Rund 40 Gäste aus Polen und England waren von Freitag (2.10.) bis Montagmorgen (5.10.) in Bischofsheim dabei, die überwiegend in Gastfamilien untergebracht werden konnten. Dann ging für viele die Reise auf einer vom Partnerschaftsverein organisierten, mehrtägigen Ausflugsfahrt nach Oberbayern weiter, wo die bunte Gruppe noch bis Freitag verweilte. Die Besucher machten sich durch das Programm aber auch schon während ihrer Tage in Bischofsheim eher rar. Mit einem Empfang am Freitagabend in der Ratsstube begann das Treffen, das mit dem Besuch des Konzertes der „The Beatles Revival Band“ im benachbarten Bürgerhaus ausklang.
Den Samstag verbrachten Polen, Engländer und Deutsche gemeinsam in Frankfurt, als Teilnehmer der offiziellen Feierlichkeiten zum Tag der Deutschen Einheit mit Bundespräsident Joachim Gauck. Am Abend traf man sich im Bürgerhaus zum offiziellen Teil, dem Akademischen Abend. Eingeladen waren die Gäste, am Sonntagvormittag am ökumenischen Gottesdienst in der evangelischen Kirche teilzunehmen, an den sich ein „Traubensaft-Empfang“ vor der Kirche anschloss. Der Sonntagnachmittag fand in Hochheim bei einer Stadtführung mit anschließender Einkehr in einem Weingut statt.
Da die offiziellen Programmteile nicht für die Öffentlichkeit bestimmt waren, kann man also sagen, dass die Bürger von den Jubiläumsbesuchern bestenfalls beim Kirchenbesuch am Sonntag etwas mitbekommen haben dürften. Den stets beteuerten Bemühungen, die Zukunft der Partnerschaften durch die Einbindung jüngerer Bürger am Leben zu erhalten, war diese Abschottung sicher nicht dienlich. Die Empfehlung der Gemeinde, wer Kontakt zu den Besuchern aufnehmen wolle, solle doch zum Konzert der Beatles Revival Band kommen, nebst Hinweisen zum Ticketerwerb, war nicht von dieser Welt. Dass das Besuchsprogramm sich außerhalb der Gemeinde bewegte, ist wiederum nachvollziehbar, weil der allergrößte Teil der Gäste nicht zum ersten und auch nicht zum zweiten Mal an einem Besuch in Bischofsheim teilnahm.
„Es wäre nicht schön, wenn die Kontakte aus Altersgründen enden würden“, sagte Walter Beck, einer der langjährigen Bischofsheimer Teilnehmer an den Fahrten vor allem nach Dzierzoniów, aber auch nach Crewe & Nantwich. Denn speziell auf deutscher Seite tat sich in den vergangenen Jahren trotz einiger Bemühungen wenig in Sachen Verjüngung des Kreises der im Partnerschaftsverein Aktiven. Beck ist fleißiger Fotodokumentar bei den Kontakten. 1580 seiner Bilder warf ein Beamer bei der Akademischen Feier im Bürgerhaus im Sieben-Sekunden-Takt auf die Leinwand.
Durch den offiziellen Teil führte Professor Wolfgang Schneider, seinerzeit ab 1987 Leiter der parlamentarischen Arbeitsgruppe, die die Kontakte nach Polen aufbaute, die 1989/90 in der Unterzeichnung der Partnerschaftvereinbarung mündeten. „Wie schön, dass wir uns nach fünf Monaten wiedersehen“, sagte Bürgermeisterin Ulrike Steinbach zur Begrüßung der Gäste, denn im April hatte es die Jubiläumsfeierlichkeiten schon in Dzierzoniów gegeben. Denn die Urkunden wurden seinerzeit auch zweimal unterzeichnet, erst in Polen, dann in Bischofsheim.
Steinbach fasste die 25 Jahre in Franz Kafkas Spruch „Alles Reden ist sinnlos, wenn das Vertrauen fehlt“ zusammen. „...und wenn die Taten fehlen“ ergänzte die Bürgermeisterin den Spruch. Sie erinnerte an die schwierigen politischen Verhältnisse, unter denen die Kontakte aufgenommen wurde. Dieser Schritt sei ein Zeichen von Vertrauen in die Zukunft gewesen. „Wir wollten Vertrauen und ließen Taten folgen“, betonte Steinbach. In den 25 Jahren hätten die Teilnehmer der Begegnungen viele Gemeinsamkeiten entdeckt, „die wir bis heute pflegen und ausbauen“.
Die Geschenke, die beim Jubiläumstreffen in Dzierzoniów ausgetauscht wurden, drücken die engen Beziehungen aus: Das bleiverglaste Jubiläumsbild im Kirchenfensterstil mit den Wappen der beiden Gemeinden steht heute auf dem Schreibtisch der Bürgermeisterin. In Dzierzoniów steht seitdem das Mitbringsel der Bischofsheimer zu den Feiern vom April, eine Sitzbank aus Holz vom Bischofsheimer Wald. Auf der nahmen seinerzeit Ulrike Steinbach und ihr Amtskollege Dariusz Kucharski zum Erinnerungsfoto Platz, die vereinten Delegationen um sie herumgruppiert.
Steinbach dankte den Organisatoren des Treffens in Bischofsheim um Dietmar Zaia und den Partnerschaftsverein um Hugo Berg für die organisatorische Arbeit und blickte auf den nächsten Gastbesuch voraus: Vom 1. bis 4. Juni 2016 werden sich alle erneut in Bischofsheim versammeln, dann um die 25-jährige Partnerschaft mit den englischen Freunden zu feiern. Vom 16. bis 19. September steht der Rückbesuch in England an.
Dariusz Kucharski sowie die Vorsitzenden der Partnerschaftsvereine, Hugo Berg und Iwona Matyja , schlossen sich mit ihren Reden an, Grußworte gab es von Landrat Thomas Will, Nantwichs Mayor Andrew Martin, David Marren als Vertreter des Stadtrats von Cheshire East, in den die Doppelstadt vor einigen Jahren organisatorisch aufging, sowie Clive Mosby, dem Vorsitzenden des englischen Partnerschaftsvereins CANTA.
Ausgezeichnet für ihre langjährigen Verdienste um die Partnerschaft wurden neun Bischofsheimer und fünf Teilnehmer aus Dzierzoniów. Auf polnischer Seite hatten sich Alicja Mikulska, Iwona Matyja, Lucjan Wegiel, Henry Siodlaczek und Ryszard Szydlowski eine Ehrung verdient. Auf Bischofsheimer Seite waren dies Prof. Wolfgang Schneider, Hugo Berg, der Bischofsheimer Bürgermeister zur Zeit der Partnerschaftsbildung, Berthold Döß, der heutige Landrat Thomas Will, Ex-Bürgermeister Reinhard Bersch, sowie die langjährigen Aktiven der Kontakte Valentin Zimolong, Detlef Gärtner, der langjährige Partnerschaftsvereinsvorsitzende Alois Barton und die Familie Baumann.
Mit einem Essen aus der Küche der Ratsstube, Unterhaltungsmusik von Hans-Gerhrad Sprenger und zahlreichen Gesprächen von Tisch zu Tisch verlief der Akademische Abend gewohnt unterhaltsam. „Ich habe in den Jahren viele tolle Leute kennengelernt, mit denen wir uns blendend verstehen“, blickt Walter Beck auf die Begegnungen bei den Reisen in beide Partnerstädte zurück. Die Hoffnung ist, dass sich auch jüngere Bischofsheimer begeistern lassen für die Kontakte. Ansätze wie die jährliche „Summer School“ in Crewe werden zwar von den teilweise jüngeren Teilnehmen begeistert aufgenommen, dem Partnerschaftsverein hat das aber auch nicht den erhofften Zulauf eingebracht, bedauert Beck.
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