Die Hoffnung auf den Farbwechsel im Rathaus lebt

Beim Sommergespräch zeigt sich die Ginsheim-Gustavsburger CDU optimistisch für den Bürgermeisterwahlkampf

Den Wahlkampf um den Bürgermeisterposten wird Thies Puttnins-von Trotha im Herbst einläuten.
(gus/Fotos: Steinacker)

GINSHEIM-GUSTAVSBURG (gus) – Sie würden so gerne mal den Bürgermeister stellen und die Richtung im Parlament vorgeben, aber irgendwie scheint das für die CDU in Ginsheim-Gustavsburg auch auf absehbare Zeit ein Wunschraum zu bleiben. Die jüngste Entwicklung in der Stadtverordnetenversammlung, wo die SPD nach der Nominierung von Thorsten Siehr zum Bürgermeisterkandidaten die Zusammenarbeit mit der CDU für beendet erklärte und inzwischen die klare Zielvorgabe einer rot-grünen Koalition im kommenden Parlament formuliert ist, lässt die CDU ratlos und ein stückweit auch frustriert zurück.

Das traditionelle Sommergespräch, zu dem die CDU-Spitze in der Ferienzeit die lokale Presse einlädt, stand diesmal naturgemäß im Zeichen der beiden anstehenden Urnengänge in der Stadt. Bei beiden Terminen muss die CDU davon ausgehen, dass sie es schwer haben wird, ihre Ziele durchzusetzen. Dass mit dem 34-jährigen Thies Puttnins-von Trotha ein kommunalpolitisch unbeschriebenes Blatt ins Rennen geht, und das als offiziell parteiungebundener Bewerber, war die richtige Entscheidung seines Ortsverbandes, ist Vorsitzender Lothar Nachtmann überzeugt. Es ist das Eingeständnis, dass der CDU die zukunftsträchtigen Figuren in den eigenen Reihen fehlen.
Natürlich, Fraktionschef Mario Bach hätte kandidieren können. Die Frage stand auch im Raum, erläutert er. „Zu alt“, winkte er jedoch ab, weil er bei der Amtsübernahme im Rathaus im kommenden Jahr 62 Jahre alt wäre, sodass für ihn sowieso nur eine Wahlperiode in Frage käme. „Ich will aber lieber Zeit für meine Enkel haben“, setzt er andere Präferenzen als einen Spätstart in eine verantwortliche Rolle in der Verwaltung. Die Idee, stattdessen mit dem jungen Nebeneinsteiger Puttnins-von Trotha anzutreten, findet Bach wie Lothar Nachtmann äußerst reizvoll.
Die Erfahrungen bei den beiden verlorenen Bürgermeisterwahlen vor der jüngsten Wiederwahl Richard von Neumanns (2010) waren der CDU eine Lehre. Die erfolglosen Kandidaturen von Armin Wagner und (davor) Wolfgang Faßbender führten in der Union zur Überzeugung, dass es mit dem eigenen Personal schwierig ist zu gewinnen. 2010 dann verzichtete die CDU schließlich auf einen eigenen Kandidaten und erlitt stattdessen Schiffbruch mit einer gemeinsamen Kandidatin mit den Freien Wählern – die auserkorene Bewerberin aus Oppenheim zog ihre Zusage zurück. Jetzt aber, mit einem ungebundenen und jungen Bewerber, könnte die Sache anders aussehen, glaubt Nachtmann. „Es ist Zeit für einen Wandel“, betont er und fühlt gar eine „Stimmung für einen Wechsel“ in der Stadt.
Das macht die CDU nicht zuletzt am sehr guten Besuch kürzlich bei ihrem Sommerfest am Haus der Vereine fest, wo in diesem Jahr mit 500 bis 600 Besuchern doppelt so viele Bürger vorbeischauten wie sonst bei der jährlichen Parteiveranstaltung. Bis Dezember steht noch die Bürgermeisterwahl im Vordergrund der Werbeaktivitäten, zumal die Kandidatenliste für die Kommunalwahl im März erst bei der Jahreshauptversammlung am 22. November bestimmt wird. Bisher hat Thies Puttnins-von Trotha noch nicht entschieden, ob er sich für einen Platz auf der CDU-Liste bewerben will. „Als Parteiloser kann ich mich freier bewegen und auch mal andere Themen aufnehmen“, fühlt er sich in der augenblicklichen Situation durchaus wohl.
Ob die Rechnung aufgeht und die Wähler Puttnins-von Trotha als wahrhaft unabhängigen Kandidaten anerkennen, weiß derzeit natürlich niemand. Als Mitglied der Jungen Union, aber eben nicht der CDU verkauft der Bewerber sich als ungebunden. Dabei ist die JU bekanntermaßen Karrieresprungbrett für eine politische Laufbahn in der Union, auch wenn das für den Polizisten nicht zur Debatte steht. Noch legt sich der Kandidat nicht einmal fest, ober er den Übergang in die Partei anstreben wird, wenn er kommendes Jahr aus Altersgründen die JU verlassen muss.
„Thies hat sich in der Stadt längst gut eingelebt und ist auch inzwischen recht gut bekannt“, sieht Vorstandsmitglied Rudolf Guthmann den Kandidaten, der erst vor wenigen Jahren durch seine Hochzeit in das Hofgut Nonnenau zum Bürger der Stadt wurde, chancenreich, sich als Bewerber bekannt genug zu machen. Dass es diesmal nicht gegen den Amtsbonus eines Gegenkandidaten geht, hilft zusätzlich. Der Kandidat wird sich im Herbst durch Hausbesuche, aber auch, wie jetzt schon, bei den vielen Vereinsfesten vorstellen und so Stadt und Leute noch besser kennenlernen.
Ansonsten hilft Puttnins-von Trotha das Hintergrundwissen von Urgestein Guthmann und den anderen erfahrenen Kommunalpolitikern weiter, um die Hintergründe zu den wichtigen und künftig anstehenden Themen zu erfassen. Die große Resonanz auf seine Postkartenaktion zeige, dass diese Art der Kommunikation mit den Bürger ankomme, betont der Bewerber. Die Zuversicht, dank ihres jungen und als ungebunden antretenden Kandidaten etwas zu bewegen in der SPD-Hochburg Ginsheim-Gustavsburg, lebt in der CDU derzeit also.

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