger energiedurchlässig als die alten Scheiben und Rahmen.

Dieser Schritt soll sich nun vis à vis des Parkplatzes im nördlicher gelegenen Rathaus I wiederholen. Die Verwaltung rechnet mit 95.000 Euro Kosten, der Haushalt 2011 enthält sogar schon die entsprechenden Mittel. Und auch die versprochenen Effekte sollten die Fraktionen überzeugen: Die Verwaltung geht davon aus, dass der so genannte Wärmedurchlasskoeffizient und damit der Energieverlust über die Scheiben und Ritzen sich halbieren lässt.

Zumal, wie auch im Rathaus II geschehen, die neuen Fenster wieder das ursprüngliche Sprossenmuster erhalten sollen, erwartet das Rathaus keine Probleme mit der noch nicht vorliegenden denkmalrechtlichen Genehmigung der Sanierung durch den Kreis Groß-Gerau, die der Kreisausschuss noch beschließen muss. Probleme hatten dafür aber die Fraktionen mit dem Antrag.

Nur die BFW zeigte sich bereit, die Sanierung zum jetzigen Zeitpunkt zu beschließen. „Es ist angebracht, dass eine Gemeinde ihre Immobilien erhält“, sagte Fraktionschef Bernd Steffens, der die im Ausschussprotokoll festgehaltene Gegenstimme seiner Fraktion zum Verwaltungsantrag als falsch bezeichnete.

Im Bau- und Umweltausschuss seien allerdings nicht alle Fragen zu dem Thema geklärt worden, monierte Wolfgang Bleith (GALB). So sei nicht deutlich geworden, ob es Funktionsprobleme bei den Fenstern gebe. Dies müsse vor einer Entscheidung geklärt werden, forderte Bleith und schlug vor, den Antrag erneut in die Ausschüsse zu verweisen. Dem folgten bis auf die BFW alle Fraktionen geschlossen. Schon im Ausschuss war im Juni der Antrag durch ein Patt bei den Stimmen – es gab vier Neinstimmen aus Reihen der SPD (2), CDU und GALB – abgelehnt worden.

„Entweder man will die Sanierung oder lässt es blieben“, sah Steffens die Zeit für die Entscheidung reif. Die wäre dann aber wohl gegen eine Sanierung ausgefallen. Die Verwaltung verwies darauf, dass in den Jahren 2008 und 2009 bereits 243.500 Euro in die Dachsanierung, weitere 10.000 Euro in die Kellerentfeuchtung im Rathaus I investiert wurden.

Bei den Fenstern seien nun nach 30 Jahren die Dichtmaterialien durch den Alterungsprozess nicht mehr funktionstüchtig. Überlegungen, die besonders auf der Südseite im Sommer wegen der Sonneneinstrahlung problematische Überhitzung der Räume durch Außenjalousien zu beseitigen, kommen wegen des Denkmalschutzstatus des Gebäudes nicht in Frage. Daher soll eine spezielle Sonnenschutzverglasung auf West- und Südseite Linderung bringen. Sie verringerten den Energiedurchlass von 80 auf 27 Prozent, heißt es im Antrag. In der Mai-Sitzung hatte der Bau- und Umweltausschuss den Antrag mit dem Ziel vertagt, zunächst ein Angebot einzuholen, das auf die für das kommende Jahr erwartete Verschärfung der Energeieinsparverordnung für Gebäude (ENEV 2012) reagiert. Diese würde die geplanten Energieverlustwerte für neue Fenster noch einmal deutlich unterbieten.

Die Folge: Die Gemeinde würde dann möglicherwiese für viel Geld Fenster einbauen, die neu sind und doch Werte liefern, die nicht den Einsparzielen der ENEV entsprechen.

Die weißen Fenster am Rathaus I sehen zwar noch ganz passabel aus, durch die Ritzen und Dichtungen soll aber viel zu viel Energie verloren gehen. Die Fenster auf der Südseite (Foto) heizen im Sommer bei Sonnenschein die Räume zudem stark auf.   (gus/Foto: Steinacker)

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