Der Parkverkehr bleibt das große Thema am Altrhein

Im Bürgerhaus konnten die Ginsheimer einiges zur Altrheinuferumgestaltung hören und nichts entscheiden

So voll war das Ginsheimer Bürgerhaus schon lange nicht mehr: Bei der Bürgerversammlung zur Altrheinufer-Umgestaltung war der Saal bis in den Gang hinein bestuhlt.
(gus/Fotos: Steinacker)

GINSHEIM (gus) – Selten war das Ginsheimer Bürgerhaus so proppenvoll wie am Montagabend, 19. September: Bis in den Vorraum hinein war der große Saal bestuhlt, um allen Interessierten an der Bürgerversammlung zur Altrheinufergestaltung einen Sitzplatz zu bieten. Es gab viel zu hören über die Vorgeschichte, Entwicklungen und bisherigen Ergebnisse der Planungen zur Umgestaltung des Gebietes zwischen NATO-Rampe im Norden und der südlichen Bebauungsgrenze am Schwarzbach, auch eine recht lebhafte Diskussion mit Redebeiträgen aus dem Publikum entwickelte sich. Aber anders, als es sich mancher Bürger gedacht haben mag, gab es nichts abzustimmen für die Besucher der Veranstaltung – die politischen Entscheidungen werden schließlich immer noch in den Gremien gefällt.

Letztlich blieb von dem Abend, dass das Rathaus und die Stadtverordnetenversammlung, die zu den Bürgerversammlungen einladen, ihre Pflicht erfüllt haben, und somit der breiten Öffentlichkeit eine Gelegenheit gegeben haben, sich aus erster Hand und ohne elektronische Hilfsmittel, sprich dem PC, über den Sachstand zu informieren, Fragen zu stellen und Anregungen geben zu können.
Das Problem dabei: Bürger, die sich bisher nur gelegentlich mit dem Thema befasst haben und nicht in die Workshops eingebunden waren, halten sich auf öffentlichen Veranstaltungen natürlich eher zurück mit eigenen Einwürfen, beeindruckt vom Fachwissen der Eingebundenen. Und so übernahmen dann bald doch wieder die die Diskussion, die sowieso schon in dem Prozess beteiligt sind, nicht zuletzt auch Parteienvertreter. Nicht im Sinne der Erfinder von Bürgerversammlungen, aber immer wieder das Schicksal solcher Veranstaltungen.

Vor der Bühne hatten am Tisch die Verwaltung in Person von Bürgermeister Thies Puttnins-von Trotha und dem Fachbereichsleiter Raum/Bau/Umwelt, Otmar Weiler, Platz genommen, dazu Stadtverordnetenvorsteher Mario Bach (CDU) sowie zwei Vertreter der NH ProjektStadt, Faiza Azarzar und Gregor Steiger. Diese beiden hatten im Auftrag der Regionalpark-Gesellschaft RheinMain Südwest, die den Planungsprozess begleitet, die Stationen der Planentwicklung und Beteiligungsschritte dokumentiert. Sie trugen im Wesentlichen vor, was auf der Internetseite der Stadt längst zu lesen steht.

Dass diese elektronischen Informationswege alle von der Beteiligung ausschließen, die in ihrem Leben ohne PC und Internet auskommen, ist übrigens nicht das Problem. Die Unterlagen lagen auch in den Rathäusern aus. „Ich habe nochmal nachgefragt – sie sind dort von keinem einzigen Bürger angesehen worden“, berichtete der Bürgermeister.

Der Bericht der NH ProjektStadt schilderte, dass ganz zu Beginn des Prozesses „einzelne Interessenvertreter in einem Telefoninterview über die aktuelle Situation am Ginsheimer Altrheinufer und potenzielle Entwicklungsmöglichkeiten befragt“ worden seien. Für die Anwohnerinnen und Anwohner des Ufergebiets – der Planungsbereich schließt die Bebauung südlich der Hauptstraße ein – gab es bei einem Nachbarschaftsforum Gelegenheit sich einzubringen, die politischen Gremienvertreterinnen und -vertreter sowie die wirtschaftlich Betroffenen, vornehmlich die Gastronomen also, hatten ihre eigenen Treffen. Vereinzelt haben sich sogar Bürger mit gewissem beruflichem Hintergrund hingesetzt und frei heraus ihre Ideen zu Papier und Luftbild gebracht. Diese wurde im Bürgerhaus auf Stelltafeln ausgestellt.

Jörg Heuser ist einer dieser Bürger, der sein Konzept bereits im Rathaus vorgestellt hatte und nun auch einem breiteren Publikum präsentieren konnte. Er spricht von einem „kulturellen Konzept“, das er zu entwickeln begann, nachdem er sich als erst vor drei Jahren Zugezogener das Althreinufer mit einem Außenblick zu Gemüte geführt hatte. „Es ist dort phänomenal, aber die Nutzung fehlt“, hat er bemerkt und das Gebäude des Seniorentreffs „Zur Fähre“ ins Blickfeld genommen. Ihm schwebt eine „Öffnung für alle Generationen und eine gemäßigte Gastronomie“ mit Kulturaktivitäten an der Stelle vor, nach gewisser „architektonischer Aufbereitung“ des Gebäudes, versteht sich. Sein zusammen mit Ilka Mayer-Lorenz entwickeltes Konzept ist zum Teil in die Protokolle und den Sachstandsbericht der NH ProjektStadt eingeflossen. Eine Beteiligung auch nicht politisch aktiver Bürger ist also tatsächlich möglich – aber eben nur mit viel Aufwand und gewissen Kompetenzen.

Die Themengebiete, auf die es am Altrheinufer ankommt, sind definiert: „Verkehr und Mobilität“, „Freiflächen und Grünflächen“ sowie „Gastronomie und Tourismus“. Die Interessen sind auf all diesen Gebieten vielfältig und teilweise konträr. Daher muss sich jeder, der ein Gesamtkonzept vorschlägt, im Klaren sein, dass nichts eine Chance hat, in Reinform beschlossen zu werden.

Thies Puttnins-von Trotha hob das Interesse der Stadt hervor, zu von breiten Mehrheiten in den Gremien getragenen und damit zukunftssicheren Beschlüssen zu kommen. „Es darf nicht sein, dass, wenn nach der nächsten Wahl wieder andere Mehrheitsverhältnisse entstehen, alles in Frage gestellt wird“, betonte er. Das macht es zum jetzigen Zeitpunkt schwer, zu den heiklen und politisch umstrittenen Fragen die Planungsziele festzulegen.

Das betrifft natürlich die Gastronomie am Altrheinufer, zu der die Beschlusslage in der Politik sich aber bereits deutlich abzeichnet – in der nächsten Sitzung der Stadtverordnetenversammlung steht eine Bebauungsplanänderung in der Diskussion, die dem Bootshaus Haupt gewidmet ist. Eindeutig ist, dass die ausgesprochene Autofreundlichkeit am Altrheinufer keine Zukunft hat, wenn die Ginsheimer den Freizeitwert ihres Altrheinufers erhöhen wollen.

Doch ob dem (heute schon eigentlich nicht zulässigen) Dauerparken durch eine beschränkte Zufahrt, stärkeres Knöllchenverteilen oder eine Komplettsperrung des Bereichs für jeglichen Verkehr zu entgegnen ist, ist eine Frage, die schon zu detailliert ist, um im jetzigen Planungsstand einer Antwort nahe sein zu können.

Anscheinend sind die Bestrebungen groß, den Bansen, die ufernahe Grünfläche unterhalb der Dammstraße, auf der unter anderem das Altrheinfest zuhause ist, einer erweiterten Nutzung zuzuführen. Ein Vorschlag lautet, dort einen Weinprobierstand einzurichten, an dem sich im Sommer vor allem an den Wochenenden Ausflügler einfinden können. Eine Parklatz-Ersatzfläche, so denn der Bereich an den Bootsanlegern von den Autos weitgehend befreit werden sollte, dürfte dort nicht mehrheitsfähig sein.

Wohin dann mit den PKW, ist bisher allerdings völlig unklar, denn schon die naheliegende Lösung am Birkenwäldchen dürfte für manche des Fußweges zu viel sein und Wildparken die Folge. Die NH ProjektStadt hat in ihrem Bericht zum Thema Parken am Altrheinufer die Empfehlung ausgesprochen, ein „umsetzungsorientiertes Verkehrskonzept zu entwickeln, das zunächst die Situation am Altrheinufer – vor allem im Hafenbereich – ordnet“. Eine Verkehrsreduzierung könnte zunächst durch „stärker eingeschränkte Parkzeiten oder eine Parkraumbewirtschaftung erreicht werden“.

Der Planungshorizont des Berichtes reicht bis zum Jahr 2030, zu den drei Themengebieten listet er unterteilt in kurz-, mittel- und langfristige Maßnahmen detailliert Abfolgen einer Umsetzung der in den Gruppenarbeiten zusammengekommenen Veränderungen auf. Im ersten Zeitabschnitt bis 2020 sind vor allem vorbereitende und wenig aufwendige Änderungen und Anpassungen vorgesehen. Zum Thema Parken im Hafengebiet wird demnach empfohlen, ab 2025 den Autoverkehr nur noch zum Be- und Entladen zuzulassen, ab 2030 soll dann das „autofreie Altrheinufer“ Wirklichkeit sein

 

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