Viel für die Ohren und alles für die Mägen Das Kerbegeschehen hielt die Bischemer für vier Tage in Trab - Alles in gewohnten Bahnen

Die Tradition hat ihren Platz in der Bischemer Kerb. Kerwemerkel Torsten Gerbig verkündete am Sonntagnachmittag den Kerbespruch, und das ohne elektonische Verstärkung, was seiner Stimme bald anzuhören war.

Der Ausnahmezustand ist beendet, in Bischofsheim verläuft das Leben in den nächsten Wochen wieder in geordneten Bahnen. Wer sich volle vier Tage in das Geschehen im Ortszentrum rund um die Kerb gestürzt hat, wird auch ein wenig Erholung brauchen, denn es war wieder einmal vielseitig und intensiv, was die Bischofsheimer für ihr „Kirchweih“-Fest auf die Beine gestellt hatten.

Weitgehend durften die Besucher an den 43 Standplätzen auf die vertrauten Angebote und Abläufe setzen. Auf den drei Bühnen auf dem Parkplatz Weisenauer Gasse, Tankstelle und Volksbank wurden von Samstag- bis Montagabend 16 Bands aus der regionalen Szene aufgeboten. Ermöglicht durch das Sponsoring-System, hatte die HoTi/OGV-Bühne an der Volksbank dabei, wie inzwischen auch über die Gemeinde hinaus bekannt ist, die professionelleren Acts zu bieten, die entsprechend besonders viel Publikum anzogen.

Einzige auffällige Neuerung beim Schlendern durch die Gassen war der „Wellenflug“, das neue Fahrgeschäft am Ende des Festgeländes in der Ginsheimer Straße. Das zuvor dort zu findende Kettenkarussell war dem „Super Schunkler“ eines Frankfurter Schaustellers gewichen, laut Aufmachung ein von bayrischer Sitte inspirierter, in Schräglage rotierender Teller, bei dem die meist jugendlichen Fahrgäste sich nur durch das Festklammern an den Stangen hinter ihnen vor dem schmerzhaften Abrutschen retten konnten.

Auf die Bischemer Kerb geht man allerdings nicht wegen ihres Jahrmarktcharakters, der sich auf die typischen Anbieter in der Ginsheimer Straße und südlichen Darmstädter Straße beschränkt. Das Herz der Kerb sind vielmehr unverändert die von den Vereinen betriebenen Stände, an denen Kulinarisches und Getränke angeboten werden und die mit ihren Sitzgarnituren zum Verweilen einladen. So landeten beim Radfahrerverein auf der Darmstädter Straße wieder unzählige Reibekuchen in der Pfanne. Konzentriert sind die Essensangebote aber in der Weisenauer Gasse, der „Fressgass“ mit viel internationaler Küche.

Auch im „Hof der Wölfe“ blieb das Angebot bestehen, dort gab es neben reichlich Kaffee und Kuchen auch wieder eine Nebenbühne mit gelegentlichen Musikbeiträgen, ehe das „BischeMer singe“ wieder zu einem Highlight der lokalen Note der Kerb wurde (siehe Bericht). Neuzugang unter den Vereins-Anbietern war in diesem Jahr der Lions-Club Bischofsheim (Mainspitze), der im Weindorf durch den Ausschank von Bier und Wein Geld für die nächsten sozialen Aktionen einsammelte.

Viel zu tun hatte, trotz der abgesagten „Mitternachtsshow“, der Kerwejahrgang. Obwohl es mehr die Ehemaligen sind, die am Freitagabend im Rosengarten das Vorglühen organisieren, waren die Aktiven schon bei diesem Event des Altkerweborschvereins gefragt. Richtig los ging es einen Tag später. Zum Programm der Kerbeeröffnung auf der Volksbank-Bühne in der Weisenauer Gasse gehört traditionell der Liesempfang mit Präsentation der „Miss Kerb“ (Ralf Engel).

Schlafen ist nicht am Kerbewochenende, da am Sonntag die Nacht um sieben Uhr zu Ende geht, mit dem „Weckruf“, ein lautstarker Umzug, der am Bahnhof beginnt und sich am Einkaufszentrum Klinker auflöst. Auch die Teilnahme am ökumenischen Gottesdienst gehört zu den Pflichten des Jahrgangs, dem in diesem Jahr 14 Mitglieder angehörten und der erstmals ohne Kerwevadder auskommen musste. Direkt danach geht es üblicherweise zur Aufstellung zum zweiten Umzug der Kerb, dem eigentlichen „Kerweumzug“. Hier hat der Jahrgang Unterstützung von benachbarten und befreundeten Vereinigungen sowie natürlich durch die Trewwerer Drummler.

Kerwemerkel Torsten Gerbig war stimmlich bereits reichlich angeschlagen, als er sich auf der Darmstädter Straße nicht zur ersten lauthalsen Verkündung des Kerwespruchs aufstellte. Ganz modern, weil auf einem klimafreundlichen Drahtsesel, bewegte er sich auf der Tour fort, während die beiden anderen Honoratioren es sich auf einem Traktor-Auflader gemütlich gemacht hatten. Das Stampes-Wettessen am Sonntagabend auf der Volksbank-Bühne war zum Abschluss der offiziellen Aktivitäten etwas für die Mägen der Teilnehmer, wenn auch eher etwas Strapaziöses.

Das Kerwejahr geht für die Aktiven erst mit dem Nachschlag am Freitagabend am Regionalparkgelände (Schwarzer Weg) zu Ende, wo die Lies verbrannt wird. Zuvor beginnt in der Dammstraße der Trauerzug, der dritte und letzte Marsch durch die Gassen, der ab 20.15 Uhr über die Route Frankfurter Straße, Taunusstraße, Bahnhofstraße, Schulstraße, Rheinstraße, Darmstädter Straße, Gutenbergstraße, Schulstraße und Im Attich zum Zielort führt.

Auch in diesem Jahr gab es auf oder abseits der Kerb erfreulich wenig Ärger, Besucher mit problematischem Alkoholkonsum etwa sind nur selten anzutreffen bei diesem Fest. Inzwischen zum gewohnten, aber doch immer etwas störenden Bild gehört als Reaktion auf die Anschläge bei Volksfesten der Vergangenheit der Sicherheitsaufbau an den Flanken des Kerbegeschehens in der Darmstädter Straße. Große Anhänger verhindern schon ab der Kreuzung Bismarckstraße eine direkte Anfahrt auf die Festmeile, dennoch muss der Busverkehr auf die Rheinstraße abbiegen können, so dass eine Vollsperrung an der Stelle nicht möglich ist.

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