20 Jahre mit dem Fahrrad durch Europa

„Euroradler“ feiern im Mai ihr Jubiläum

MAINSPITZE (pm) – Moskau, Madrid, Lissabon, Dublin, Tirana, Jalta, Tallinn, Riga, Peloponnes, Helsinki, Nordkap, Venedig – die Ziele der „Euroradler“ aus der Mainspitze lesen sich wie ein Reiseführer zu den schönsten und interessantesten Orten in Europa. Auch wenn in diesem Jahr nur eine vielleicht beschaulich klingende Wochenfahrt nach Bad Belzig vor den Toren von Berlin ansteht – es ist genau 20 Jahre her, seit am 28. Mai 1992 die erste Tour startete – und so feiert die Truppe um ihren Chef und Organisator Thomas Will in diesem Jahr ein kleines Jubiläum.

Die Geschichte zu dieser Tour begann schon ein Jahr früher. Bei der Vorbereitung der Bischofsheimer Ferienspiele kam die Idee auf, einmal nach Bischofsheim in der Rhön zu radeln. Und so machten sich fünf wagemutige Betreuer auf den Weg, um per Fahrrad die Strecke auszukundschaften. Von den fünf jungen Bischofsheimern kamen nur vier auf dem Kreuzberg an und zu der Kinderradtour kam es nie – dafür wurde hinter dicken Klostermauern und nach dem ein oder anderen Klosterbier die Idee geboren, einmal in die damals neue polnische Partnerstadt Dzierzoniow zu radeln.
Ein Jahr später war es dann soweit: der Bischofsheimer Radfahrerverein und die örtliche SPD organisierten die Tour nach Dzierzoniow gemeinsam und am Donnerstag, 28. Mai 1992, trafen morgens um sechs Uhr zehn Mutige vor dem Rathaus ein, um sich auf den Weg in das Nachbarland zu machen: Richard Schulz, Jürgen Hasper, Willi Kraus, Manfred Pilz, Horst Harig, Gerd Gößwein, Dieter Wieland, Klaus Schindel und Thomas Will schwangen sich auf ihre Räder und fuhren in Richtung Aschaffenburg. Drei weitere Mitreisende folgten ein paar Stunden später mit dem Kleinbus.
Was damals mehr wie ein verlängerter Vatertagsausflug aussah, ist heute längst zu einer sportlichen Leistungsschau geworden. Baumwollshirts und Flatterjacken, Schildmützen und Turnschuhe und so manche Radlerhose ohne Sitzpolster – nimmt man einmal den ersten Tourentag aus (124 Kilometer bis nach Gräfendorf in Unterfranken), dann waren die Etappen mit 60 bis 80 Kilometer auch eher gemütlich als sportlich – und so war es nicht verwunderlich, dass neben kleinen Packtaschen auch schon mal ein Kindersitz genutzt werden konnte.
Aus der „Startergruppe“ sind zwanzig Jahre später noch Thomas und Carmen Will sowie Horst Harig und Willi Kraus dabei – und Karsten Will, der damals auf dem einen oder anderen Etappenteil in eben diesem Kindersitz saß.
In den kommenden Jahren war es dann mit der Gemütlichkeit vorbei. Schon 1993 war die Gesamtstrecke fast doppelt so lang – es ging nach England, in die zweite Partnerstadt Crewe and Nantwich. Danach hätte es eigentlich vorbei sein sollen mit den Radtouren, aber die englischen Gastgeber wollten unbedingt im kommenden Jahr in ihre zweite Partnerstadt radeln – und dies gemeinsam mit den Freunden aus Bischofsheim und Dzierzoniow. Also ging der Weg 1994 nach Burgund – und jetzt war an Aufhören nicht mehr zu denken. Das Reisefieber hatte die Bischofsheimer gepackt und die Ziele wurden immer ambitionierter.
So war es dann 1995 schon ein Abenteuer bis nach Tallinn zu fahren, die estnische Hauptstadt. Erst fünf Jahre zuvor hatten sich die drei baltischen Staaten aus dem sowjetischen Machtblock befreit und waren noch dabei sich selbst zu finden. In Lettland war die Ankunft der Radler aus Bischofsheim eine Meldung in den Abendnachrichten wert und in der Woche zuvor war die Fahrt zwischen Kaliningrad und Klaipeda auf der kurischen Nehrung ein einzigartiges Naturerlebnis. 
Die vielen Eindrücke und Erinnerungen, die oftmals langen Grenzaufenthalte im Osten, die Gastfreundschaft in der Türkei, der Eisenbahnerstreik in Portugal, die freilaufenden Hunde in Rumänien, die Nachtfahrten in Italien, der Schnee in Finnland und den Pyrenäen, das Hotelschiff mit dem „zweideutigen Angebot“ in Russland, die Euroradler haben keinen der weit über 30.000 gemeinsam gefahrenen Kilometer bereut. Und so ist es kein Zufall, dass zu den großen europäischen Touren mittlerweile zwischen April und Oktober wöchentliche Trainingsfahrten dazugekommen sind – ebenso eine Jahresabschlussfahrt im Herbst und so manche eingeschobene „kleine Tour“ in Deutschland.
Im Jubiläumsmonat sind die Euroradler am 4., 11., 14. und 22. Mai aktiv. Immer treffen sie sich um 18 Uhr in Bischofsheim im Hessenring 62 zu einer gemeinsamen Tour – in der Regel zwischen 40 und 50 Kilometer. Dazu kommt am 13. Mai die aktive Teilnahme am „Tag der offenen B 44: Der Kreis rollt“ und natürlich zwischen dem 25. Mai und 4. Juli an der Frühjahrstour nach Brandenburg.
Bereits fest auf dem Plan steht auch die nächste große europäische Tour: 2013 geht es nach Island. Zuvor aber, am Donnerstag, 7. März 2013, wartet im kommunalen Kino in Gustavsburg ein weiteres Highlight – dann berichten die Euroradler mit vielen Bildern und Geschichten aus ihrer 20-jährigen Geschichte. Wer nicht so lang warten möchte, der kann schon heute auf www.euroradler.de einen kleinen Eindruck davon bekommen. 

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