Das Gesamtkonzept des künftigen Angebot-Kataloges in der Gemeinde für die Kinderbetreuung hängt enorm von der ausstehenden Entscheidung zur künftigen Nutzung des gemeindeeigenen Attich-Geländes und des kreiseigenen ehemaligen Theodor-Heuss-Schulgeländes ab. Aus der komplizierten Gemengelage zwischen zwei Grundstücken, zwei Eigentümern und mehreren Konzepten ist immer noch keine Entscheidung in Sicht.
Immerhin bekam Steinbach aber nun vom Ausschuss im Falle der Kita Parkweg, was sie sich erhofft hatte, nachdem das Thema die Fraktionen für einen ganzen Sitzungsabend eingespannt hatte: Bei Enthaltung der BFW erteilte der Ausschuss der Verwaltung einstimmig den Auftrag, die Arbeiten entsprechend des vorgestellten Planentwurfs in Auftrag zu geben.
Der entscheidende Vorteil bei der Kita Parkweg ist es, dass sie eben kein Bestandteil eines geplanten Deals mit dem Kreis zur Grundstücksnutzung im Attich oder auf dem Heuss-Gelände ist. Es scheint aber klar, dass alles, was auf den betroffenen Grundstücken an Betreuungseinrichtungen aus-, um- oder neu gebaut werden könnte nicht den vorerst noch steigenden Bedarf bei der Betreuung vor allem über drei Jahre alter Kinder abdecken wird. Die Kita Parkweg erhält deshalb nun die Räumlichkeiten für zwei neue Ü3-Gruppen mit je 25 Kindern geschaffen. So hatte es die Gemeindevertretung zuletzt im Mai beschlossen. Inzwischen hatte der Gemeindevorstand sich von drei Architekturbüros Entwürfe zeichnen lassen, wie sie sich auf dem Grundstück die Umsetzung dieser Vorgabe vorstellen. Und der Gemeindevorstand hatte sich auch sogleich die Rolle als Jurygremium gesichert und den Entwurf des Bischofsheimer Planers Gerhard Hei???d?acker zum Sieger gekürt. Sehr zur Irritation von Wolfgang Schreiber (BFW), der gerne selbst einen Blick auf die Alternativentwürfe geworfen hätte und es gar nicht gut fand, dass die Fraktionen von diesem Entscheidungsprozess ausgenommen waren.
Da tat sich letztlich der alte Graben zwischen Gemeindevertretung und dem (von den Faktionen benannten) Gemeindevorstand auf, der sich in einem Kommunikationsmanko ausdrückt. Aber auch die Öffentlichkeit wird so nie erfahren, welche Alternativen es zum Siegerentwurf gegeben hatte.
Bestens bekannt dagegen ist der Kostenrahmen für den Bau, der mit 700.000 Euro angesetzt ist. Eine Grobschätzung, mehr kann das bisher nicht sein, denn es gibt nicht einmal eine eingehende Untersuchung der Bausubstanz der Kita. Heidacker kann nach der Sichtung der Bauunterlagen nicht einmal konkret sagen, welche Baugeschichte das – so viel steht fest – älteste Kitagebäude der Gemeinde hat.
„Wir konnten noch keine Untersuchung am Gebäude durchführen, daher sind die 700.000 Euro nur eine Grobschätzung, orientiert an den ortsüblichen Preisen“, betont Heidacker. Große Überraschungen auch der finanziellen Art erwartet er nicht bei dem überschaubaren Projekt, „bisher haben bei solchen Bauten die Kostenplanungen immer ganz gut funktioniert“, betonte der Architekt.
Die 700.000 Euro wären ein Kostenrahmen, der bestens abgedeckt ist durch die 1,29 Millionen Euro Landesmittel, die Bischofsheim aus einem Regionalfonds „zur nachhaltigen Kommunalentwicklung“ zur Verfügung stehen. Einen entsprechenden Antrag, die Mittel für die Kita Parkweg einzusetzen, hat das Rathaus gestellt. Ob die gesamten Kosten darüber abgedeckt werden können, muss sich aber erst noch herausstellen.
„Es gibt bei dem Projekt aber einen Synergieeffekt, weil das Dach der Kita sowieso gemacht werden müsste“, verdeutlicht Steinbach, dass die Gemeinde im Idealfall sogar noch Geld einspart. Der Heidackersche Entwurf basiert darauf, das gesamte Obergeschoss der Kita zu ersetzen. Derzeit befinden sich dort im ersten Stock seit langem nicht mehr genutzte Dienstwohnungen.
Deren schlechten Zustand kennt Heidacker vom Augenschein, die statischen Bedingungen des in die Jahre gekommenen Gebäudes muss er dagegen jetzt erst genauer prüfen. „Die Akten zeigen, dass das Gebäude teilweise unterkellert ist“, erläutert Heidacker, „die Belastbarkeit der Decken muss daher im Einzelnen geprüft werden.“
Sein Plan lautet, das Obergeschoss mit seinen durch die Dachschräge sowieso nicht gut nutzbaren Räumen komplett abzureißen. Spannbeton-Fertigdecken kommen auf das Erdgeschoss, in Holzrahmenbauweise geht es darüber zu Werke „das bedeutet eine kurze Bauzeit“, sagte Heidacker.
Damit die Kinder nicht zwischen Baumaschinen und Materiallagern umherlaufen, soll die Baustelle von der Ost-, sprich Bahnseite organisiert werden. Ein loggiaartiger Fluchtbalkon als zweiter baulicher Rettungsweg neben der Treppe bildet gleichzeitig eine Überdachung des Erdgeschossbereichs, die bisher nicht besteht. „Auch die derzeitige Holztreppe im Gebäude ist zu eng und zu steil und muss ersetzt werden“, weist Heidacker auf die verschärften Sicherheitsanforderungen hin. Und natürlich wird auch barrierefrei gebaut, sprich, ein Aufzug gehört zum Planungsumfang.
Ein in der Kita bisher vermisster Putzmittelraum und ein vernünftiges Personal-WC werden die Einrichtung aufwerten. Und dann hat Heidacker auch noch eine Rutsche vom neuen Obergeschoss hinunter auf die Bodenebene eingezeichnet. Diese Art, den zusätzlichen Fluchtweg anzubieten, wäre freilich gleichzeitig die neue Attraktion der Kita, ein Schmankerl, das freilich nicht ganz in das Spardiktat der Gemeinde passt.
Doch mit dem Beschluss sind solche Details nicht unveränderbar festgelegt. „Der Entwurf ist schlüssig, ein klares Konzept“, zeigte sich Schreiber zufrieden, hätte sich aber auch einen reinen Holzbau und zudem eine ehrgeizigere Zielsetzung der Bauweise vorstellen können, eine, die energetisch dem Passivhausstandard entspricht. Klaus Guthmann (CDU) bekannte dagegen, sich die Sache „ganz anders vorgestellt“ zu haben, „auch von den Kosten“. Zu solchen Detailfragen werden weitere Beschlüsse notwendig werden.
Kommentare